Gerne möchte ich dir noch erzählen, was ich gestern zum Geburtstag bekommen habe. Mutti, Vati und Marleen haben mir einen Blumenstrauß und einen Luftballon (riesengroß) – wo »Happy Birthday« draufsteht und ganz viele kleine Luftballons, bunte Bändchen und das Geschenk drin sind – geschenkt.
Dann habe ich einen Weihnachtsmann mit einem Kalender (ohne Schokolade, extra an mich gedacht) von meiner Tante bekommen. Das Geschenk sollten Mama und Papa mitnehmen. Mutti hat mir erzählt, dass meine Tante mir den Weihnachtsmann schenkt, damit ich mich nicht so alleine fühle, zum Kuscheln. Der Weihnachtsmann ist auch total süß.
Ich habe von einer aus einem anderen Zimmer auch ein kleines Geschenk bekommen. In einer Serviette total süß verpackt. Einen Nagellack. Der ist so silber, lila-rot, weinrot. So wie ein Mantel, den ich in Krefeld bekommen habe. Na ja, wenn ich hier raus bin, mache ich ihn mir ran, das habe ich Marleen versprochen, und dazu soll ich dann auch den Mantel anziehen.
Den Luftballon, den Kalender und den kuscheligen Weihnachtsmann habe ich noch nicht ausgepackt. Den Weihnachtsmann und den Kalender packe ich vielleicht morgen oder am Wochenende, wenn ich traurig bin, aus.
Mit dem Luftballon warte ich noch, bis Mutti, Vati und Marleen kommen. Mutti hat mir auch noch neue Sachen geschenkt. Eine Trainingshose (schwarz und aus Filz) und einen grünen Pullover, auch aus Filz. Sie hat mir das nicht zum Geburtstag geschenkt, sondern jetzt, weil ich einen brauche. Ich sehe es aber als Geburtstagsgeschenk. War bestimmt teuer, denn der grüne Filzpullover ist von adidas.
Das alles ist nicht so wichtig und Nebensache. Ich möchte nichts Materielles, das wissen sie auch. Sie hätten mir nichts schenken müssen. Ich freue mich aber darüber, dass sie mir etwas geschenkt haben. Trotzdem.
Trotzdem, weil ich sie enttäuscht habe, und ich habe das nicht verdient. Ich will nur, dass ich nach Hause komme und sie mir verzeihen. Wenn sie mir verzeihen, dann bin ich froh.
Aber ICH werde es mir NIE verzeihen.
Ich habe sie enttäuscht und verletzt und alle mit reingezogen. Sogar Marleen. Und das ist nie wiedergutzumachen. Wenn ich zu Hause bin, möchte ich gerne meinen Geburtstag nachfeiern. Außerdem möchte ich dann meine Geburtstagspost lesen, denn die durften sie nicht mitbringen. Das war kein guter Geburtstag, ohne Familie – und dann noch Nikolaus. Es ist alles so schwer. Ich habe sie lieb.
Bis morgen.
Bei dir kann man sich gut das Herz ausschütten.
Hart und wie ein Stich ins Herz fühlt es sich an, wenn ich lese, dass ich mir selbst »nie« verzeihen wollte. Als ich gerade die Zeilen abschrieb, dachte ich: Oh, oh, das ist nicht gut, eine solche Schuld immer mit sich zu tragen.
Gleichzeitig weiß ich, wie gut es ist, dass ich dieses Buch schreibe. Gut, dass ich jetzt weiß, was ich mir damals selbst auferlegt habe. Es ist traurig, welche Schuld ich auf mich geladen habe.
Dieser Entschluss, mir nicht zu verzeihen, dass ich nicht essen konnte und damit den anderen wehtat, darf jetzt gelöst werden. Ich verzeihe mir, indem ich hier und jetzt dazu schreibe. Ich verzeihe mir, dass ich so mit meinem Körper umgegangen bin. Ich verzeihe mir, dass ich mir und anderen Menschen wehgetan habe.
Ich weiß, dass ich zu dieser Zeit nicht anders hätte handeln können. Vielleicht war das eine der Aufgaben für mich auf dieser Welt. Ich könnte diese Erfahrungen niemandem mitteilen, wenn ich das alles nicht so, wie ich es hier niederschreibe, erlebt hätte.
Was mir widerfuhr, war ein Hilfeschrei und sicher auch ein Warnschuss für meine Eltern, die Familie, Angehörige. Ich weiß nicht, was jeder Einzelne für sich daraus mitgenommen hat, was er oder sie gelernt hat, aber es wird einen Sinn gehabt haben.
Zumindest mussten wir alle aufwachen, in welcher Weise auch immer. Heute verzeihe ich mir und all den Menschen, die an der damaligen Situation beteiligt waren.
Meditation: Verzeihen
Um zu verzeihen, kannst du alte Glaubenssätze lösen, Dinge, die du dir auferlegt hast oder die dir auferlegt wurden. Dies kannst du in deinem Herzensraum mithilfe einer Meditation umsetzen. In deinem Herzensraum bist nur du. Du ganz allein bestimmst, wer in diesen Raum darf. Niemand kommt ohne deinen Willen hinein. Der Herzensraum ist ein geschützter Raum in dir. Dein Raum. Ein Ort, an dem du und dein Herz sich ausbreiten können. Egal wann und egal wo du bist, du kannst dich jederzeit in diesen Raum begeben. Dich fühlen und Dinge lösen.
Wenn dir alte Glaubenssätze bewusst werden, deren Zeit zu gehen gekommen ist, kannst du diese gern mit folgender Meditation lösen:
Lege oder setze dich bequem hin. Atme tief durch und schließe die Augen. Schenke dir drei ganz tiefe und bewusste Atemzüge, um hier, in dieser Position, anzukommen. Lass den Atem weiter fließen, er geht ganz regelmäßig ein und wieder aus. Fühle ihn. Fühle den Atem. Fühle, wie die Atmung einfach geschieht, wie sie ohne dein Zutun immer ein und aus geht.
Richte alle Aufmerksamkeit nach innen.
Gehe nun gedanklich in deinen Herzensraum. Wie sieht dieser Herzensraum aus?! Kannst du diesen Raum spüren?!
Angekommen im Herzensraum sage dir den entdeckten Glaubenssatz gedanklich. Sage ihn dir so lange, bis du diesen Satz fühlen kannst.
Wo fühlst du diese Worte? Fühlst du Beklemmung? Angst? Druck auf den Bauch oder den Brustkorb? Übelkeit? Unwohlsein? Fühle in dich hinein und sage dir gedanklich den Glaubenssatz, den du lösen möchtest.
Wo kannst du den Glaubenssatz spüren?
In diesen Moment, in dem du den Glaubenssatz spürst, sage dir:
»Dieser Glaubenssatz darf JETZT, hier in meinem Herzensraum, gelöst und transformiert werden. Der neue Glaubenssatz lautet (hier formulierst du den negativen Glaubenssatz so, dass er ein positiver Glaubenssatz wird – einer, der dich begleiten darf): Ich liebe mich und verzeihe mir aus tiefstem Herzen, dass ich nicht essen konnte und anderen Menschen wehgetan habe. Ich liebe mich und verzeihe mir. Dieser Glaubenssatz darf sich nun in mir ausbreiten. In tiefer Dankbarkeit.«
Gehe aus dem Herzensraum. Schließe die Tür hinter dir. Dann spüre, wie du hier sitzt oder liegst. Atme dreimal tief durch und komme ins Hier und Jetzt zurück. Öffne die Augen, und spüre in dich hinein, wie es dir nun geht.
Du bist nun ein Stück näher bei dir selbst. Fühle die Erleichterung.
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