Wir können eine Phrase wie der Mann nun als NP wie in (33) oder als DP wie in (34) analysieren.
SpecDP ist z.B. besetzt, wenn ein pränominaler Genitiv auftritt, wie in (35).
D0 kann auch leer bleiben. Dies ist beispielsweise bei Eigennamen der Fall (vgl. (36)).
1.1.3 Grundannahmen des Grammatikmodells
Das bis hierher entworfene Bild entspricht dem Modell der Rektions- und BindungstheorieRektions- und Bindungstheorie (Chomsky 1981), das als T-ModellT-Modell bezeichnet wird, weil es wie ein umgedrehtes T aussieht (vgl. (37)).
Dieser Vorstellung nach entstammen die Wörter, die Bestandteil eines Satzes sind, dem mentalen LexikonMentales Lexikon. Wörter weisen einen LexikoneintragLexikoneintrag auf, dem neben phonologischer und semantischer Information auch Informationen zur ValenzValenz, d.h. zur Argumentstruktur,Argumentstruktur zu entnehmen sind. Das heißt, von einem Verb wie kaufen wissen wir z.B., dass es zwei Argumente hat, eine NP im Nominativ und eine NP im Akkusativ. Ebenfalls wissen wir, dass die erste NP interpretatorisch ein Handelnder ist (AgensAgens) (anders als diese NP im Falle von erhalten (EmpfängerEmpfänger) (Peter erhält einen Brief.) oder profitieren (BenefizientBenefizient) (Peter profitiert von Marias Monatskarte für die Straßenbahn.)). Die NP im Akkusativ wird im Fall von kaufen als das, womit etwas gemacht wird, verstanden (ThemaThema) (im Gegensatz zur Akkusativ-NP bei benutzen (InstrumentInstrument) (Hans benutzte ein Messer.) oder erreichen (ZielZiel) (Hans erreichte das Ziel.)). Diese inhaltlichen Füllungen der Argumentstellen werden als thematische RollenThematische Rolle (θ-Rollen) bezeichnet. (38) zeigt einen Lexikoneintrag für den Verbstamm weck-.
Das Verb hat zwei Argumente im Nominativ und Akkusativ, fakultativ kann zusätzlich eine PP auftreten. Das erste Argument erhält die θ-Rolle Agens, d.h. es gibt einen Handelnden, das zweite Argument ,erleidet‘ sozusagen etwas (PatiensPatiens), indem er/sie geweckt wird. Fakultativ kann angegeben werden, aus welcher Domäne er/sie geweckt wird (Traum, Schlaf, Koma).
Die X'-TheorieX'-Theorie erzeugt entlang ihrer Prinzipien die TiefenstrukturTiefenstruktur, die SOV-WortstellungSOV aufweist. Durch BewegungBewegung, beschränkt durch die drei Operationen von TopikalisierungTopikalisierung, FinitumvoranstellungFinitumvoranstellung und ExtrapositionExtraposition, wird die OberflächenstrukturOberflächenstruktur erzeugt. Diese Prozesse haben wir in Abschnitt 1.1.2 im Detail betrachtet.
Man hat nun entlang der Positionen, in denen die bewegten Elemente zu stehen kommen, BewegungstypenBewegungstypen klassifiziert:
Ist die Zielposition eine Kopfposition, handelt es sich um KopfbewegungKopfbewegung. Dies trifft auf die Bewegung von V0 zu I0 (zu C0) zu, d.h. die Flexion und Voranstellung des finiten Verbs.
Ferner unterscheidet man A(rgument)-Argument-Bewegung und Non-A(rgument)(A')-BewegungNon-Argument-Bewegung. Eine A-Position ist eine Position, der eine θ-Rolle zugewiesen werden kann. Eine A'-Position ist entsprechend eine Position, der keine θ-Rolle zugewiesen werden kann. SpecCP ist somit eine A'-Position, weil in dieser Position kein Element basisgeneriert ist. Elemente können nur aus dem Mittelfeld dorthin vorangestellt werden (und haben dann ggf. schon ihre θ-Rolle). SpecIP (durch das Subjekt besetzt) und die Komplementposition von V0 sind A-Positionen.
Die TopikalisierungTopikalisierung bzw. w-Bewegungw-Bewegung sind demnach jeweils Fälle von A'-Bewegung. A-Bewegung, die uns in unserer Darstellung oben nicht begegnet ist, liegt beispielsweise vor, wenn ein Element in die SpecIP-Position bewegt wird (vgl. z.B. Philippi & Tewes 2010: Kapitel 6). Die A'-Bewegung tritt zudem in zwei zu unterscheidenden Varianten auf. Wenn sie innerhalb eines Satzes vorkommt (wie in (39)), spricht man von kurzer A'-BewegungKurze A'-Bewegung.
(39) | a. | Wen1 hat Maria t1 eingeladen? |
b. | [Den Dirigenten]1 hat Maria t1 eingeladen. |
Sie kann aber auch über eine Nebensatzgrenze hinweg erfolgen, wie in (40). Man spricht dann von langer A'-BewegungLange A'-Bewegung.
(40) | a. | Wen1 meint Klara, dass Maria t1 eingeladen hat? |
b. | [Den Dirigenten]1 meint Klara, dass Maria t1 eingeladen hat. |
Da die erzeugte Struktur auch interpretiert und produziert/wahrgenommen werden muss, muss das Grammatiksystem auch Repräsentationen erzeugen, die hierfür relevante Informationen bereitstellen. Dies sind die Ebenen der Phonetischen FormPhonetische Form (PF) und der Logischen FormLogische Form (LF). Zwischen der Oberflächenstruktur und der LF sowie zwischen der Oberflächenstruktur und der PF gibt es wiederum mögliche Umstellungen. Hierbei handelt es sich einerseits um Bewegung, die man nicht sieht. Man spricht von coverter BewegungCoverte Bewegung oder LF-BewegungLF-Bewegung. Andererseits kann Bewegung auch sichtbar sein, aber keinen interpretatorischen Effekt haben. Dann liegt eine stilistische UmstellungStilistische Bewegung vor. Man spricht auch von PF-BewegungPF-Bewegung.
w-Interrogativsätzew-Interrogativsatz sind ein Beispiel für Strukturen, bei denen sprachliche Ausdrücke an anderen Positionen interpretiert werden, als in denen sie sich auf der Oberflächenstruktur befinden. In (41) weist das erfragte Akkusativobjekt eine tiefere Basisposition auf. Im Falle der Antwort kann die erfragte Konstituente in dieser Position erscheinen.
(41) | PF: Wen hat Peter getroffen? |
LF: Für welches x, x ist eine Person, gilt: Peter hat x getroffen. |
Im Deutschen entstehen derartige Fragen dadurch, dass eine w-Phrasew-Phrase an den linken Satzrand versetzt wird. Die Option, dass das w-Pronomen in der Basisposition verbleibt, besteht nicht. Dies ist nur unter deutlicher Akzentuierung des Pronomens in der Lesart einer Echo-FrageEcho-Frage möglich.
(42) | Peter hat WEN getroffen? |
Es gibt allerdings Sprachen, in denen für eine derartige Frage die w-Phrase nicht an den linken Rand bewegt wird. Im japanischen Beispiel in (43) befindet sich der w-Ausdruck in seiner Basisposition.