Lebendige Seelsorge 3/2017. Erich Garhammer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Erich Garhammer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783429063245
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       THEMA

      FußEssen, Glauben und Genuss

       Ein ernährungssoziologisches Essay zu christlichem Leben und alimentärer Praxis

      Von Daniel Kofahl

      Fest und Mahl

      Von Guido Fuchs

      Das Festmahl im Wandel

       Die Replik von Daniel Kofahl auf Guido Fuchs

      Die Freude am Fest

       Die Replik von Guido Fuchs auf Daniel Kofahl

      „Der Mensch ist, was er isst“

      Von Michael H. Schoenberg

       PROJEKT

      Es gibt Wunder jeden Tag

      Von Ilka Sobottke

       INTERVIEW

      Unser tägliches Brot

       Ein Gespräch mit Oliver Raferzeder

       PRAXIS

      Am Essen werden die Christen erkannt

       Vergessene Identitätsmerkmale des Urchristentums

      Von Martin Ebner

      Spaßverderberei?

       Der Trend zu ethischer Ernährung und die Sehnsucht nach Sinn

      Von Michael Rosenberger

      Gabenökonomie und das Bedürfnis nach Nahrung – Erfahrungen aus Berkeley, USA

      Von Andrea Trenkwalder-Egger

      Von Orten, Menschen und Nahrungsproduktion

       Die Perspektive von Nahrungserzeuger/innen im ländlichen Raum

      Von Josef Holzbauer

      Essstörungen – wenn Probleme zur Sucht werden

      Von Anna Steinpatz

       FORUM

      „Wir haben keine Zuhörer, sondern Zuschauer.“

       Aspekte inklusiven Predigens. Ein Beitrag aus dem Kontext Gehörlosengemeinde

      Von Ilona Nord

       POPKULTURBEUTEL

      Poesie der Meteorologie

      Von Stefan Weigand

       NACHLESE

      „Die Re-education begann mit dem Kaugummi“

      Von Tilman Allert

      Wunder Roms

       Blicke von Literaten auf die Ewige Stadt

      Von Erich Garhammer

      Glosse von Annette Schavan

      Buchbesprechungen

       Impressum

      Hildegard Wustmans Mitglied der Schriftleitung

      Liebe Leserin, lieber Leser,

      dieses Heft thematisiert etwas Alltägliches und zugleich Lebensnotwendiges: Essen. Dabei geht es uns um mehr als Nahrungsaufnahme. Was wir essen und mit wem wir essen, kommt immer auch einem Statement gleich. Wir bieten Ihnen in diesem Heft diese unterschiedlichen Facetten zum Thema gleichsam wie ein Buffet an und hoffen, dass es für Sie Genussvolles bereithält. In den Eingangsbeiträgen thematisieren Daniel Kofahl und Guido Fuchs aus ernährungssoziologischer und theologischer Perspektive Zusammenhänge von Essen und Religion, von Fest und Mahl. Der Mediziner Michael H. Schoenberg weist darauf hin, wie wichtig die richtige Ernährung während und nach einer Krebstherapie ist. Essen in einem Kirchenraum anzubieten ist Ausdruck einer Kirche, die ihren Standpunkt vor Gott und den Menschen in der Welt gefunden hat. Konkret wird dies, wie Ilka Sobottke berichtet, im Projekt Vesperkirche in Mannheim.

      Im Interview mit Oliver Raferzeder erfahren wir vom Mut eines jungen Unternehmers, eine Bäckerei zu eröffnen, damit Brot wieder seinen Wert bekommt. Der Exeget Martin Ebner zeigt auf, dass das gemeinsame Mahl ein wesentliches und herausfoderndes Identitätsmerkmal für Christ/innen ist. Weil Menschen zur Befriedigung ihres Hungers Leben zerstören, ist es erforderlich darüber nachzudenken, wann und wie dieses Handeln gerechtfertigt werden kann. Dieser Fragestellung geht der Moraltheologe Michael Rosenberger in seinem Beitrag nach. Andrea Trenkwalder-Egger beschreibt, wie die Gabenökonomie in der US-amerikanischen Zivilgesellschaft umgesetzt wird und welche Impulse daraus für die soziale Arbeit gezogen werden können. Um eine gute Produktion von Nahrungsmitteln, die auf den Bauernhöfen ihren Anfang nimmt, gewährleisten zu können, braucht es nach Meinung von Josef Holzbauer nicht nur einen Struktur-, sondern einen Kulturwandel. Essen hält Leib und Seele zusammen, aber es kann auch ein Bereich sein, in dem sich Konflikte und Störungen manifestieren. Anna Steinpatz beschreibt die Dynamiken von Essstörungen und geht dabei auch der Frage nach, wie Theologie und Pastoral darauf reagieren können. Als Nachschlag darf ich Ihnen die Beiträge von Ilona Nord über inklusives Predigen und den Beitrag von Tilman Allert über den Kaugummi empfehlen. Liebe Leser/innen, es ist für Sie aufgetischt.

      Ihre

      Prof. Dr. Hildegard Wustmans

      Essen, Glauben und Genuss

      Dass Menschen essen und trinken müssen, ist unbestritten, doch wie die Menschen damit umgehen, ist abhängig von der Kultur, in der sie leben und ebenso von ihrem Glauben. Auch die christliche Religion stellt das Alimentäre immer wieder ins Zentrum ihrer Theologie und Glaubenspraxis, was aus ernährungssoziologischer Sicht sehr spannend ist. Daniel Kofahl

      Wenn Christen ihr wohl wichtigstes Grundgebet, das Vaterunser, sprechen,lobpreisen sie nicht nur Gott, den Allmächtigen, oder hoffen auf Vergebung für ihre Sünden. Sie erbitten sich darüber hinaus auch etwas Brot als tägliche beziehungsweise auch als alltägliche Speise. Sicher, für manch einen mag es sich bei diesem „täglich Brot“ allein um geistige Nahrung handeln. Doch dieser Interpretationsspielraum erscheint letztendlich zu eng.

      Die alimentäre Grundversorgung ist dem christlichen Bekenntnis ein ebenso wichtiges Fundament wie der gelebte spirituelle Glaube. Dieser kann schließlich nur dann ein lebendiger Glaube sein, wenn er auch auf der stofflich-materiellen Ebene lebendige Gläubige vorfindet, die ihn tragen und leben können. Nicht umsonst engagieren sich christliche Organisationen wie das Bischöfliche Hilfswerk Misereor explizit gegen die materielle Armut der Menschen. Dieses Engagement schließt den Kampf gegen Ernährungsarmut als basale Hilfe und Nächstenliebe mit ein.

      Doch wie steht es um weitergehende Bedürfnisse und Befriedigungen, die sich ebenfalls um die Ernährungspraxis herum entwickeln können? Es ist schließlich eine der ganz wenigen anthropologischen Universalien, dass es allen Menschen eigen und gemein ist, essen und trinken zu müssen (vgl. Simmel). Da ist es wenig verwunderlich, dass sich noch weitere Aspekte, vor allem zahlreicher Genüsse, um das Phänomen des Essens