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musst da nicht rein, Naomi.« Das war Dads Stimme. »Ich sehe doch, dass dich das fertigmacht. Wenn du willst, mach ich dir warmes Wasser in eine Schüssel, dann kannst du dich in deinem Zimmer waschen. Wenn du willst, kannst du dich immer da waschen.«

      Ich schüttelte den Kopf und die Erinnerungsblase platzte.

      Auf einer Seite des Kellers stapelten sich unzählige Gartengeräte und Werkzeuge. In einer Ecke entdeckte ich eine kaputte Schubkarre.

      Ich kam unten an. Colleen war gerade dabei, Buntes von Weißem zu trennen. Sie trug ihr rot-gold-grünes Kopftuch. Pinke Slipper mit Monstergesicht umkuschelten ihre Füße.

      »Oh, du hast mich erschreckt«, schmunzelte Colleen. »Willst du dein Frühstück?«

      »Ich mach mir selbst was«, erwiderte ich.

      Colleen schaute auf die DVDs in meinen Händen. »Hast du gut geschlafen?«

      »Ja, besser als die Nacht davor.«

      »Was möchtest du zum Frühstück?«

      »Ich hätte gerne Speck und Rührei.«

      »Gib mir noch ein paar Sekunden, dann …«

      »Ich kann mir selbst Frühstück machen«, fiel ich ihr ins Wort.

      »Ich bin sicher, dass du das kannst.«

      »Für meinen Dad hab ich auch immer Frühstück gemacht«, sagte ich. »Jedenfalls wenn was im Kühlschrank war.«

      Ich drehte mich um, wollte wieder die Treppe rauf. »Hätte ich fast vergessen«, sagte ich. Ich übergab die DVDs. »Hier, kannst du wiederhaben. Ist nichts dabei, worauf ich stehe. Ist alles ganz schön alt … tut mir leid wegen gestern Abend.«

      »Danke, Naomi. Der Grund, warum …«

      Bevor Colleen ihren Satz beenden konnte, hatte ich mich schon umgedreht und war wieder hochgelaufen. Ich wollte sie nicht beleidigen, aber so früh am Morgen war ich noch keinem Vortrag gewachsen. Und ich hatte echt Hunger.

      Rühreier und drei Scheiben Speck später setzte Colleen sich zu mir an den Küchentisch. Ich schaute sie an, kippte mir noch mehr braune Sauce auf meinen Teller. Ein großes Glas Cola stand daneben.

      »Danke noch mal, dass du die DVDs zurückgegeben hast«, sagte Colleen. »Und dass du dich entschuldigt hast. Ich wollte sagen, der Grund, warum wir Sharyna keinen DVD-Player in ihrem Zimmer erlauben, ist, dass wir nicht noch mehr Ablenkungen für sie wollen. Ist so schon schwer genug, sie abends dazu zu bringen, den Fernseher auszumachen.«

      »Ihr habt doch auch einen DVD-Player im Zimmer«, wandte ich ein. »Sogar Blu-ray. Und Pablo hat nicht mal einen Fernseher.«

      »Tony und ich müssen ja auch keine Hausaufgaben machen«, sagte Colleen. »Und wir lernen auch nicht lesen. Als wir angefangen haben, Pflegekinder aufzunehmen, bekamen sie immer alles, was sie wollten, in ihr Zimmer. Spiele, Fernseher, alles. Aber man lernt aus der Erfahrung.«

      »Die beiden haben bei mir angeklopft«, sagte ich. »Und ich wollte ihnen zeigen, dass wir Freunde sind. Ich wollte nicht, dass sie Angst vor mir haben … manchmal passiert mir das.«

      Colleen nickte. »Das verstehe ich«, sagte sie.

      »Gut, dass wir uns da einig sind«, sagte ich.

      »Ist nur so, ich glaube nicht, dass sie schon mal irgendwas dieser Art gesehen haben …«, Colleen stammelte, »wie das, was du ihnen gestern gezeigt hast. Sharyna hatte eine ganz schlechte Nacht.«

      »Aber Pablo fand’s toll«, verteidigte ich mich. »Er hat sich weggeschmissen vor Lachen.«

      »Ich glaube nicht, dass es ihm gefallen hat, Naomi. Kinder in seinem Alter tun manchmal so, als würden sie etwas toll finden.«

       Wieder Sozialarbeitergequatsche.

      »Horrorfilme haben mir nie was ausgemacht«, sagte ich. »Hab sie geguckt, seit ich sechs war. Mum ist immer zum Woodside Market und hat welche gekauft, für eins fünfzig das Stück. Später, wenn Dad weggetreten war und ich nicht in die Schule konnte, weil ich mich um ihn kümmern musste, hab ich sie nachmittags geguckt. Und Kim im Heim kennt so einen Koreaner, der DVDs verkauft. Er will fünf Pfund für eine, aber Kim gibt ihm nur drei. Die kann gut handeln.«

      »Nicht jedes Kind ist wie du, Naomi. Viele bekommen Albträume.«

      »Ich bin kein Kind!«, protestierte ich.

       Hätte nicht laut werden sollen. Louise lag mir ständig deshalb in den Ohren.

      Ich senkte meinen Ton. »Hatte Sharyna wirklich einen richtigen Albtraum?«

      »Nein, aber sie hat sehr lange gebraucht, bis sie eingeschlafen ist«, sagte Colleen. »Ich musste ihr lange vorlesen.«

      »Sie hätte was sagen sollen. Dann hätte ich’s ausgemacht.«

      »Das wird sie nicht machen, Naomi. Sie will, dass du sie für cool hältst.«

      Dagegen konnte ich nichts sagen. Warum hätte Sharyna nicht so cool sein wollen wie ich?

      Ich trank den Rest meiner Cola. Colleen sah mir zu, wie ich mir die Lippen leckte und das Glas auf den Tisch stellte. »Wann kommt Louise dich abholen?«, fragte sie.

      »Um zwölf«, erwiderte ich. »Sie geht mit mir mittagessen. Hab sie seit Monaten gefragt, ob wir nicht mal zu dem TGI in Cranerley gehen können, aber so viel will sie nicht lockermachen. Sag ihr nicht, dass ich’s gesagt hab, aber Louise ist Baronin Billo. Kims Sozialarbeiterin ist mit ihr zu TGI, und als Nats fünfzehn geworden ist, war sie mit ihrer bei Harvester. Aber Louise macht mit mir auf Getto, wir gehen immer nur zu McD oder Zubaretti’s Fish and Chips an der Ashburton High Street.«

      »Soll ich dir schnell die Haare fertig machen, bevor du los musst?«

      »Na klar … ich meine, ja bitte! Will nicht raus und aussehen, als hätten sie mich bei Fluch der Karibik nicht mehr genommen.«

      »Okay. Dann geh duschen, danach steh ich dir zur Verfügung.«

      Ich spülte schnell noch die Pfanne, den Teller und mein Glas und trocknete ab. Als ich alles in den Schrank geräumt hatte, merkte ich, dass Colleen mich beobachtete. »Danke, Naomi«, sagte sie.

      Bei den Lokalnachrichten ging gerade die Mittagsschicht zu Ende. Wieder ein Bandenmord in Crongton. Sie hatten einen fünfzehnjährigen Brother mit dem Spitznamen Joe Grine gefunden, er hatte abgestochen im Crongton Stream in der Nähe von Gulley Wood gelegen. Affe kniet auf Nagelbrett! Ashburton ist schon toxisch genug, aber so wie die sich in Crongton bekriegen, hätte ich echt keinen Bock, dort zu wohnen.

      Ich schnappte mir die Fernbedienung und zappte durch die Musiksender. Zu viel Werbung. Es klingelte. Colleen ging hin.

      In der Diele hörte ich Louise. Ich drehte die Lautstärke runter und spitzte die Ohren, um was von der Konvo mitzuschneiden. »Tut mir leid, bin spät dran«, sagte Louise. »Hatte noch einiges an Papierkram abzuarbeiten. Alles in Ordnung? Gab’s Probleme?«

      Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen und hielt mir den Mund zu.

      »Äh, na ja«, räumte Colleen ein. »Wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit wegen Naomis DVD-Sammlung. Sie hat Pablo und Sharyna erlaubt, bei einem Film mitzugucken.«

      Meine Mad-Killer-Driller-DVD erfreute sich allgemein keiner großen Beliebtheit.

      »Oh«, erwiderte Louise. »Die hätte ich ihr abnehmen sollen. Leider scheinen ihre Freundinnen auch drauf zu stehen.«

      »Sie war ein bisschen ungehalten, als Tony sie ihr weggenommen hat«, sagte Colleen. »Woraufhin sie in unser Zimmer gegangen ist und einige unserer DVDs einkassiert hat, aber heute Morgen hat sie sie zurückgegeben und sich entschuldigt. Also alles wieder in Ordnung.«

      »Gut«, sagte Louise.

      »Kaffee?«, bot Colleen an.

      »Das