nicht derer, über denen Dein Zorn waltet
Nicht derer, die sich der Gnade widersetzen und die das verbindende Band zerreißen. Indem sie unabhängig sein wollen von der Göttlichen Urquelle oder selbst Quelle sein wollen, verschließt sich allmählich die Empfänglichkeit des Herzens und das Göttliche lässt sie los.
noch derer, welche in die Irre gehen.
Das sind diejenigen, die zwar das Eine nicht verneinen, sich aber aus Schwäche in der Welt verlieren. Sie folgen ihrem Gemüt und liefern sich somit den irdischen Mächten aus, doch sind sie nicht verloren, wenn sie es nur wollen.
Ich sah meinen Herrn mit den Augen meines Herzens.
Ich sprach: Wer bist du? Er sagte: Du!
Bei Dir hat das Wo kein Wo.
Wo Du bist ist kein Wo.
Die Vorstellungskraft hat keine Vorstellungskraft von Dir,
So dass sie wüsste, wo Du bist.
Du bist der, der alles Wo umfasst
Bis hin zum Nichtwo! Wo also bist Du?
Mit meinem Entwerden, mit meinem Entwerden gibt es nur
La ´ilāha ´illā llāh, es gibt nichts außer Gott.
Es gibt nichts Existierendes außer Dir.
(Hallaj)
DIE FORMELN
Formeln zu wiederholen ist eine Möglichkeit, um sich selbst und das, was um uns herum geschieht, in die allumfassende Gegenwart Gottes bewusst einzubetten. Durch das daraus resultierende Gedenken an die allumfassende Einheit wird dem Leben eine geistig–spirituelle Richtung gegeben, die uns erlaubt, am Segen und der Gnade bewusst teilzunehmen. Es ist kein moralisches Wiederholen von Formeln, sondern ein Ausdruck der Reinigung des Herzens und der Einigung. Denn Harmonie entsteht, wenn in der Vielfalt die Einheit einfließt und wirkt. Formeln helfen uns, dieses Bewusstsein in unser Leben einzuflechten.
Die Formeln
subḥāna llāh سبحان الله „Ehre sei Gott“,
al–ḥamdu li–llāh الحمد الله „Gepriesen sei Gott“ und
allāhu ‘akbar الله أکبر „Gott ist größer“
werden – einem Hadith entsprechend – oft zusammen aufgesagt.
Durch das Ausrufen von „subḥāna llāh“ سبحان الله „Ehre sei Gott“, wirkt man einem der Göttlichen Majestät entgegenstehenden Fehlurteil bzw. einer Irrlehre entgegen bzw. entkräftet sie.
Ein Dieb stiehlt einer hilflosen alten Frau die Handtasche und rennt davon, er stolpert über einen Stein, fällt hin, wird erwischt und die Handtasche kommt zu ihrer rechtmäßigen Besitzerin zurück, subḥāna llāh!
Doch diese Formel wird auch bei Situationen und Dingen angewendet, die man nicht so offensichtlich nachvollziehen kann, deren Weisheit uns verborgen bleibt. Es ist eine Formel, die Gott betrifft und daher für uns Menschen in ihrer Allumfassenheit oft nicht erklärbar ist. Durch ihr Aussprechen trennen wir uns von den sichtbaren, eingeschränkten Dingen und Sichtweisen und betten uns in das Absolute, den Duft der Ewigkeit einatmend.
Die Formel „al–ḥamdu li–llāh“ الحمد الله „Gepriesen sei Gott“ ist das Erheben einer Tat von der Erde in den Himmel. Sie steht meist nach der Vollendung einer Handlung bzw. nach einer Erkenntnis. Sie ist in gewisser Weise das Pendant zu: „bismillāh ar–raḥmān ar–raḥīm“ بسم الله الرحمن الرحيم „Im Namen Allāh, Der unendlich Gütige, Der immer Barmherzige“.
Jede Handlung wird mit „bismillāh ar–raḥmān ar–raḥīm“, „Im Namen des Allbarmherzigen, Allgütigen, Schöpfer aus Liebe und Erretter aus Erbarmen“, eröffnet. Mit dieser Formel wird ein gütiger himmlischer Strahl auf jede Tat herabgerufen und gesegnet, im Wissen um die Einheit, im Wissen um die Göttliche Liebe und Gnade. Möge sie Widerhall finden in all meinen Taten. Jede Veränderung, jedes Eintreten in einen anderen Raum, jede Absicht wird mit der basmallah, wie diese Formel genannt wird, eröffnet.
Ich beginne mein Essen mit „bismillāh ar–raḥmān ar–raḥīm“ und beende es mit „al– ḥamdu li–llāh“. Mit dem al–ḥamd, dem Göttlichen Namen in dieser Formel, binde ich meine Handlungen und die Dinge an Gott. Ich erhebe sie und bette sie in die Einheit.
Die Formel „allāhu ‘akbar“ الله أکبر „Gott ist größer“, takbīr genannt, eröffnet das Gebet und bezeichnet den Wechsel der Stellung während des Gebetes. Der Komparativ des Wortes kabīr „groß“, der oft für einen Superlativ gehalten wird, bringt in dieser Formel zum Ausdruck, dass Gott stets größer oder der Größte ‘akbar sein wird.
Im Alltag wird sie oft ausgerufen, wenn man überrascht oder überwältigt wird. Sie wird aber auch zur Anfeuerung und zur kollektiven Stärkung verwendet.
Eine weitere oft verwendete Formel ist „in šā’a llāh“ إن شاء الله „Wenn Gott es will“. Mit ihr wird die Anlehnung, die Unwissenheit und Abhängigkeit vor Gott formuliert. Sie ist die befreiende Formel von jedweder Selbstgefälligkeit. Sie ist die Formel der Gelassenheit und des Vertrauens auf Gott, dass das, was richtig und gut ist, durch Ihn geschehen wird bzw. nicht eintreten wird – und dann ist es gut so. Allāh ist das Ziel, von Ihm kommt alles und zu Ihm kehrt alles zurück. Es gibt kein Dasein und keine Zukunft außer Ihm.
Im Alltag wird sie nach jeder Aussage, die die Zukunft betrifft ausgesprochen.
„Ich werde morgen in die Stadt fahren, in šā’a llāh!“ „Wir werden in fünf Tagen die Prüfung schaffen, in šā’a llāh!“
Die Formel „mā šā’a llāh“ ما شاء الله „was Gott wollte (ist eingetreten)“ bezieht sich auf die Vergangenheit und die Gegenwart. Die Begebenheit oder der Beginn der Begebenheit ist vergangen, aber die Entfaltung, Wirkung oder unsere Feststellung davon, ist Gegenwart. Die Formel wird auch verwendet, wenn ein Mensch oder eine Sache bewundernswert sind und man dies lobend anerkennen möchte, ohne Neid oder Eifersucht aufkommen zu lassen, allein, wenn man sich durch die Formel daran erinnert, dass alles von Gott abhängt und zu Ihm zurückkehrt. Das hält das Herz frei, macht zufrieden und macht aus uns eine bzw. einen Genießerin der Schönheiten.
Wenn man ein schönes Kind sieht, sagt man: „mā šā’a llāh!“ Wenn jemand schön singt und man die Stimme loben möchte, wenn jemand von schneller Auffassung ist, wenn eine schöne Landschaft auftaucht sagt man: „mā šā’a llāh!“
Alle Handlungen werden in fünf Arten eingeteilt:
das Unerlässliche fard فرض oder wāğib واجب;
das Empfohlene mustahab مستحب;
das Erlaubte, dem freien Ermessen überlassene mubāḥ مباح;
das zu Meidende makrūh مكروہ ;
und das Verbotene ḥarām حرام.
Eines Tages war Nasruddin mit einem Geldbeutel unterwegs zum Eselsmarkt. Als er an einem Bekannten vorbeiging, fragte dieser: „Wo gehst Du hin, Nasruddin?“ „Ich bin unterwegs zum Markt, um einen Esel zu kaufen!“ „Sag stets in šā’a llāh, Nasruddin!“ „Wieso denn, es ist doch klar, ich habe das Geld für den Kauf eines Esels bei mir und der Markt ist vor mir!“ Mit diesen Worten ging Nasruddin weiter. Bevor er allerdings den Markt erreichte, wurde er von Dieben überfallen, auf den Kopf geschlagen und beraubt. Benommen und verwirrt machte er sich auf den Weg nach Hause und wieder ging er an dem Bekannten vorbei. „Was ist passiert,