Atemlose Spannung für den Urlaub: Vier Krimis: Krimi Quartett. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783956179006
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Killer zögerte nicht.

      Er feuerte. Der Schuss war so gut wie gar nicht zu hören. Die Waffe war schließlich eine Spezialanfertigung, die darauf ausgelegt war, bei maximaler Treffersicherheit und dem höchstmöglichen Zielkomfort auch noch möglichst geräuschlos zu sein.

      Der Schuss traf den Wachmann genau in die Herzgegend. Sein hellblaues Hemd verfärbte sich dunkelrot. Die rechte Hand krallte sich noch um den Pistolengriff. Mit einem dumpfen Geräusch fiel er zu Boden.

      Unten im Festsaal hatte man davon nichts bemerkt, zumal jetzt erneut Beifall aufbrandete. MdB Johannes E. Moldenburg, direkt gewählter Abgeordneter des deutschen Bundestages, sprach bereits wieder in den noch anhaltenden Applaus hinein. “Die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger ist das höchste Gut”, klang Moldenburgs Stimme durch den Saal. “Und um dieses Gut zu schützen, muss die Regierung dieses Landes entschlossener vorgehen, als sie es bisher getan hat. Wo immer auf der Welt sich Feinde unserer Werteordnung aufhalten und damit beschäftigt sind, terroristische Pläne zu schmieden, sollten wir sie bekämpfen - und nicht erst, wenn sie hier bei uns zuschlagen. Deswegen ist es notwendig, Gesetze zu ändern!”

      Der Killer nahm seine Zielperson ins Visier. Den Laserpointer durfte er erst im letzten Moment aktivieren, sonst wurde er bemerkt. Ein Schuss!, dachte er. Maximal zwei. Mehr wird mir nicht bleiben!

      Danach brach vermutlich das Chaos aus, und es war nicht mehr daran zu denken, in dem entstehenden Durcheinander eine Person gezielt zu töten.

      6

      So ein verdammter Labersack!, dachte Dr. Gerold M. Wildenbacher. Mit diesem inhaltsleeren Politiker-Gequatsche könnte man bei ins Bayern ja das gutmütigste Rind verrückt machen!

      Der Gerichtsmediziner aus dem Ermittlungsteam Erkennungsdienst der BKA-Akademie von Quardenburg unterdrückte ein Gähnen und zwang sich zu einem neutralen Gesichtsausdruck, der nicht erkennen ließ, was er von der ganzen Veranstaltung hielt.

      Anlässe wie dieses noble Charity-Essen von MdB Johannes E. Moldenburg waren Wildenbacher ein Gräuel. Große Reden, wenig dahinter, so lautete Wildenbachers knappes Resümee. Aber seit der Pathologe für das BKA arbeitete, hatten man ihm stets eingeschärft, immer freundlich zu Politikern zu sein. “Das sind die Männer und Frauen, deren Abstimmungsverhalten darüber entscheidet, wie viel Geld in Zukunft für unsere Arbeit zur Verfügung steht. Also tun wir besser nichts, um ihren Zorn zu erregen!”, hatte einer seiner Vorgesetzten mal zu Wildenbacher gesagt, nachdem der hemdsärmelige Bayer einer Kongressabgeordneten bei einem Besuch von Quardenburg ziemlich unverblümt seine Meinung hatte wissen lassen.

      Was diese Charity-Veranstaltung von MdB Moldenburg anging, fiel Wildenbacher dabei sogar eine herausgehobene Rolle zu. Er sollte für besondere Verdienste um das öffentliche Wohl ausgezeichnet werden. Eine wohltätige Stiftung, der der MdB vorstand, hatte Wildenbacher für diese Auszeichnung vorgesehen.

      Wildenbacher stand der ganze Sache ambivalent gegenüber. So sehr er einerseits von sich und seinen Fähigkeiten überzeugt war, so war ihm andererseits jegliche Lobhudelei zuwider. Und er mochte es auch auch nicht, für den Auftritt eines MdBs die Kulisse bieten zu müssen.

      Andererseits hatte er sich entschieden, eine gute Miene zu der ganzen Veranstaltung zu machen. Auch wenn es ihm persönlich am liebsten gewesen wäre, man hätte ihm seine Auszeichnung einfach per Post nach Hause geschickt, so fühlte er sich doch auch seiner Aufgabe und seinem Team in Quardenburg verpflichtet.

      Warum nur, fragte er sich in diesem Moment, hatte man nicht seinen Kollegen Förnheim für eine solche Auszeichnung vorgesehen? Der hamburgisch-stämmige Forensiker hätte vermutlich Spaß an diesen gedrechselten Politiker-Reden gehabt, dachte Wildenbacher. Aber vielleicht wäre dieses Gewäsch selbst ihm zu verschwurbelt gewesen…

      Während Wildenbacher die einschläfernde Wirkung von MdB Moldenburgs sonorer Stimme mehr und mehr zu spüren bekam und immer stärker dagegen ankämpfen musste, einfach die Augen zu schließen, sorgte ein rotes Flimmern innerhalb eines Sekundenbruchteils dafür, dass er wieder hellwach war.

      Der Laserpointer eines Zielerfassungsgerätes!, durchzuckte ihn die Erkenntnis. Ein hauchdünner Strahl brach sich in einem Schwarm von aufgewirbelten, in der Luft schwebenden Staubpartikeln und war dadurch für einen kurzen Moment als eine Art hauchdünner, roter Lichtfaden sichtbar.

      “Vorsicht!”, dröhnte eine Stimme.

      Wildenbacher spürte, wie er förmlich fortgerissen wurde. Irgendetwas riss ihn zu Boden, während gleichzeitig etwas mit hoher Geschwindigkeit nahe genug an seinem Kopf vorbeizischte, das er den Luftzug spüren konnte.

      Ein Projektil!

      Ungefähr in demselben Moment, als Wildenbacher den Lichtstrahl bemerkte, hatte sich ein massiger Leibwächter in Bewegung gesetzt, Wildenbacher zur Seite gerissen und sich auf den MdB gestürzt, sodass beide zu Boden gingen. Ein anderer Leibwächter riss seine Waffe unter dem Jackett hervor. Sein Blick suchte die Balustrade ab.

      Projektile schossen durch die Luft. Eins davon bekam der Leibwächter mit der Waffe in der Hand in die Brust. Er taumelte zurück. Die Kugel hatte das Jackett und das weiße Hemd darunter aufgerissen und war in in einer Kevlar-Weste steckengeblieben.

      Unterdessen brach jetzt im Publikum Panik aus. Gäste erhoben sich von ihren Plätzen. Andere duckten sich unter die Tische und wieder andere versuchten den Saal zu verlassen, was angesichts der Enge völlig aussichtslos war. Die Angehörigen des privaten Sicherheitsdienstes gerieten in Bewegung.

      Wildenbacher rappelte sich unterdessen auf. Der Leibwächter, der ihn grob zur Seite gerissen hatte, beugte sich über den MdB. Sein massiger Körper hatte den eher schmächtigen Moldenburg wohl noch im entscheidenden Moment etwas abgeschirmt und dabei selbst mindestens zwei Treffer abbekommen, wie die zerfetzte Jacke des Leibwächters dokumentierte.

      Allerdings trug dieser Kevlar unter seiner Kleidung.

      Der MdB jedoch nicht. Er blutete aus einer Wunde am Oberkörper und aus einer weiteren am Kopf.

      “Ich bin Arzt!”, rief Wildenbacher. “Zur Seite! Lassen Sie mich ran, wenn Ihnen das Leben des MdBs was bedeutet!”

      7

      Als wir an diesem Morgen das Hauptpräsidium in Berlin erreichten, hatten wir von dem Anschlag auf MdB Johannes E. Moldenburg bereits aus den Nachrichten erfahren. Danach hatte sich am Vorabend eine Festhalle in Wismar in einen Ort des Schreckens verwandelt, als ein Unbekannter damit begann, den MdB unter Feuer zu nehmen.

      Die Informationen, die in die Öffentlichkeit gelangt waren, blieben ziemlich dürftig, was mit Sicherheit auch fahndungstaktische Gründe hatte.

      Aber ein terroristischer Hintergrund galt als sicher. Zumindest wenn man davon ausging, was in den Medien verbreitet wurde.

      Als mein Kollege Rudi Meier und ich das Hauptquartier des BKA betraten, wussten wir noch nicht, dass man wenige Augenblicke später uns den Fall übertragen würde.

      “Guten Morgen”, grüßte uns Dorothea Schneidermann, die Sekretärin unseres Vorgesetzten. Sie deutete auf die Tür zum Büro unseres Chefs. “Gehen Sie gleich weiter. Fahren Sie nachher mit dem eigenen Wagen nach Wismar oder soll ich Ihnen irgendwas buchen. Der nächste Flugplatz…”

      “Sie scheinen schon mehr zu wissen als wir”, stellte Rudi fest.

      Dorothea Schneidermann lächelte. “Jedenfalls habe ich Ihnen sicherheitshalber ein Hotelzimmer für die Nacht gebucht, da Sie vermutlich dort zu lange zu tun haben werden, um noch nach Berlin zurückzufahren.”

      “Mit dem Wagen müssten das etwa zweieinhalb Stunden sein”, meinte ich.

      “Planen Sie besser drei ein”, sagte Dorothea. “Und da seit dem Attentat auf MdB Moldenburg überall Kontrollen durchgeführt werden, dauert es vielleicht sogar noch länger.”

      “Na, dann wissen wir ja immerhin