Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783956178306
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die beiden Leichen in der Wohnung erklären? Ich konnte ja schlecht sagen, dass ich einen Mordauftrag angenommen hatte und irgend jemand offenbar etwas dagegen hatte, dass ich ihn auch ausführte und deswegen versuchte, mich vorher auszuschalten.

      Außerdem würde derjenige, der diesen Bluthund namens Deschner auf mich gehetzt hatte, sicher nicht so schnell aufgeben. Sobald dieser Jemand davon erfahren hatte, dass ich seinem Todesengel das Licht ausgeblasen hatte, würde er den nächsten beauftragen.

      Das Schlimme war, dass ich keine Ahnung hatte, wer mein Feind war. Ich war wie ein Blinder, der versucht, einen Boxkampf zu gewinnen; einer, der die Schläge seines Gegners immer erst bemerken kann, wenn sie seinen Schädel schon getroffen haben.

      1

      Ich stand schon mit gepacktem Koffer im Flur, da fiel mir ein, dass ich noch einmal ins Wohnzimmer musste. Ich setzte den Koffer ab, nahm mir vor, nicht zu ihr hinzuschauen, aber tat es dann doch.

      Innerlich verfluchte ich ihren Mörder.

      Damit meinte ich nicht so sehr dieses willige Mordwerkzeug namens Deschner, sondern denjenigen, der ihn auf den Weg gebracht hatte. Das war der eigentliche Schweinehund.

      Jedenfalls sagte ich mir das. Immer wieder, bis ich fast daran glaubte.

      Fast.

      Wenn ich ganz ehrlich gewesen wäre, hätte ich auch mir selbst Vorwürfe machen müssen. Aber wer ist in einem solchen Augenblick schon ganz ehrlich?

      Ich ging an ihr vorbei zum Wohnzimmerschrank und räumte die Fotoalben heraus, die Tina mit großer Akribie angelegt hatte.

      Ich wusste, dass sie chronologisch geordnet waren, schließlich hatte ich sie mir oft genug ansehen müssen. Es war eine von Tinas Lieblingsbeschäftigungen gewesen, in alten Alben herumzublättern.

      Im ersten Dutzend spielte ich keine Rolle, aber in den letzten beiden waren fast fünfzig Fotos, auf denen ich zu sehen war. Ich fing an, sie einzeln herauszuknibbeln, aber das war mir dann zu langwierig. So nahm ich die Alben an mich und stopfte sie einen Augenblick später zu der Pistole in den Diplomatenkoffer.

      Ich schloss die Wohnung sorgfältig ab. Eine Weile würde es schon dauern, bis irgend jemand darauf kam, was hier los war. So hatte ich zumindest einen gewissen Vorsprung - und den hatte ich auch bitter nötig.

      Ich brachte meine Sachen in den Volvo. Dann blickte ich mich nach einem BMW um, sah aber keinen. Ich überlegte, ob ich nicht vielleicht besser zusah, dass ich ich endlich wegkam.

      Aber wohin?

      Kopflos davonzulaufen hatte wenig Sinn. Es würde mich nur zu einer leichten Beute für meine Jäger machen.

      Und was dann?

      Ich musste mir gut überlegen, was ich tat. Jemand hatte mich töten wollen und dabei den einzigen Menschen erwischt, der mir wirklich etwas bedeutete. Ich wollte wissen, wer dahintersteckte.

      Und dann? Wenn ich es wusste?

      Ich hatte keine Ahnung, was dann war. Da war ein diffuses Gemisch aus Hass und dem Bedürfnis nach Rache in mir. Jemand hatte mein Leben zerstört und sollte dafür bezahlen! Aber ich wusste nicht, ob es gut war, diesem explosiven Gefühlsgemisch nachzugeben. Gut für mich.

      Aber das war eine Stimme, die ich in diesem Moment einfach überhörte.

      Ich setzte mich ans Steuer des Volvo, drehte den Zündschlüssel herum und brauchte zwei Versuche, ehe ich den alten Schrottkasten gestartet hatte.

      Dann fuhr ich einmal um den Pudding und suchte die Nebenstraßen nach einem BMW ab.

      Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass dieser Deschner es unbedingt darauf abgesehen hatte, lange zu laufen, zumal sowohl die nächste Bushaltestelle, als auch die nächste U-Bahn-Station einen Fußmarsch von einer guten Viertelstunde bedeutet hätten. Und für einen Killer war das zu lang. Unterwegs gab es zu viele Leute, die ihn nachher vielleicht identifizieren konnten, so sagte ich mir in meiner trivialen Phantasie.

      Ich hoffte es, dass es so war.

      Beinahe wollte ich schon aufgeben, da wurde ich doch noch fündig. Ein blauer BMW war ziemlich rücksichtslos auf den Bürgersteig geparkt worden. Ich stellte den Volvo ins Halteverbot und stieg aus. Als ich den BMW erreicht hatte, drehte ich mich kurz um. Aber in dieser Seitenstraße war im Moment so gut wie nichts los. Um so besser. Ich ließ den Schlüssel in die Tür gleiten und drehte ihn herum. Er passte.

      Es war ein wirklich schöner BMW. Sicher nicht älter als zwei Jahre und in einem äußerst gepflegten Zustand. Und der Tank war voll.

      Im Handschuhfach fand ich die Papiere, ausgestellt auf Deschners Namen.

      Und dann fand ich noch etwas. Eine Karte.

      Ich faltete sie auf.

      Es waren zwei Kreuze darauf. Eines bezeichnete offensichtlich meine, beziehungsweise Tinas, Adresse. Das andere lag an einem See. Daneben war eine Zahl angegeben. Ich sah genauer hin. Ja, ich kannte die Gegend, war sogar schon einmal dortgewesen.

      Es gab da eine Ferienhaussiedlung. Alles Nur-Dach-Häuser von denen eins wie das andere aussah. Selbst die Richtung, in die ihre Giebel zeigten war dieselbe. Die Giebel zeigten allesamt zum See hin. Ich erinnerte mich. Tina und ich waren ein paar Mal im nahen See baden gewesen. Die Zahl stand vermutlich für die Hausnummer.

      Ich packte die Karte wieder zusammen und fragte mich, was Deschner dort wohl verloren gehabt hatte.

      Er war wohl kaum in diese Gegend gekommen, um hier Ferien zu machen, sondern um einen Job zu erledigen.

      Oder auch zwei.

      Zwei Kreuze, zwei Jobs. Ich fand das logisch.

      Ich entschied mich kurzerhand dafür, den alten Volvo gegen den BMW einzutauschen. Der BMW hatte jedenfalls die entschieden längere Lebenserwartung. Außerdem brauchte ich jetzt ein Fahrzeug, auf das ich mich absolut verlassen konnte. Ich ging zu meinem Volvo, schraubte die Nummernschilder ab und nahm meine Sachen, die ich dann auf den Rücksitz des BMW packte. Dann fuhr ich los. Ich dachte daran, dass ich noch einen Auftrag zu erfüllen hatte und fragte mich, ob ich ihn wirklich ausführen sollte. Wenn nicht, hatte ich zwei Parteien, die mich jagten. Wenn doch, dann würde zumindest Deschners Auftraggeber alles daran setzen, mich doch noch zur Strecke zu bringen. Vermutlich würde er das so oder so tun.

      Eigentlich hatte ich ja auch noch etwas Zeit, um diese Sache endgültig zu entscheiden. Und ganz gleich, was auch geschah: Hunderttausend hatte ich auf meinem Konto in Zürich. Und das war schon einmal eine einigermaßen gute Voraussetzung, um doch noch lebend aus dieser Sache herauszukommen.

      Ich beschloss,