Die Musik auf den Dächern. Selim Özdogan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Selim Özdogan
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960542636
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      SELIM ÖZDOGAN, geboren 1971 in Köln, zweisprachig aufgewachsen, Abitur, danach Studium der Völkerkunde, Philosophie und Anglistik, abgebrochen. Zahlreiche Jobs, Veröffentlichungen seit 1995. Sein Debütroman Es ist so einsam im Sattel, seit das Pferd tot ist wurde zum Kultbuch. Zuletzt erschien bei Edition Nautilus der Kriminalroman Der die Träume hört (2019). Selim Özdogan lebt in Köln.

       SELIM ÖZDOGAN

       DIE MUSIK AUF DEN DÄCHERN

       ERZÄHLUNGEN

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      Die Arbeit an diesem Buch wurde gefördert durch ein Arbeitsstipendium des Landes Nordrhein-Westfalen.

      Edition Nautilus GmbH

      Schützenstraße 49 a

      D - 22761 Hamburg

       www.edition-nautilus.de

      Alle Rechte vorbehalten

      © Edition Nautilus GmbH 2021

      Deutsche Erstausgabe September 2021

      Umschlaggestaltung:

      Maja Bechert

       www.majabechert.de

      Porträt des Autors Seite 2:

      © Lucie Ella

      1. Auflage

      ISBN E-Book 978-3-96054-263-6

       Every soul is like a minnow

       Every mind is like a shark

       Me, I’ve broken every window

       But the house, the house is dark

      Leonard Cohen

       I was fresh from a war

       but it was internal

      J Hus

       INHALT

       Alles fängt mit A an

       In Gummistiefeln

       Die Bibelwerkstatt

       Drei Seiten

       Das Kleid meiner Mutter

       Ein geheimer Akkord

       Was in dieser Musik geblieben ist

       Vom Leben gezeichnet

       Geschichte ohne Papier

       Letzte Wünsche

       Prüfung

       Die Depressionen der anderen

       Worauf wartest du

       130 Kinder

       Man trauert nur um sich selbst

       Arabica Pacamara

       Am Strand

       Fitnessflüchtlinge

       Nach der Seitenlinie

       Herr Richter

       Erdkunde

       Sauber bleiben

       Paket

       Stimmt

       Nicht die Ohren

       Titelseite

       Fuchs und Bass

       Epilog

       ALLES FÄNGT MIT A AN

      Wenn montags auf der Arbeit darüber geredet wird, was man am Wochenende so gemacht hat, sage ich nie, ich war mit Cenk im Park. Oder im Zoo. Oder auf dem Sofa. Ich sage nicht, ich habe mit Cenk Neocube gespielt, diese kleinen magnetischen Kugeln, die man zu verschiedenen Formen zusammenlegen kann. Ich sage nicht, ich habe mit Cenk gepuzzelt. Ich erzähle auf der Arbeit nicht von Cenk. Aber manchmal von Esra. Oder ich erzähle, wie ich früher die Wochenenden verbracht habe. Zu Hause. Dann hören die Kollegen meist interessiert zu. So wie ich lange Zeit Menschen zugehört habe, die schon mal das Meer gesehen hatten.

      Als ich dann zum ersten Mal davorstand, hatte ich Angst. Ich wusste nicht, ob vor dem Wasser oder davor, dass diese Sehnsucht nun für immer verloren war. Zwei Jahre ist das nun her. Ich erzähle nie von Cenk, und nach dem Besuch von Herrn Olson werde ich das auch in Zukunft nicht tun. Obwohl mir das Erzählen vielleicht helfen könnte zu verstehen.

      Es war Mittwoch. Mittwochs schauen Esra und ich immer zusammen Muhteşem Yüzyil, die Serie über das Leben Sultan Süleymans. Mindestens eine halbe Stunde bevor sie beginnt, gehe ich hoch, wir trinken Tee und reden. Tee erinnert mich immer an Geselligkeit, ich trinke ihn nie allein. Wenn ich allein bin, trinke ich Kaffee. Ohne Milch und ohne Zucker, ich mag ihn so, aber er ist kein Getränk zum Zusammensein.

      An diesem Mittwoch war ich gerade erst von der Arbeit zurück, als Esra klingelte. Sie fragte mich, ob ich kurz hochkommen könne. Patrick sei da mit einem Mann, den sie nicht kenne. Patrick ist ein Schüler, er kommt zweimal die Woche und spielt mit Cenk, damit Cenk Deutsch lernt. Esra zahlt vier Euro pro Stunde und so ein Club reicher Menschen zahlt auch vier Euro,