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geht uns Harry Potter gehörig auf den Senkel«, kommentierte Hasleitner die Ausführungen ihres Chefs.

      »Können wir nicht beide aussperren?«

      »Du, Ilona, auf meinem Tisch liegt die Handynummer von Husups Freundin. Lass eine Ortung durchführen. Gefahr im Verzug. Die Kollegen sollen Gas geben.«

      »Jawohl, mein General«, antwortete sie zackig.

      »Passt schon, Eure Hoheit hätt auch gereicht. Du denkst dran, heut Nachmittag spielt unser Kollege. Ich hab hier vier Karten übrig, die verteilt werden müssen.«

      »Da musst dich selbst drum kümmern, der Emil hat die Karten schließlich dir gegeben«, stellte sie fest und verschwand mit der Handynummer aus dem Büro.

      »Von wegen ›mein General‹. Wenn man sie braucht, dann desertieren sie«, schimpfte er.

      »Wie wär’s mit Peter Obstler?«, überlegte die Katze.

      »An den hab ich auch schon gedacht«, erwiderte Steinböck und kramte sein Handy heraus. »Mist, er geht nicht hin«, stellte er nach einer Weile fest.

      »Versuch’s bei Horsti. Wenn er seinen Köter mitbringt, wären’s schon zwei.«

      »Tiere zählen nicht, hat der Emil gesagt. Und außerdem, wie sollen wir den Dackel in die Halle kriegen?«

      »So wie immer, Drogenhund et cetera.«

      »Sag mal, wieso kümmert dich des überhaupt?«

      »Na, entschuldige mal. Es geht um meinen schwarzen Bruder. Das bin ich ihm schuldig«, schnurrte Frau Merkel entrüstet.

      In diesem Moment klopfte es leise an die Tür.

      »Guten Morgen, Kommissar Steinböck«, grüßte Phan Lan Huong in perfektem Deutsch.

      »Mensch, Huong, schön, dass du schon da bist.« Er stand auf und führte sie zum Schreibtisch. »Und, hat’s geklappt?«

      Die junge Frau sah ihn abschätzig an und erwiderte: »Huong Spezialistin.«

      »Wie kommt’s, dass du so früh hier bist?«

      »Huong hat kein Frühstück und wenig schlafen.«

      »Mensch, Madel, ich kann dir eine Butterbrezen und einen Kaffee anbieten.«

      Erst schaute sie skeptisch, dann nickte sie. »Buttelblezel ist gut. Cappuccino mit viel Zucker.«

      »Hier die Buttelblezel, und der Cappuccino kommt sofort.«

      »Kommissar Schelzkeksel. Aber Buttelblezel verdammt schweres Wort«, feixte sie und biss hungrig in die Brezen.

      Steinböck beobachtete sie aus den Augenwinkeln und wagte es nicht, sie zu unterbrechen. Die Katze hatte sich sicherheitshalber auf die Fensterbank zurückgezogen und musterte sie misstrauisch. Huong genoss ihr kleines Frühstück. Schließlich wischte sie sich mit einem weißen Taschentuch den Mund und die Finger ab. Dann öffnete sie ihren Laptop und spielte einen Film ab. Ins Original hatte sie an passender Stelle die Vergrößerungen eingeschnitten.

      Ganz eindeutig stieß die eine Person die andere, offensichtlich einen Mann, nach unten. Das Gesicht der Person, die den Stoß gab, war nicht zu erkennen. Sie trug eine blaue Windjacke und hatte ein Basecap dicht in die Stirn gezogen. Die Gesichtszüge des Mannes hingegen sah man deutlich. Er kam Steinböck bekannt vor. Beide sprachen kurz miteinander, bevor die Person mit der Kappe zustieß.

      »Schade, dass man das Gesicht des Mörders nicht sieht«, brummte Steinböck.

      »Warum Mörder? Vielleicht auch Mörderin. Viele große Frauen in Europa«, warf Huong ein.

      »Du hast recht. Es könnte genauso gut eine Frau sein. Mal schauen, was die Husup dazu sagt. Kannst du mir alles auf diesen USB-Stick ziehen?«

      Die Vietnamesin nickte, fertigte eine Kopie an und reichte den Stick dem Kommissar zurück.

      »So, Huong muss weiter. Bisschen kochen, bisschen schlafen, dann wieder Arbeit.«

      »Was gibt’s denn heut?«

      »Katze«, sagte sie mit breitem Grinsen.

      »Gibt’s die beim Aldi?«, stieg Steinböck sofort ein.

      »Nix Aldi, selbst fangen«, konterte sie und blickte zu Frau Merkel.

      »Ich dank dir vielmals. Wenn du Hilfe brauchst, kommst du zu mir.«

      »Du mir schon geholfen mit schnellem Termin in Botschaft. Nächstes Mal bringt Huong Rezept von Großmutter«, feixte sie, verstaute ihren Laptop und verschwand durch die Tür.

      »Ich finde diesen Running Gag mit dem Rezept ihrer Großmutter äußerst peinlich«, lästerte Frau Merkel und sprang vom sicheren Fensterbrett auf Steinböcks Schreibtisch.

      »Beschwer dich doch beim Autor.«

      »Dem würde ich zutrauen, dass er Katzen isst.«

      »Dann sei froh, dass du immer noch dabei bist«, erwiderte der Kommissar trocken.

      Ein weiterer Disput wurde durch Hasleitners Rückkehr beendet.

      »Hier geht’s zu wie im Taubenschlag«, stellte sie fest. »An der Pforte hab ich die Husup gesehen, und eben auf dem Gang ist mir Huong begegnet.«

      »Da handelt es sich wohl eher um Zwergtauben.« Die Katze zeigte schon wieder Oberwasser.

      »Hast du was über das Handy rausgefunden?«, wollte Steinböck wissen.

      Hasleitner reichte ihm ein Blatt. »Und ob. Ist das die Bearbeitung von Huong?«, fragte sie und deutete auf Steinböcks Bildschirm.

      Der Kommissar nickte und studierte währenddessen den Inhalt der Telefonliste.

      »Den kenn ich«, rief Ilona, als sie den Streifen ablaufen ließ. »Des ist doch einer von diesen Sterneköchen.«

      »Woher kennst du den?«

      »Frau liest halt Zeitung«, grinste Ilona und deutete auf die Tür.

      Wie immer stürmte Husup das Büro, als gehöre es ihr.

      »Tag, Frau Hasleitner, hab gehört, Sie sind jetzt Kommissarin? Meinen Glückwunsch. Und, Steinböck, was hat Ihre IT-Spezialistin herausgefunden?«

      »Trotz allem ein herzliches Grüß Gott. Bevor ich Ihnen des Filmchen zeige, unterhalten wir uns erst einmal.«

      »Was soll das?« Die Reporterin war sichtlich aufgebracht. »Sie haben’s versprochen.«

      »Nix hab ich versprochen. Sie haben doch einen Verdacht, wer der Mann ist, der die Klippe hinuntergestoßen wird!«

      »Warum sollte ich? Ich hab den Film nur zweimal gesehen.«

      »Lügen S’ mich nicht an«, knurrte Steinböck erbost. »Ich hab eine Nasen dafür, wenn mich jemand anschwindelt. Also, wen glauben Sie erkannt zu haben?«

      »Es könnte der Johann Kerbel sein, aber ich bin mir nicht sicher.« Jetzt war Harry Potter bereits bedeutend kleinlauter.

      »Und wer ist Johann Kerbel?«, hakte der Kommissar nach.

      »Ein bekannter Münchner Sternekoch.«

      Steinböcks Blick schweifte zu seiner Kollegin hinüber, die bestätigend nickte.

      »Wie kommen Sie darauf? Auf Putzis Vergrößerung konnte man niemanden erkennen.«

      »Na ja, wir haben den Kerbel am Abend vorher in unserer Herberge getroffen. Er war auf demselben Weg unterwegs wie Putzi und ich. Am nächsten Tag haben wir ihn von einem Aussichtspunkt aus gesehen. Er war etwa einen halben Kilometer hinter uns.«

      »Hatten Sie mit ihm an jenem Abend gesprochen?«

      »Wir haben nur ein paar Worte gewechselt. Er machte den Eindruck, als wenn er allein gelassen werden wollte.«

      »Nichts, was darauf hindeutete, dass etwas nicht in Ordnung