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Bemerkungen
Nützliche Suchbegriffe
Schulung
Schlussbemerkungen
Vorwort
Outdoor-Guiding … ein lebendige Tradition alter Kulturwerte
Als ich Hans-Peter Hufenus 1994 kennen lernte, entsprach er meinem Klischee eines »wilden« Mannes: athletisch gebaut, gegerbt von Wind und Sonne, graue Schläfen, die das stechende Blau der Augen betonen und umhüllt von einer Aura des Abenteuers. Dass er der Leiter einer gewissen »Wildnisschule« sein sollte, wunderte mich gar nicht, im Gegenteil. Nur allzu gut konnte ich mir vorstellen, wie Herr Hufenus seine Wege durch die Wildnis schlägt, reissende Bäche durchquert, Berge erklimmt und sich, wer weiss, gegebenenfalls sogar von Liane zu Liane schwingt – er war zweifelsohne der Typ für solcherlei Aktionen. Etwas misstrauisch war ich aber im Hinblick auf den Lehrstil in seiner Wildnisschule. Ich malte mir Mutprüfungen aus, die man zu bestehen hätte, waghalsige Manöver im unwegsamen Gelände und derartige Dinge mehr, für die ich von Natur aus wenig Begeisterung mitbringe.
Mit entsprechender Vorsicht begab ich mich in unsere ersten gemeinsamen Outdoor-Erlebnisse, die geraume Zeit später folgen sollten. Ich war auf Spektakuläres, Grenzüberschreitendes eingestellt oder erwartete zumindest, dass mich der erfahrene Wildnisexperte bei jeder Gelegenheit in die Besonderheiten der Vegetation, in die Bewegungen des Wetters oder in das Spurenlesen wilder Tiere einwies. Nichts von alledem. Wir zogen oberflächlich betrachtet ganz ohne »special effects« dahin. Durch den Wald und den kleinen Canyon, die Wiese hinauf, eine Zeit auf einem Weg, dann wieder querfeldein, dem Bach entlang… der Outdoor Guide mal neben mir, dann wieder weit hinten oder ein gutes Stück voraus, ganz selbstverständlich in seiner Bewegung, seinem Tempo. Es dauerte eine Weile, ehe ich dem Frieden trauen und damit auch wahrnehmen konnte, dass die Besonderheit dieses Abenteuers nicht in atemraubenden Passagen, sondern in jener Selbstverständlichkeit und Gelassenheit lag, mit der sich Hans-Peter Hufenus draussen in der Natur bewegte. So als wäre er dort draussen zu Hause, nicht mehr und nicht weniger. Nicht das Aussergewöhnliche hat mich aufmerksam werden lassen, sondern das Alltägliche.
Auf dieselbe natürliche Art begleitet und leitet er Menschen, Gruppen und Kurse, in der Natur. Das konnte ich dann bei unserer gemeinsamen Arbeit vielfach erleben. Er stellt seine Erfahrung ohne grosses Aufsehen zur Verfügung führt Menschen an Plätze, an die sie nie gekommen wären, sichert dort, wo es nötig ist, und vor allem lässt er den Raum, den es braucht, damit auch andere ihren eigenen, natürlichen Stil des Draussenseins entwickeln können.
Vermutlich waren es auch diese Qualitäten, die dazu beigetragen haben, dass jene bescheidene und doch prägnante Weise des »Outdoor-Guiding« in den vergangenen zwanzig Jahren zu einer Marke geworden ist, die von vielen Menschen, vielen ausgebildeten wie lehrenden Outdoor-Guides – in hoher und eigenständiger Kunst gelebt wird.
Aus der ehemaligen Wildnisschule ist 2002 das Institut planoalto hervorgegangen, das in seinem innovativen Spektrum an beraterischer und pädagogischer Arbeit in und mit der Natur immer den Basishaltungen und Basistechniken des Draussenseins verbunden bleibt. Sich unter freiem Himmel orientieren, in Landschaften und in Elementen bewegen, ein Feuer pflegen, sich einen guten Lebensort in der Wildnis einrichten können – das sind alte Kulturwerte, die darin praktiziert, so erhalten und weiter gegeben werden.
Unter Anbetracht der heutigen gesellschaftlichen Themen, die sich mehrheitlich um Wirtschaft, Finanzen, Kriegswirren und Energieressourcen drehen, scheint die Hinwendung zum einfachen Draussensein irrelevant – manchen vielleicht sogar ignorant.
Ja, aber wer weiss? Vielleicht können auch die Kompetenzen des Outdoor-Guiding jenen konkreten Erdenbezug herstellen, den es braucht, um gute Ideen und ebensolche Handlungskraft für unsere gegenwärtigen Herausforderungen zu finden?
Ob aus sportlichen, sozialen, ökologischen oder leadership Motiven heraus, schön und beachtlich ist, dass jenes Handbuch für Outdoor-Guides nun in der dritten Auflage vorliegt.
Es ist kein Buch der Detailinformationen, sondern vermittelt Wesentliches und Praktisches für den beruflichen »Alltag unter freiem Himmel«. Es gibt auf kurzweilige Art, belebt von Geschichten aus der Praxis, Einblick in das, was man heute »planoalto-Kultur« bezeichnen kann, so erklärt sich auch das „wir“, das im Text oft an den Leser wendet.
Auf dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, in diesem Handbuch viele interessante Anregungen und praktische Leitlinien finden mögen und die Freude und Lust am Draussensein wächst!
Astrid Habiba Kreszmeier | Mai 2009 |
Erste Impulse
Outdoor, einst und heute
Wenn heute von Outdoor-Events, also von Unternehmungen »Draussen vor der Tür« die Rede ist, dann kann vieles gemeint sein: Freizeitgestaltung in der Natur, Natursport, Abenteuererlebnisse, Abenteuerreisen, Erlebnispädagogik, Outdoor-Training und anderes mehr. Das Outdoor als Magnet und Signet hat in den letzten Jahren, ja man kann schon bald von Jahrzehnten reden, einen gewaltigen Boom erlebt. Jeder kennt heute diesen Begriff. Doch wenn wir die Frage stellen, wann das Outdoor als besondere Attraktion entdeckt wurde, müssen wir das Rad der Geschichte weit zurückdrehen. Ursprünglich, hier im wahrsten Sinne des Wortes, in den Ursprüngen der Menschheit gab es nichts anderes als das Outdoor. Philosophisch gesehen konnte das Bild des Outdoors aber erst mit der Existenz eines »Indoors« entwickelt werden. Dieses Indoor war lebensnotwendiger Schutz vor der unmittelbaren Härte der Natur. Damals, als die Menschen begannen, sich in geschützten Räumen aufzuhalten, diente der Gang ins Outdoor vor allem der Nahrungs- und Feuerholzsuche.
Nun wissen wir aus der ethnologischen Forschung, dass schon jene alten Stammes kulturen den Gang ins Outdoor auch zu ganz anderen Zwecken antraten. In den »Buschschulen« wurden die jungen Menschen in das zukünftige Leben als Jäger und Sammler eingeweiht und der Schamane suchte in der einsamen Wildnis die Visionen, um seine Stammesleute gut zu beraten. Wo immer wir in der Menschheitsgeschichte hinschauen, begegnen wir der Faszination Outdoor. Denken wir nur an die Irrfahrten des Odysseus, an den Auszug der Israeliten aus Ägypten oder an die Erlebnisse des Robinson. Gerade wenn wir diese drei Beispiele genauer betrachten, entdecken wir, dass es sich bei diesen Ereignissen keinesfalls um banale Verirrungen, Fluchten und Schiffbrüche handelte, sondern um initiatorische Wege der Identitätsfindung.
Ungeachtet der schönen Paläste und Tempel praktizierten im antiken Griechenland die berühmtesten Lehrer das Lernen unter freiem Himmel. Platon gründete seine Akademie in einem Hain bei der Stadt Athen und Aristoteles hielt seine Vorträge, indem er durch die Gärten wandelte. Wegen dieser Gewohnheit des wandernden Lehrens und Lernens wurden seine Schüler »Peripathetiker« genannt, was soviel heisst wie »Spaziergänger«.
Im europäischen Mittelalter, wo die wilde Natur noch beseelt war von allerhand unheimlichen Geistern und die normal sterblichen Menschen sich nur ungern in die Wildnis begaben, stellte das Outdoor auch einen Ort für spirituelle Erneuerung dar.
Die gläubigen