Drei Zimmer, Küche, Sarg. Heinz von Wilk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Heinz von Wilk
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Триллеры
Год издания: 0
isbn: 9783839268803
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      »Der Josef. Mein Bruder. Kennst du ihn?«

      »Nein.«

      »Da hast du nichts versäumt. Pass auf: Er war anfangs mit in meiner Firma. Das musste ich der Mama auf dem Totenbett versprechen, dass ich mich um den Trottel kümmere. Der Kerl hat zwei linke Hände, zum Malochen zu gescheit und zum Studieren ist er zu blöd. Kurz gesagt: Vor ein paar Jahren habe ich ihn ausbezahlt. Seitdem tut er nur noch das, was er am besten kann: rumweibern, saufen, haschen.«

      »Toller Job.«

      Schiermeier zuckte mit den Achseln: »Von mir aus. Auf jeden Fall, vor ein paar Wochen lernt er diese Polizistin kennen. In der Therme in Bad Endorf, hat er mir erzählt. Da ist sie ihm aus Versehen auf den Kopf gesprungen. Sie war Ausbilderin auf der Polizeischule, um die 30, tolle Frau. Ich hab Bilder von ihr gesehen. Das war für mich wie eine Erlösung. Weil ich geglaubt habe, so eine Frau, die hebt den Deppen vielleicht wieder aufs richtige Gleis zurück.«

      »War Polizei-Ausbilderin? Warum, was macht sie jetzt?«

      »Nichts mehr. Sie ist tot. Erschossen worden, um es genau zu nehmen. Aber in den Zeitungen stand, es wäre Selbstmord gewesen. Alles Blabla. Die ist weggemacht worden.«

      »Woher willst du das wissen? Hat der Josef was damit zu tun?«

      Schiermeier hob eine Hand: »Nein, so blöd ist der nun auch wieder nicht. Aber er kam zu mir mit der Zeitung in der Hand und meinte, die Susi habe ihm erzählt, dass sie ganz nah an einer Sache dran war, die sie nix anginge. Und das würde einigen Leuten nicht passen. Sie sollte nach Norddeutschland versetzt werden, irgendwohin in so ein Friesen-Kaff.«

      »So langsam kapiere ich gar nichts mehr. Was genau hat der Josef denn vermasselt?«

      »Seit einiger Zeit brennt es öfters mal in einer meiner Immobilien. Ich habe auch schon solche komischen Briefe bekommen, du weißt schon …«

      »Nein, weiß ich nicht.«

      »Erpressung. Da schreibt mir wer ›entweder du zahlst zwei Millionen oder deine Häuser brennen‹, so was in der Art.«

      Der Auer zog die Brauen hoch: »Hoppala. Das ist aber jetzt schon eher ein Fall für die echte Polizei, oder?«

      Schiermeier winkte ab: »Halb so wild. Ich hab das Ganze ja auch nicht so ernst genommen, weil ich von Anfang an geglaubt habe, der Josef steckt dahinter. Er hat in letzter Zeit viel Geld beim Zocken verloren und ist klamm. Deswegen gab es ein paar Gespräche unter uns Männern. Vor zwei Wochen ging seine Nase dabei zu Bruch, und er ist erst heute früh mit der Zeitung in der Hand bei mir zu Hause aufgetaucht. Wegen seiner toten Freundin. Und er hat Angst.«

      »Vor wem?«

      »Vor seinen Freunden, bei denen er Schulden hat. Die ziehen ihn da in was rein, sag ich dir. Weil, mit den zwei toten Mädchen hat der Josef echt nichts zu tun, das glaube ich ihm auch.«

      Auer hob die Hände und beugte sich vor: »Moment. Jetzt auch noch tote Mädchen? Welche toten Mädchen? Kannst du das Ganze mal so erzählen, dass ich da mitkomme?«

      Der Schiermeier seufzte, nahm sich eine Breze aus dem Korb und brach sie auseinander: »Okay, es ist so: Der Josef hängt da mit ein paar Schwarzen ab, genau genommen schon seit einiger Zeit.«

      »Was für Schwarze? Welche von der CSU?«

      »Nein, Mann. Richtige Schwarze.« Der Schiermeier schaute sich vorsichtig um: »Du weißt schon, das ›N‹-Wort. So was sagt man heutzutage nicht mehr laut, aber ausschauen tun die immer noch so. Das ist so eine Gang, die verkaufen Gras oder wie man das nennt, Pillen, Rauschgift, was weiß ich. Der Josef, der Idiot, hat die mit ein paar von seinen Kumpels zusammengebracht. Mir gehört doch das große Mietshaus in der Münchner Straße, das graue mit dem Blechdach. Der Josef hat der Gang eine Wohnung im vierten Stock überlassen. Da feiern die ihre Partys und so. Ich hab das alles erst jetzt richtig mitgekriegt.«

      Der Schiermeier steckte sich ein Stück von der Breze in den Mund, kaute und spülte mit Bier nach: »Ich besitze so um die zweihundert Wohnungen alleine hier in Rosenheim. Da kann ich nicht wissen, wer wo wohnt. Und grade in den alten Häusern ist die Fluktuation hoch. Die Mieter, die schon 30, 40 Jahre oder länger da wohnen, die sterben mir so langsam weg. Und weil ich die alten Hütten auch nicht mehr aufwendig sanieren will, ziehen halt jetzt Leute ein, denen man woanders so schnell keine Wohnung überlässt. Obwohl, bei den meisten zahlt sowieso das Amt, und einen besseren Mieter wie das Arbeitsamt kannst du gar nicht bekommen.«

      »Schweif nicht ab, Alfons. Die Jungs wohnen also im vierten Stock, machen Party und der Josef ist mittendrin. Wie viele sind in der Wohnung? Weißt du das?«

      »Na ja, ich denke mal vier oder fünf. Der Trottel spielt mit denen Poker, Würfel, das Hütchenspiel, was weiß ich, und verliert meistens. Er konnte seine Schulden nicht mehr zahlen. Also haben seine jamaikanischen Freunde gemeint, na super, dann erpressen wir halt deinen älteren Bruder. Sie lassen sich vom Josef ein paar von meinen leer stehenden Wohnungen zeigen und zünden die an. Als Vorspiel, sozusagen. Dann bekomme ich die Briefe. Zahl oder es brennt weiter. Kommst du so weit mit?«

      Der Auer nickte und hob sein leeres Glas über den Kopf. Die Bedienung kam an den Tisch: »Na, ihr Hübschen, noch zwei?«

      »Wer lange fragt, der gibt nicht gerne«, meinte der Schiermeier, und zum Auer: »In einer Wohnung hat man die Leichen von zwei Frauen gefunden. Das stand doch am Freitag letzter Woche groß in der Zeitung. Hast du das nicht gelesen? Doch? Dachte ich mir. Also, die Wohnung war in einer leer stehenden alten Villa in der Kastenau. Ein Abbruchhaus, im nächsten Jahr wollen wir damit anfangen. Die zwei Frauen hatten da nichts zu suchen. Die Fenster waren vernagelt, die Türen zu. Vorne an der Straße ist ein großes Schild, ›Betreten verboten, pieseln verboten, alles verboten‹.«

      »Haben die drin gefeiert?«

      Schiermeier schüttelte den Kopf: »Nein. Das hätten die Nachbarn gehört. Einer von denen hat der Polizei erzählt, in der Nacht, als es brannte, wäre kurz vor Mitternacht ein dunkles Auto vorgefahren. Ein paar Männer in dunklen Klamotten trugen zwei Säcke ins Haus, dann noch was, und eine halbe Stunde später brach das Feuer aus.«

      »Und was meint die Polizei?«

      »Die haben ermittelt, dass eine Gasflasche mitten im Wohnzimmer stand, das Ventil war aufgedreht. Und ein paar Meter weiter fand man Reste einer Kerze. Eingebrannte Wachsflecken, irgend so was. Und die zwei schwarzen Frauen lagen neben der Gasflasche.«

      »Wenn jemand lange genug brennt, wird er schwarz, das ist nun mal so.«

      »Auer, du hast mich schon verstanden, das waren zwei junge schwarze Frauen, und die waren schon vorher tot. Der Josef ist zwar ein diplomierter Volldepp, aber mit so was hat er garantiert nichts zu tun, glaub mir das.«

      Die Biere kamen, der Auer und der Schiermeier lehnten sich zurück und lächelten die Frau an.

      »Wo ist der Josef jetzt?«

      Schiermeier hob die Schultern: »Frag mich was Leichteres. Er muss abtauchen, hat er mir erzählt. Wahrscheinlich ist er nach Salzburg gefahren, da kennt er ein paar Leute. Vermutlich Zocker-Idioten, genau wie er einer ist. Ich will es auch gar nicht wissen. Was ich will, das ist, dass du dich um die Sache kümmerst.«

      »Genau dafür gibt es eine Firma, die nennt sich Polizei. Die haben so was schon öfters gemacht, glaube ich.« Der Auer Max schlürfte den dicken Schaum von seinem Bier, schaute in die Runde und sagte dann: »Was ich nicht kapiere: Was hat die tote Polizistin damit zu tun?«

      »Die? Die wollte dem Josef helfen, aus der Sache mit den Jamaikanern rauszukommen. Sie hat ihre Beziehungen spielen lassen und sich umgehört. Dabei ist sie wohl auf was gestoßen, was besser unter der Decke geblieben wäre. Anscheinend war bei den Partys mit Drogen und Mädels auch der eine oder andere Stadtrat oder ein örtlicher Promi dabei.«

      »Hast du Namen?«

      »Nein.«

      Der Auer fischte einen Zwanziger aus seiner Brusttasche und legte ihn auf den Tisch: »Das Bier geht auf