Mit der achtsamkeitsbasierten Wahrnehmungsschulung wie sie Thich Nhat Hanh lehrt oder die mittlerweile weltweit verbreitete MBSR-Methode – Mindfulness-Based-Stress-Reduction – nach Jon Kabat Zinn wurden Strukturen feiner Selbstwahrnehmungsmöglichkeiten geschaffen. Das Erlernen eines achtsamkeitsbasierten Selbstmitgefühls schult die Empathie-Fähigkeit für sich selbst und für andere – eine Voraussetzung für emotionale Intelligenz und emotionale und psychosoziale Kompetenz.
Achtsamkeit meint reine Wahrnehmung ohne Bewertung. Durch Achtsamkeitstraining können neuronale Aktivitäten angeregt werden, die andauernde positive Veränderungen im Gehirn verursachen, wie neuropsychologische Forschungsergebnisse zeigen. Dass der Körper bei allem, was wir erleben, mitreagiert, haben Körpertherapeuten schon immer intuitiv vorausgesetzt. Bewiesen ist es durch Antonio Damasio, der unter anderem erforscht hat, dass jedes Erleben mit Körperreaktionen verbunden ist. Diese sind bereits eine halbe Sekunde vorausgegangen, bevor das Ereignis überhaupt in unser Bewusstsein vordringen konnte. Unser Körper ist also in allem einen Tick schneller als unser Bewusstsein. Jeder Gedanke, jedes Gefühl, jedes Erlebnis geht mit körperlichen Reaktionen einher.
So erscheinen mir die auf diesen Prinzipien aufgebauten achtsamkeitsgeleiteten humanistischen Psychotherapien natürlich und heilsam. Den Körper nicht in eine Therapie mit einzubeziehen erschiene mir genauso fremd, wie seinen Verstand nicht zu benutzen. Es bedarf Körper, Seele, Geist und Verstand von Klient*in und Therapeut*in, um sich der Komplexität eines menschlichen Wesens halbwegs anzunähern. Das tiefere Wissen eines Menschen um sich selbst sollte mit in die Therapie einbezogen werden. Die Psychotherapeut*innen können mit den Theorien und der Haltung der humanistisch-psychotherapeutischen Therapien unter der Einbeziehung des Körpers dazu beizutragen, auf all die Verletzungen, Narben, Konflikte und Erkrankungen von Klient*innen, Patient*innen und sich selbst heilsam zu wirken sowie die Ressourcen zu fördern.
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Psychotherapeutische Grundhaltung und Ideen
Humanistische Psychotherapien beinhalten Grundideen von Empathie, Authentizität und Stimmigkeit.
Den Klient*innen wird ein Raum für Selbstwahrnehmung, Selbstexploration durch die Therapeut*innen gegeben, in achtsamer, nicht wertender, akzeptierender Atmosphäre.
Es wird von der inneren Weisheit der Klientinnen und Klienten, von der Kreativität und der Eigenverantwortung eines jeden Menschen ausgegangen.
Es wird davon ausgegangen, dass jeder Mensch Ressourcen und Resilienzfaktoren hat und es eine Salutogenese gibt.
Es wird von einer Körper-Seele-Geist-Einheit ausgegangen sowie von einer organismischen Selbstregulation.
Von Martin Buber stammt die Grundidee der existenziellen authentischen Begegnung im Jetzt von zwei Menschen, der Ich-Du-Begegnung, eines dialogischen Prinzips, eines gleichberechtigten Kontaktes.
Therapeut*in und Klient*in treten in einen dialogischen interpersonellen Kontakt.
Die Klient*innen können auch mit sich in eine intrapersonelle Interaktion zwischen ihren Ich-Zuständen oder zwischen unterschiedlichen Persönlichkeitsanteilen treten.
Es wird von einer Vielfältigkeit und Vielschichtigkeit der Persönlichkeit ausgegangen.
Die Denkweise ist ganzheitlich und systemisch.
Es besteht die Annahme der Sinnhaftigkeit von Symptomen und von Zusammenhängen mit der erlebten Geschichte.
Die Haltung der Therapeut*in den Klient*innen gegenüber
Die Haltung gegenüber den Klient*innen ist offen, neugierig, interessiert, achtsam, authentisch, empathisch, zuversichtlich, Vertrauen vermittelnd, verbunden, stimmig, gelassen und ruhig, nicht wertend und unparteiisch. Den Klient*innen wird mit Respekt und Wertschätzung begegnet. Die Therapeut*innen arbeiten auf Augenhöhe mit den Klienten. Sie sollten nicht besserwisserisch sein. Sie folgen den Klient*innen und eilen ihnen nicht voraus. Es besteht zwischen Arzt/Therapeut*in und Patient/Klient*in eine professionelle Beziehung, die gleichermaßen abstinent wie professionell empathisch und von Menschenliebe geprägt ist. Sie respektiert und akzeptiert stets die eigenen und die Grenzen des Gegenübers. Sie ist frei von jeglicher persönlicher Vorteilsnahme, emotionaler, körperlicher oder gar sexueller Grenzverletzung.
In einer nicht angestrengten Atmosphäre mit der nicht bewertenden und präsenten Gegenwart der Therapeut*innen erfahren die Klient*innen Raum für ihre Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion. Hier können sie ihre Problematik, ihre Konflikte, ihre Verletzungen, ihre sie traumatisierenden Erlebnisse bearbeiten. Sie lernen, sich und ihre Geschichte anzunehmen, zu akzeptieren, sie auch emotional und im Kontext ihrer Sozialisation zu verstehen und jetzt von früher zu unterscheiden. Blockierte und unterdrückte Gefühle können sie in sich erleben, erkennen und verstehen.
So können sie sich finden und zu dem Menschen entwickeln, der sie werden können, freier, natürlicher. Sie lernen wieder auf ihren Körper und auf sich selbst zu vertrauen.
Die Klient*innen machen korrigierende Erfahrungen in der Therapie durch die Person der Therapeut*innen. Die achtsame Schulung der Wahrnehmung für alles, was im Körper oder in der Umgebung vor sich geht, ist ein wesentlicher Baustein in den körperorientierten humanistischen Therapieverfahren. Achtsamkeit und Gewahrsein können geübt werden. Durch die neuronale Plastizität des Gehirns entstehen so neue neuronale Netzwerke, die Veränderungen nachhaltig machen können.
Die Haltung der Therapeut*innen sich selbst gegenüber
Die empathische, respektvolle, wertschätzende, jedoch nicht wertende Haltung gegenüber den Klient*innen gilt genauso auch für die Therapeut*innen sich selbst gegenüber.
Ihr mentaler und ihr physischer Resonanzboden ist ihnen vertraut. Sie sind selbsterfahren, kennen sich gut und lernen sich immer besser kennen.
Sie differenzieren Übertragungs- und Gegenübertragungsgefühle und agieren sie in der Therapie nicht aus.
Sie können ihren Resonanzboden als Diagnostikum und Therapeutikum nutzen.
Die Haltung der IIFS-Therapeut*innen und der Umgang mit eigenen Anteilen wird in Teil 4 ausführlich beschrieben. Sie beinhaltet die vorigen Punkte; zusätzlich möchte ich hier schon einige Charakteristika erwähnen:
In der IIFS arbeiten die Therapeut*innen aus sich SELBST heraus und/oder mithilfe entlasteter Therapeuten-Teile.
Sie beziehen natürlich die körperliche Wahrnehmung und Körpersprache bei sich und den Klienten mit ein.
Sie können den intrapsychischen und interpersonellen Dialog aus sich SELBST heraus führen und sprechen nicht aus ihren Therapeuten-Teilen heraus.
Die Beziehungsebenen gestalten sich sowohl intrapsychisch im eigenen System wie interpersonell zwischen dem System des Klienten und der Therapeuten. Die Therapeuten haben beide Ebenen im Gewahrsein.
Geschieht die Arbeit aus den SELBST-Qualitäten heraus, in Verbundenheit mit den Persönlichkeitsanteilen, wie es die systemische Therapie mit der inneren Familie vorsieht, kann sie lebenslang Freude bereiten, kann gleichsam leicht, überraschend wie tiefgründig sein, sich entwickeln und ist unangestrengt.
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Die Achtsame Wahrnehmungsschulung
Achtsamkeit
Achtsamkeit ist eine dem Menschen innewohnenden Fähigkeit des Bewusstseins, sich selbst und seine Umgebung im gegenwärtigen Moment wahrzunehmen. Zwar absichtsvoll, jedoch ohne Bewertung, richtet sich die Aufmerksamkeit auf das, was im Moment wahrzunehmen ist: Körperempfindungen, Gedanken, Gefühle, Erfahrungen, innere Bilder, Fantasien u.v.a.m. Es entsteht ein Gewahrsein und gleichzeitig