Verwandte Lügen. Dawn Brower. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dawn Brower
Издательство: Tektime S.r.l.s.
Серия:
Жанр произведения: Современные любовные романы
Год издания: 0
isbn: 9788835427773
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Geheimnisse? Bist du auf den Kopf gefallen?“

      Amethyst lachte und erklärte: „Oh, jeder Ort hat Geheimnisse. Man muss nur wissen, wem man Fragen stellt.“

      „Ach, und wie willst du das wissen, wenn du nicht von hier bist?“

      Cooper verstand nicht ganz, was sie andeuten wollte.

      Amethyst zuckte mit den Achseln. „Ich weiß nicht. Jedenfalls noch nicht. Ich habe ja noch niemanden getroffen außer dir – und deinem Freund, nehme ich mal an. Obwohl ich seinen Namen noch nicht weiß.“ Sie starrte ihn an und wartete, dass er ihn vorstellte.

      Eigentlich wollte Cooper ihr Ben nicht vorstellen. Vielleicht machte ihn das zu einem gemeinen Freund, aber er kannte Ben zu gut, als dass ihn das gestört hätte. So, wie die Dinge standen, wollte er mit Ben ein privates Gespräch führen und dazu musste Amethyst gehen. Er war höchste Zeit, mit dem Freund die zukünftige Sachlage zu klären. Je schneller, umso besser. Er würde seinen Jugendfreund nur sehr ungern umbringen, weil er aufdringlich war. Aber jetzt durfte er nicht so unhöflich erscheinen wie ihm zumute war.

      „Das ist mein bester Freund Ben Anderson. Ben, das ist Amethyst Keane. Sie ist erst heute Nachmittag angekommen.“

      Ben schien endlich die Spinnweben aus seinem Gehirn zu wischen und lächelte Amethyst an. Er streckte die Hand zur Begrüßung aus. „Schön, dich kennenzulernen. Wohin genau willst du? Vielleicht kann ich dir helfen? Immerhin bin ich der Beste im Dorf, was Führungen angeht, meine ich.“

      Cooper musste sich zusammenreißen, um seinen besten Freund nicht zu erdrosseln. Seine Mordlust wurde geradezu überwältigend. Er biss die Zähne zusammen und seine Finger umklammerten die Ecke des Empfangspults. Er hoffte inständig, dass sie ihm nicht erzählte, was sie geplant hatte.

      „Oh, ich möchte keine Begleitung, aber danke für das Angebot. Wenn ich das erste Mal an einen Ort komme, entdecke ich ihn gerne ganz allein. Ein andermal – vielleicht brauche ich irgendwann einen Stadtführer, während ich da bin.“

      Ein listiges Grinsen glitt über Bens Gesicht. Seine Absichten waren glasklar. Er verbeugte sich vor Amethyst und erwiderte: „Ich stehe dir zur Verfügung, wenn du Spaß haben willst. Bitte, so wird dir gegeben werden. Gib Bescheid und ich stehe dir ganz zur Verfügung.“

      Aber sicher. Cooper beschloss, dass er nach Amethysts Abgang seinen besten Freund definitiv ermorden musste. Überhaupt, wer brauchte schon einen besten Freund?

      Dessen volles, kehliges Lachen erfüllte den Raum. Amethyst grinste ihn etwas verwirrt an. „Bis nächstes Mal dann.“

      Ben konnte nicht wollüstiger aussehen, selbst wenn er es versucht hätte. „Ich warte mit angehaltenem Atem, dass du mich anforderst – wenn du wünschst, dass ich mich dir widme, frage einfach Coop, wie du mich erreichen kannst.“

      Sie nickte und machte sich auf den Weg zur Eingangstür. „Ich werde es mir merken. Und jetzt entschuldigt mich, ich muss unbedingt meinen Dorfbummel machen. Einen schönen Nachmittag noch.“

      Amethyst ging zur Tür und verließ die Pension. Cooper und Ben starrten ihr nach, beide konnten einfach nicht wegsehen, bis sie außer Sicht war.

      Ben presste die Hand auf sein Herz und pfiff. „Das ist das tollste weibliche Wesen, das ich je gesehen habe.“

      „Sie gehört mir, halt dich gefälligst zurück. Ich habe sie zuerst gesehen.“ Cooper gelang es nicht, den Frust in seiner Stimme oder die Verärgerung auf seinem Gesicht zu verbergen, als er Ben wütend anstarrte.

      „Versuch’s doch, Junge. Die Dame hat die Wahl, und ich werde dafür sorgen, dass diese Wahl auf mich fällt.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem boshaften Lächeln.

      Cooper kam der Gedanke, dass Ermorden zu gnädig für ihn wäre. Er sollte auf jede erdenkliche Art leiden. Sie hatten vorher noch nie um eine Frau gekämpft, aber für alles gab es bekanntlich ein erstes Mal. „Gut – möge der Bessere gewinnen. Wir wissen beide, dass ich das bin. Also, wenn du den Schaden in Grenzen halten und das Gesicht wahren willst, dann verstehe ich das.“ Er trat einen Schritt vom Pult zurück und zeigte ein selbstzufriedenes Lächeln.

      „Auf keinen Fall, Coop. Das Spiel läuft. Vergiss nicht, Amethyst meine Nummer zu geben. Ich weiß, dass sie mich irgendwann erreichen will.“

      „Du bist dir deiner so sicher? Ich glaube es nicht“, antwortete Cooper, erstaunt über seine Arroganz. „Ich bin nicht dein Lakai. Wenn du willst, dass Amethyst deine Nummer hat, dann gib sie ihr selber.“

      Ben nickte Coop zu, als er zur Tür ging. Als er sie erreicht hatte, hielt er inne und blickte Coop über die Schulter direkt in die Augen. „Ich kann allem widerstehen, außer der Versuchung … Diese Frau ist geradezu dekadent schön. Ich brauche deine Hilfe nicht, um sie zu erobern. Sie gehört mir schon. Bis später, Coop“. Ben lachte und verließ die Pension.

      Konnte es noch schlimmer kommen? Da hatte er endlich seine Traumfrau getroffen und sein bester Freund hechelte ihr hinterher. Es musste doch möglich sein, Ben davon abzubringen, sie aufzureißen. Zur Hölle, wem machte er etwas vor? Ben gab nie auf, wenn er sich mal etwas in den Kopf gesetzt hatte. Er würde auch jetzt nicht damit anfangen. Außerdem hatte er in einem recht: Es war Damenwahl. Cooper musste nur sicherstellen, dass sie die richtige Wahl traf und er der Auserwählte war.

      Als erstes wollte Cooper alles, was möglich war, über Amethyst S. Keane in Erfahrung bringen. Beim Check-in hatte sie erwähnt, dass ihr Name in einer Zeitschrift zitiert wurde, für die sie irgendwelche Artikel verfasste. Er hoffte, das würde ihm einen ausgedehnten Einblick in ihre Vorlieben und Abneigungen verschaffen. Außerdem, und das war noch wichtiger, könnte es erklären, warum sie für den Urlaub gerade seine Pension gewählt hatte. Er brauchte nicht lange, bis er sie online fand. Er entdeckte etliche Artikel, die in der Zeitschrift ASK von ihr verfasst worden waren … Die meisten beschäftigten sich mit Pop-Kultur, aber jede Ausgabe hatte eine Reiserubrik mit der Beschreibung eines Ortes oder Landes, wo Amethyst gewesen war. In jedem Artikel schrieb sie über die Geschichte eines Ortes und über Dinge, die sie dort faszinierend oder verlockend fand. Den Grund, warum sie sich in North Point und im Trenton-Hill Inn aufhielt, fand er jedoch nicht. Er wusste aber etwas Faszinierendes, was ihn für sie attraktiv machen könnte …

      Wenn er was Amethyst anging recht behielt, dann besaß Cooper alle nötigen Hilfsmittel, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Eine schöne Geistergeschichte würde sie auf einen Weg leiten. Einen Weg, der sie, wie Cooper wusste, geradewegs zu ihm zurückführen würde.

      KAPITEL DREI

      Amethyst schlenderte gedankenverloren den Fußweg entlang. Als sie aus der Pension gekommen war, hatte sie eine Brücke bemerkt, die zu einer Mole führte. Sie schlug diese Richtung ein, ohne lange zu überlegen, wohin genau sie gehen wollte, weil sie den beruhigenden Effekt des Sees brauchte. Aus unerfindlichen Gründen fühlte sie sich immer zu Gewässern hingezogen, wenn sie nachdenken wollte. Nach ihrem Zusammentreffen mit Cooper und Ben spürte sie, dass sie wirklich alles durchdenken musste.

      Die Begegnung hatte sie verunsichert, normalerweise konnte sie ein solches Gefühl abschütteln. Ben Anderson sah wunderbar aus, er war von der Erscheinung her das Gegenteil seines Freundes. Cooper war eher der dunkle Typ, während Bens Teint heller, seine Haare blond und die Augen blau waren. Er hatte offenes Interesse an ihr gezeigt, sie brauchte es nur zu erwidern und das Angebot annehmen. Sie hatte jetzt zwei großartige Männer zur Auswahl und keine Ahnung, welchen sie lieber mochte.

      Gerade, als sie die Stahldraht-Brücke am Sandstrand erreicht hatte, klingelte ihr Handy. Amethyst fischte es aus dem Beutel und schnitt eine Grimasse, als sie auf die Anruferkennung starrte. Lyoness Keane, ihre Mutter, versuchte, sie zu erreichen. Darüber freute sich Amethyst so gut wie nie. Ihre Mutter konnte so flatterhaft wie ein Taubenschwarm in der Luft sein. Ignorieren konnte man sie auch nicht, weil Lyoness Keane niemals aufgab. Sie würde einfach immer wieder anrufen, bis Amethyst mürbe war und antwortete. Das konnte sie auch gleich tun und herausfinden, was ihre Mutter wollte. Damit könnte sie das Gespräch so schnell wie möglich hinter