Welt der Schwerter. E. S. Schmidt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: E. S. Schmidt
Издательство: Bookwire
Серия: Welt der Schwerter
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783948695613
Скачать книгу

      

      E. S. Schmidt

      Welt der Schwerter

      Band 2

Verlagslogo

      High Fantasy

      Inhaltsverzeichnis

      1 Welt der Schwerter

      2 Kapitel 1

      3 Kapitel 2

      4 Kapitel 3

      5 Kapitel 4

      6 Kapitel 5

      7 Kapitel 6

      8 Kapitel 7

      9 Kapitel 8

      10 Kapitel 9

      11 Kapitel 10

      12 Kapitel 11

      13 Kapitel 12

      14 Kapitel 13

      15 Danksagung

      16 Impressum

      Orientierungsmarken

      1 Inhaltsverzeichnis

      Kapitel 1

      Ein hartes Land lehrt die Menschen, dass sie einander brauchen.

      – 15. Akh’Eldash, 48. Eintrag, Vers 2

      Felle, Decken und der Schleier vor ihrem Gesicht schützten Lynn vor der Kälte der winterlichen Thulmark. Umso beißender war die Kälte in ihrem Inneren.

      Sie trug wieder den Loron-Uhn, den Schleier mit dem eingearbeiteten Stirnreif, der den No’Ridahl auf ihrer Stirn verbarg, aber zugleich auch ihr Gesicht. Durch das zarte Gewebe betrachtete sie die drei Männer, die vor ihr ritten: an der Spitze ein Soldat in der roten Uniform Galathräas, hinter ihm der Rotschopf Dendar und neben diesem ritt Coridan.

      Coridan, Graf von Thul. Der Anblick seines schwarzen Haars, des breiten Rückens und des Wolfspelzes über seinen Schultern war schmerzlich vertraut. In den vergangenen Tagen waren sie sich so nah gekommen. So geborgen hatte sie sich in seiner Nähe gefühlt, und für eine kurze Zeit hatte sie zu hoffen gewagt, er würde mehr in ihr sehen als nur die Braut seines Bruders. Doch nun waren sie gerettet, und alles was zwischen ihnen gewesen war, schien so endgültig zerstört wie zersplittertes Glas.

      Seit ihrer Rettung hatte Coridan kein Wort mehr an sie gerichtet, sie keines Blickes gewürdigt. Lag das nur daran, dass diese Männer sie nun begleiteten? Oder war es, weil sie ihm ihr Herz offenbart hatte? Einem Mann wie ihm, der nur der Pflicht lebte, musste diese Enthüllung wie eine Aufforderung zum Verrat erschienen sein. Sie hätte sich ihm auch nie geöffnet, wäre ihre Lage nicht so verzweifelt, ihr beider Tod nicht so unabwendbar erschienen – und hätte er nicht den No’Ridahl erblickt, jenes Mal, das sie seit ihrer Salbung auf der Stirn trug. Es machte sie zur Akh’Eldash, zur Hohepriesterin, zur Braut des Kronprinzen und zukünftigen Königin von Galaträa. Es enthielt die Kraft der Göttin selbst.

      Der Anblick des No’Ridahl hätte in Coridans Herz die Liebe zu ihr wecken müssen. Dennoch war er noch immer der stoische Krieger, als den sie ihn kennengelernt hatte. Wie konnte er gefeit sein gegen die Macht der Göttin, und das, wo doch umgekehrt ihr Herz sich so schmerzlich nach ihm verzehrte?

      Das also bedeutete es zu lieben: Schmerz und Schwäche. Es bedeutete, dem anderen die Macht zu geben, zu verletzen. Sie war dumm gewesen, das zuzulassen, und es würde nie wieder geschehen. Sie war die Akh’Eldash. Daraus allein würde sie ihre Stärke ziehen, nicht aus der Liebe eines Mannes.

      Sie packte die Zügel ihres Dinjis fester. Die genügsamen, trittsicheren Tiere, denen das braune Zottelfell eisverkrustet über die Augen hing, trugen sie langsam, aber stetig in Serpentinen hinab, der Ebene von Galathräa entgegen.

      Lynn räusperte sich vorsorglich, um jede Schwäche aus ihrer Stimme zu vertreiben, dann rief sie Dendars Namen.

      Der Rotschopf drehte sich im Sattel zu ihr um und ließ sein Tier zurückfallen, bis er neben ihr ritt. Er vermied es, sie anzuschauen, als fürchte er, der No’Ridahl könne seine Wirkung durch den Lorun-Uhn hindurch entfalten.

      »Gesalbte?«

      »Ich hoffe, Ihr habt gut auf Blinthe achtgegeben.«

      »Natürlich, Gesalbte. Eure Zofe erwartet Euch voller Ungeduld auf Gut Fengajahr.«

      Der Herr von Gut Fengajahr besaß keinen Adelstitel, keine heraldischen Farben. Allerdings trug der Mann an der Spitze ihres kleinen Zuges eine heraldische Schärpe über der roten Uniform. Zwei weitere solche Soldaten bildeten die Nachhut.

      »Ich sehe«, sagte Lynn, »Ihr konntet Euch die Hilfe des Hauses Etharold sichern, aber liegen dessen Ländereien nicht viel weiter südlich?«

      »Prinz Siluren hat diese Unterstützung geschickt.« Dendar gab das nur widerwillig zu. Er hatte aus seiner Geringschätzung für den Prinzen nie einen Hehl gemacht. »Herzog Etharold ist mit einem Heer auf dem Weg nach Norden. König Krolan von Oneräa hat Elsthorn angegriffen.«

      Unwillkürlich sah sie zu Coridan hinüber. Heer, Angriff – das waren erschreckende Worte. Coridan hatte ihr versichert, im Winter würde kein Krieg geführt, doch offenbar hatte sich der König von Onereäa nicht an diese Regel gehalten.

      War es nicht überhaupt seltsam, dass Männer Regeln für das Führen von Krieg schufen, statt einfach eine Regel gegen den Krieg an sich? Aber vielleicht war das die einzige Möglichkeit. Was man nicht verhindern konnte, dem musste man zumindest Grenzen setzen.

      »Ist Prinz Siluren auf Gut Fengajahr?«

      »Nein, Gesalbte. Er war auf dem Weg nach Bethelgard, weil er dort einen weiteren Angriff …«

      »Wir sollten absteigen!«, rief der Mann an der Spitze und hob die Hand. Vor ihnen war eine Gerölllawine abgegangen, und Schnee und Steine bedeckten den Weg. Die Männer stiegen ab, um die Tiere am Zügel zu führen. Niemand verlangte das von Lynn, und sie bot es auch nicht an. Coridan nahm die Zügel ihres Dinjis, sah dabei aber nicht ein einziges Mal zu ihr auf.

      Mit gelassener Ruhe suchten sich die Tiere ihren Weg über das Geröll, doch dann wurden sie langsamer. Schließlich blieb das vorderste ganz stehen und auch die anderen stemmten die Hufe ins Geröll. Die Tiere hatten etwas gewittert.

      Diesmal verstand und teilte Lynn die Unruhe der Männer. Wachsame Blicke, gezogene Schwerter. Lynn kauerte sich noch tiefer in ihre Felle, als könnten die sie schützen.

      »Dort!«, sagte Coridan schließlich. Er stieg den Lawinenhang einige Meter bergan und dann sah sie es auch: Etwas Farbiges. Stoff vielleicht. Eine grüne Jacke. Das war Riehm, der Anführer der Männer, die sie verschleppt hatten.

      Lynns Hände begannen zu zittern. Die Geschehnisse lagen erst ein paar Stunden zurück, und die Erinnerung brach auf wie eine frisch verschorfte Wunde: ihre Gefangenschaft, gefesselt in dem Unterstand, ohne Mantel der beißenden Kälte ausgesetzt. All das, um Coridan zu einem Kampf zu zwingen. Einem ungleichen Kampf, fünf gegen einen, den Coridan trotz allem für sich entschieden hatte.

      Coridan sprach jetzt mit Riehm. Er stand zu weit entfernt, die schneegefüllte Weite verschluckte seine Worte, doch er klang fordernd. Vermutlich wollte er wissen, in wessen Auftrag Riehm gehandelt hatte, denn es war mehr als unwahrscheinlich, dass der die Akh’Eldash aus eigenen Stücken entführt hatte. Auch Riehms Antwort war nicht zu verstehen.

      »Du lügst!«, herrschte Coridan den Mann plötzlich an. Riehm hob abwehrend eine Hand. Dann griff er in seine Jacke und zog etwas hervor: einen Brief, den Coridan entfaltete. Einen Augenblick lang starrte er darauf, reglos, wie eingefroren. Nur eine Ecke des Papiers winkte träge im kalten Luftzug. Schließlich reckte Dendar den Hals. »Was ist das?«

      Coridan blickte herüber. »Nichts!« Er faltete das Dokument zusammen und schob es unter sein Wams, während er zu seinem Dinji zurückkehrte.

      »Trägt es ein Siegel?«, fragte Dendar. »Daraus ließe sich vielleicht