Von Casanova bis Churchill. Barbara Piatti. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Barbara Piatti
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9783039199167
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Ort dafür. Nach immer neuen Windungen kamen wir zu einem riesigen Felsen. Mädchen mit Früchten – sehr hübsch; blaue Augen, gute Zähne, sehr helles Haar: ein langes, aber gut geschnittenes Gesicht – erinnerte mich ziemlich an Fanny.4 Kaufte ein paar von ihren Birnen, und klopfte sie auf die Wange; der Ausdruck ihres Gesichts sehr mild, aber gut und gar nicht kokett. Am Fuss des Berges (der Yungfrau, d. h. das Mädchen) angekommen; Gletscher, Giessbäche; einen dieser Giessbäche sieht man von neunhundert Fuss Höhe herunterfallen. Beim Pfarrer untergebracht. Aufgebrochen, um das Tal zu sehen; hörte eine Lawine fallen, wie Donner; sah den Gletscher – ungeheuer. Sturm kam auf, Donner, Blitz, Hagel; alles ganz vollkommen und schön. Ich war zu Pferd; der Führer wollte meinen Stock tragen; ich wollte ihn gerade übergeben, als mir einfiel, dass es ein Stockdegen ist, und ich dachte, der Blitz könnte von ihm angezogen werden; behielt ihn selbst; reichlich behindert damit (und mit meinem Wettermantel), da er zu schwer war, um als Peitsche gebraucht zu werden, und das Pferd war dumm und blieb bei jedem zweiten Donnerschlag stehen. Angekommen, nicht sehr nass; der Mantel ist wasserdicht. H. durch und durch nass; H. suchte Zuflucht in einer Hütte, sandte ihm einen Mann, Schirm und Mantel nach (vom Pfarrer, sobald ich dort war). Das Haus des Schweizer Pfarrherrn ist wirklich sehr gut – viel besser als die meisten englischen Pfarrhäuser. Es ist direkt gegenüber dem Giessbach, von dem ich sprach. Der Giessbach krümmt sich über den Felsen in einer Form wie der Schweif eines weissen Pferdes, der im Wind flattert, so wie man sich den des «fahlen Pferdes» vorstellen könnte, auf dem der Tod reitet, in der Apokalypse. Es ist weder Nebel noch Wasser, sondern etwas zwischen beidem; seine ungeheure Höhe (neunhundert Fuss) gibt ihm eine Welle, eine Krümmung, ein Spreiten hier, ein Verdichten da, wunderbar und unbeschreiblich. Ich glaube, dass dieser Tag, im ganzen genommen, ergiebiger war als alle anderen dieses Ausflugs.

      23. Sept.: Vor der Bergbesteigung ging ich (7 Uhr morgens) nochmals zu dem Giessbach; die Sonne darauf bildete aus dem unteren Teil einen Regenbogen aller Farben, aber hauptsächlich Purpur und Gold; der Bogen bewegt sich, wie man sich bewegt; ich habe nie etwas Ähnliches gesehen; das gibt es nur im Sonnenschein. Bestiegen den Wengenberg; mittags erreichten wir ein Tal auf der Gipfelhöhe; liess die Pferde stehen, nahm meinen Mantel ab und ging zum Gipfel hinauf, 7000 Fuss (englische Fuss) über dem Meeresspiegel, und ungefähr 5000 über dem Tal, das wir am Morgen verlassen hatten. Unsere Aussicht umfasste auf der einen Seite die Jungfrau mit allen ihren Gletschern; dann den Dent d’Argent, strahlend wie die Wahrheit; dann den kleinen Giganten (den kleinen Eigher); und den grossen Giganten (den Grossen Eigher) und nicht zuletzt das Wetterhorn. Die Höhe der Jungfrau ist 13 000 Fuss über dem Meeresspiegel, 11 000 über dem Tal; sie ist die höchste dieser Kette. Nahezu alle fünf Minuten hörten wir Lawinen hinunterstürzen – wie wenn Gott den Teufel vom Himmel herab mit Schneebällen bewerfen wollte. Von unserem Standort aus, der Wengen Alp, konnten wir all dies auf der einen Seite sehen: auf der anderen stiegen die Wolken aus dem gegenüberliegenden Tal auf und krausten sich zu senkrecht aufragenden Felsschroffen wie der Schaum des Ozeans der Hölle während einer Springflut – er war weiss und schwefelgelb und schien unermesslich tief. Die Seite, die wir hinaufstiegen, fiel (natürlich) nicht so jäh ab; aber als wir auf dem Gipfel ankamen, blickten wir auf der anderen Seite in ein kochendes Wolkenmeer hinunter, das gegen die Felsen anspritzte, auf denen wir standen (diese Felsen waren auf einer Seite fast völlig lotrecht). Blieben eine Viertelstunde; begannen den Abstieg; fast frei von Wolken auf dieser Seite des Berges. Als wir durch die Schneemassen kamen, machte ich einen Schneeball und bewarf H. damit.

      Kamen wieder zu unseren Pferden hinunter; assen etwas; stiegen auf; hörten immer noch die Lawinen; kamen zu einem Sumpf; H. stieg ab; H. kam gut hinüber: ich versuchte, mein Pferd darüber zu lenken, das Pferd versank bis zum Kinn, und natürlich waren es und ich zusammen im Schmutz; über und über beschmiert, aber unverletzt; lachte und ritt weiter. Kamen in Grindelwald an; assen zu Abend, stiegen wieder auf und ritten zu einem höheren Gletscher – Zwielicht, aber deutlich erkennbar – sehr schöner Gletscher, wie ein zu Eis erstarrter Orkan. Sternenlicht, wunderschön, aber ein verflixter Weg! Trotzdem sicher heimgekommen; etwas Blitzen; aber der ganze Tag, was das Wetter betrifft, so herrlich wie der, an dem das Paradies gemacht wurde. An ganzen Wäldern verdorrter Kiefern vorbeigekommen, alle verdorrt; Strünke kahl und ohne Rinde, Zweige leblos; geschehen in einem einzigen Winter – ihr Aussehen erinnerte mich an mich und meine Familie.

      24. Sept.: Aufgebrochen um sieben; auf um fünf. Am schwarzen Gletscher vorbei, den Berg Wetterhorn zur Rechten; überquerten den Scheideckberg; kamen zum Rosengletscher, der der grösste und schönste der Schweiz sein soll. Ich halte den Bossons-Gletscher in Chamouni für genauso schön; H. nicht. Kamen zum Reichenback Wasserfall, zweihundert Fuss hoch; hielten an, um die Pferde ruhen zu lassen. Erreichten das Tal von Oberhasli; es begann zu regnen; etwas durchnässt; aber doch nur 4 Stunden Regen in 8 Tagen. Kamen zum See von Brientz, dann zu der Stadt Brientz; zogen uns um. H. stiess sich den Kopf an der Türe an. Am Abend kamen vier Schweizer Bauernmädchen aus Oberhasli und sangen Lieder aus ihrer Gegend; zwei der Stimmen schön – die Melodien auch; sie singen auch diese Tyroler Weise und das Lied, das Du, Augusta, so liebst, weil ich es liebe – und das ich liebe, weil Du es liebst; sie singen noch, Liebste, Du weisst nicht, wie mir das gefallen würde, wenn Du bei mir wärst. Die Weisen sind so wild und eigenartig und zugleich von grosser Anmut. Der Gesang ist vorbei: aber von unten höre ich die Klänge einer Fiedel, die mir für meinen Schlaf heut Nacht nichts Gutes prophezeien. Der Härr helfe uns – ich werde hinuntergehen und dem Tanzen zuschauen.

      25. Sept.: Die ganze Stadt Brientz war scheint’s in den Räumen unten versammelt; hübsche Musik und vorzügliches Walzertanzen; nichts als Bauern; das Tanzen viel besser als in England; die Engländer können nicht Walzer tanzen, konnten es nie und werden es auch nie können. Ein Mann behielt die Pfeife im Mund, tanzte aber so gut wie die anderen; einige andere Tänze, zu zweien und zu vieren, und sehr gut. Ich ging zu Bett, aber die Lustbarkeit war bis spät und früh im Gange. Brientz ist nur ein Dorf. Früh aufgestanden. Auf den Brientzer See hinausgefahren, in einem langen Kahn, der von Frauen gerudert wurde (eine sehr jung und sehr hübsch – setzte mich zu ihr und fing auch an zu rudern): nach kurzer Zeit legten wir an, und wieder sprang eine Frau herein. Es scheint hier Sitte zu sein, dass die Kähne von Frauen bemannt werden: denn von fünf Männern und drei Frauen in unserem Boot nahmen alle Frauen ein Ruder und nur ein Mann.

      […] Am Abend erreichten wir Thoun: das Wetter war den ganzen Tag recht erträglich; aber da der wilde Teil der Tour vorüber ist, ist es uns gleich: während des wünschenswerten Teils haben wir wirklich sehr viel Glück gehabt, was Wärme und Durchsichtigkeit der Atmosphäre betrifft, und dafür «wollen wir den Herrn loben»!

      Quelle: Byron in seinen Briefen und Tagebüchern, dargestellt von Cordula Gigon. Zürich: Artemis Verlags-AG 1963, S. 354–362.

      Karl

      Friedrich

      Schinkel

      Freiburg —

      Basel —

      Liestal —

      Solothurn —

      Bern —

      Neuchâtel —

      Yverdon —

      Lausanne —

      Sion —

      Brig —

      Simplon —

      Mailand

      Sion mit Notre-Dame de Valère von der Festungsruine Tourbillon aus gesehen. Bleistift- und Federzeichnng von Karl Friedrich Schinkel (1824).

      In der Stadt sind wenig Häuser, die bewohnt aussehen; alles scheint auf Ruinen und alten Gewölben zusammengebaut, mehr der Aufenthalt von Ratten, Eulen und Fledermäusen als von Menschen zu sein.

      Karl Friedrich Schinkel (1824)

      Gotischer Dom am Wasser, die