Man könnte Heinricis These folgendermaßen zusammenfassen: Sowohl die rhetorisch-weisheitliche Predigt des Apollos als auch seine Betonung der Taufe verstanden die Korinther in Analogie zu Mysterienkulten, und sie ließen die ihnen daraus bekannte Hochschätzung des Einweihungsrituals sowie die enge Ritualleiter-Initiand-Verbindung in der Folge der „Ähnlichkeiten“ in ihr Taufverständnis einfließen – mit dem Ergebnis, dass so die erste, nämlich die Apollosgruppe entstand.
Die sich auf Heinrici stützenden Exegeten greifen meist nur einen Aspekt aus seiner geschlossenen Argumentation auf und kommen davon ausgehend oft zu weitreichenden Schlussfolgerungen: Manche beziehen sich allgemein darauf, dass die Gruppenzugehörigkeit über die Taufe bestimmt wird. Für Schnelle etwa ist dies die einzige Erklärung dafür, „daß Paulus in diesem Zusammenhang überhaupt auf die Taufe zu sprechen kommt.“8 Conzelmann und Lietzmann hingegen benutzen diese Thesen als Hinweis darauf, dass Petrus in Korinth gewirkt habe.9 Andere wiederum greifen die missverstandene Taufpraxis (Überbewertung des Täufers) auf, welche dann direkt auf das Wirken Apollos zurückgeführt wird10 oder auch – ohne Apollos – auf Mysterienreligionen zurückgehe: Zwar sei den Korinthern die Absurdität der Fragen (1,13) bewusst, dennoch würden sie den Täufern „bleibende Heilsautorität“ zugestehen, da sie an eine „durch das Verständnis der Taufe als Mysterienhandlung gegebene, wesenhafte und bleibende Gebundenheit des Getauften an seinen Täufer“ glauben.11
Angesichts solcher spekulativen Folgethesen in der stückweisen Aufnahme Heinricis, ist die Kritik Schrages12 an einer Rückführung der Gruppenbildung auf einen Taufstreit durchaus verständlich.13 Jedoch gerät auch ihm in seiner Schlussfolgerung, eine „Überschätzung weisheitlicher Verkündigung“ sei Ursache für die Gruppenbildungen gewesen, aus dem Blick, dass dieser von Heinrici bei Apollos bereits verortete Aspekt geradezu Hand-in-Hand geht mit dessen weiterer Argumentation.
Befürworter wie Gegner der These Heinricis verkennen allerdings zumeist ihre Stärke, welche v.a. darin liegt, dass sie die Gruppenzuordnungen zwar mit der Taufe in Zusammenhang bringt, in „Taufstreitigkeiten“ aber keineswegs die einzige Ursache sieht, die direkt zu den Gruppenbildungen geführt habe. Heinricis Überlegungen zu mehreren ineinandergreifenden Einflussfaktoren sind Teil seiner grundsätzlichen vorangestellten Einschätzung der Situation in Korinth: „In Bezug auf Glauben und Sitte musste daher auch die sich selbst überlassene Korinthische Gemeinde einen Process der Klärung durchmachen, in welchem nicht ohne Irrungen die sicheren Grenzen gegen Judentum und Heidentum gefunden wurden.“14
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.