Während gedankliche Konzepte invariant und universal sind, müssen grammatische Kategorien nicht in allen Sprachen gleichmäßig vorhanden sein. Zum Beispiel verfügt das Chinesische über keine morphologische Kasusmarkierung, demgegenüber besitzt Deutsch vielgliedrige Kasussysteme. Lyons nimmt an, dass Definitheit als grammatische Kategorie nur in Sprachen realisiert ist, die overte Definitheitsmarkierungen (z.B. definiten Artikel, Affixe, Klitike usw.) haben.1 Genau aus der Betrachtung der Sprachen ohne overte Definitheitsmarkierung lässt sich festlegen, dass Identifizierbarkeit die prototypische Bedeutung von Definitheit darstellt:
It appears that in these languages with no definiteness marking it is, as an element of discourse organisation, to do with whether or not a referent is familiar or already established in the discourse – thus identifiability rather than inclusiveness. (1999:278)
Obwohl Definitheit prototypisch Identifizierbarkeit ausdrückt, gibt es Verwendungen ohne Bezug zur Identifizierbarkeit. Das könnte nach Lyons darin liegen, dass die diachrone Grammatikalisierung ein graduelles Prozess ist: Während Identifizierbarkeit zur Definitheit grammatikalisiert, entwickeln sich neue, heute übliche Verwendungsweisen.
Der Begriff Identifizierbarkeit ist schwer zu definieren. Es lässt sich fragen, wie viel Kenntnisse man braucht, um ein Ding zu identifizieren? Zu dieser Frage hat Lyons keine klare Antwort gegeben, sondern nur grob gesagt, dass man den Referenten einer NP identifizieren kann, wenn man weiß, wer er ist, oder etwas über ihn weiß (1999:7). Ein weiterer Versuch einer Definition erfolgt von Du Bois (1980:89): „A reference is counted as identifiable if it identifies an object close enough to satisfy the curiosity of the hearer.“ Lambrecht (1994:84) macht darauf aufmerksam, dass Definitheit eine diskrete (grammatische) Kategorie ist, während Identifizierbarkeit eine nicht-diskrete (kognitive) ist. Das heißt, dass NPn entweder definit oder indefinit sein müssen, demgegenüber ist Identifizierbarkeit ein graduelles Phänomen – Referenten können mehr oder weniger identifizierbar sein. Wo die Grenze zwischen definit und indefinit liegt, ist schwer zu bestimmen. Zudem kann es je nach Sprachen unterschiedlich sein. Dadurch wird erklärt, warum ein und derselbe Referent in einer Sprache als definit, in anderen Sprachen dagegen als indefinit markiert wird (s. Abschnitt 3.1).
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.