FRIEDRICH GLAUSER
Erinnerungen von
Emmy Ball-Hennings, J.R. von Salis,
Berthe Bendel, Hulda Messmer, Ernst
Messmer, Martha Meyer-Messmer,
Emil Gerber, Max Müller, Martha
Ringier, Josef Halperin, Friedrich Witz und Wolfgang Hart mann
Herausgegeben von Heiner Spiess und Peter Erismann
Inhalt
Emmy Ball-Hennings «Er nahm in Unbefangenheit und gierig das Leben auf.»
Josef Halperin «Die Tragik dieses Lebens ist sublim, weil sie den Sieg in der Niederlage enthält.»
Wolfgang Hartmann «Durch und durch war dieser junge Mensch von Kultur getränkt.»
Josef Halperin «Diese ungewöhnliche Widerstandskraft hat ihn vor dem Zerbrechen bewahrt.»
Emil Gerber «Sein Anliegen war das Väterliche der Fahndung.»
Martha Ringier «Alles Richten und Verdammen löste einen Aufruhr in ihm aus.»
In Angles, La Bernerie und Nervi Fotografien von Berthe Bendel, Hulda Messmer und Friedrich Glauser
Ernst Messmer «Er hatte nicht die Hände und die Kraft zum Umstechen.»
Max Müller «Im Zwiespalt zwischen Anlehnung und Auflehnung.»
Friedrich Witz «Flucht aus der Zeit in die Verzauberung.»
J. R. von Salis «Eine menschliche Wärme hatte uns einst einander nahegebracht.»
Vorwort
Friedrich Glauser wurde 1918 volljährig und gleichzeitig für den Rest seines Lebens entmündigt. Bis zu seinem Tod zwanzig Jahre später lebte er acht Jahre in Kliniken, zwei Jahre in der Fremdenlegion und fast fünf Jahre im Ausland. Nicht überraschend ist daher, dass es nur wenige Menschen gab, zu denen er einen engeren, gar über Jahre dauernden Kontakt hätte finden können. Kaum vorstellbar, wie wichtig ihm diese Freundinnen und Freunde gewesen sein mussten, die ihn schreibend auf den vielen Stationen seines Lebens begleiteten, die die Veröffentlichung seiner Ma nuskripte förderten oder ihm in seinen Auseindersetzungen mit Amtsstellen, Vormund und Klinikdirektoren beistanden. Die meisten dieser Menschen sind auch in diesem Buch vertreten, mit Zeugnissen ihrer Liebe und Wertschätzung zu Glauser.
Friedrich Glauser war bekannt als erfolgreicher und vielgelesener Autor von Feuilletons und Fortsetzungsromanen, die in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht wurden. Als Bücher erschienen von seinen sieben Romanen zu Lebzeiten lediglich zwei – Schlumpf Erwin Mord, mit dem von Glauser abgelehnten Titel Wachtmeister Studer, und Matto regiert, alle übrigen erst nach seinem Tod. Für die Verleger, Herausgeber, Regisseure und Publizisten, die sich nach seinem Tod um sein Werk gekümmert und sich darum verdient gemacht haben, sei hier Hugo Leber, der Herausgeber der vierbändigen Werkausgabe in Peter Schifferlis Arche Verlag erwähnt. Auf die Veröffentlichung ihrer Aufsätze und Essays zu Glauser haben wir verzichtet und uns ausschließlich auf Texte von Menschen beschränkt, die Friedrich Glauser persönlich gekannt haben.
Die meisten der dreizehn Beiträge wurden in den ersten Jahren nach dem Tod Glausers geschrieben und veröffentlicht, einige erst aus der Erinnerung nach längeren Jahren. Sehr verschiedene Menschen erinnern sich an Glauser: Emmy Ball-Hennings, die ihn kennenlernte, als sie die Kasse zur Sturm-Ausstellung in der Dada-Galerie im Sprünglihaus hütete. Wolfgang Hartmann, über dessen Biographie wir nichts in Erfahrung bringen konnten, hat Glauser während des Ersten Weltkriegs im Café Odeon kennengelernt und ist ihm in Ascona wiederbegegnet. Josef Halperin, der den Roman Gourrama in der Zeitung ABC veröffentlichte. Friedrich Witz, der Verleger der Zürcher Illustrierten, wo Wachtmeister Studer, Die Fieberkurve und Der Tee der drei alten Damen erschienen. Martha Ringier, die mütterliche maman Marthe, die Glauser erstmals 1935 in der Waldau besuchte und ihm bis zu seinem Tode verbunden blieb. Der Lyriker Emil Gerber, der Glauser anlässlich der Lesung im «Rabenhaus» kennenlernte und in den Glauser-Verfilmungen von Leopold Lindtberg mitspielen sollte: als Pfleger Jutzeler in Matto regiert und als Arbeiter in Ellenbergers Pflanzschule in Wachtmeister Studer. Max Müller, Glausers Arzt und Psychoanalytiker, in dessen Familie Glauser Aufnahme und Wärme gefunden hat. Und J.R. von Salis, der Glauser 1932 in Paris begegnete.
Berthe Bendel lernte Friedrich Glauser im Spätsommer 1933 in der Klinik Münsingen kennen, an einem Fest mit Musik und Tanz, eine Szene, die Glauser-Leserinnen und -Lesern nicht unbekannt ist. Martha Meyer-Messmer, Hulda Messmer und Ernst Messmer erzählen von den Besuchen bei ihrer Schwester Berthe Bendel und ihrem künftigen Schwager Friedrich Glauser in Angles und La Bernerie, der vielleicht glücklichsten Zeit in seinem Leben. Aus dieser Zeit stammen auch die Fotografien zu den drei letzten Stationen in Glausers Leben, die zu den wenigen Bildern gehören, die von Glauser bekannt sind. Sowenig er im literarisch-publizistischen Mittelpunkt stand, sowenig war er Objekt der fotografischen Neugierde. Umso wertvoller auch diese Dokumente, die wir Berthe Bendel, Hulda Messmer und ihm selber verdanken.
Heiner Spiess
Zur Neuausgabe
Der vorliegende Erinnerungsband an Friedrich Glauser erschien erstmals 1996, anlässlich des hundertstens Geburtstages des Schriftstellers und als Begleitpublikation zur Ausstellung «Friedrich Glauser» im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern, welche anschließend noch in Zürich, Liestal, Berlin und Wien präsentiert werden konnte. Das Buch war damals relativ schnell vergriffen, wurde aber vom Publikum regelmäßig nachgefragt. Umso erfreulicher ist es nun, dass sich der Verlag, zwölf Jahre nach der Erstpublikation und anlässlich des 70. Todestages von Glauser, für eine Neuausgabe entschieden hat. Der Inhalt des Bandes ist unverändert. Jedoch haben wir uns dazu entschlossen, die drei Bildteile mit den Fotografien von Glauser und den Geschwistern Bendel-Messmer im Mittelteil des Buches in einem Beitrag zusammenzulegen und auf separates Papier zu drucken. Dadurch erfahren die seltenen Dokumente eine