Nick 6 (zweite Serie): Baltimore Lees Diamanten. Thomas Newton. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas Newton
Издательство: Bookwire
Серия: Nick, Pionier des Weltalls
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783863052959
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möchte Sie nicht zum Feind haben!«

      *

      Nick gab sein Vorhaben an die Besatzung weiter und wies jeden, der an der Expedition teilnehmen wollte, an, sich innerhalb einer Stunde in der Messe einzufinden. Als Nick den Raum betrat, sah er sich gut einem Dutzend Männer gegenüber, die ihn erwartungsvoll ansahen. Er musterte die Freiwilligen, die sich für das Unternehmen gemeldet hatten, und stutzte, als er drei junge Gesichter erblickte.

      »Eric, Richard und Peter?«, fragte er und schüttelte den Kopf. »Das Unternehmen ist zu gefährlich für Sie. Sie verfügen noch über zu wenig Erfahrung.«

      »Einmal muss man beginnen, Erfahrungen zu sammeln«, antwortete Eric Marsh und schob keck das Kinn vor. »Warum nicht jetzt?«

      »Das ist Ihre erste Raumfahrt. Ich trage die Verantwortung für Sie«, erklärte ihm Nick mit ernster Miene.

      Erics Augen funkelten. »Ich bestehe darauf, an der Expedition teilzunehmen! Ich will nicht, dass man mich in Watte packt, nur weil ich der Sohn des Chefs der Weltsicherheitsbehörde bin.« Er machte einen Schritt auf Nick zu. »Ich werde mich bei meinem Vater über Sie beschweren!«

      Der Weltraumfahrer schmunzelte. Er war in dem Alter nicht viel anders gewesen, musste er zugeben. »Immer mit der Ruhe, Eric. Vielleicht haben Sie recht.« Er sah die drei Kadetten an. »Wenn Sie und Ihre Freunde darauf bestehen, mitzukommen, dann machen Sie sich klar.«

      Er wandte sich an alle Anwesenden. »Wir brechen in zehn Minuten auf. Stellen Sie Ihre nötige Ausrüstung zusammen!«

      *

      Der Aufbruch der kleinen Expedition blieb nicht unbeobachtet. Unentdeckt von den Sensoren konnten sich im Schutz der dichten Vegetation drei Männer nahe an das Sternenschiff heranschleichen, dessen Landung ihnen alles andere als verborgen geblieben war.

      Butch Saunders reckte vorsichtig den Kopf hoch und spähte über die fleischigen Blätter einer Pflanze hinweg.

      »Sie gehen zur Schlucht«, teilte er seinen Begleitern mit gesenkter Stimme mit.

      »Kurz davor bleibt unser Mann wie verabredet etwas zurück«, antwortete Ringo Olsen. »Wir müssen uns bereithalten, das Medaillon entgegenzunehmen.«

      Anderson hatte die Karten aus Baltimore Lees Tagebuch kopiert und eingehend studiert. Für das Sternenschiff gab es inmitten der hügeligen Landschaft nur eine Möglichkeit zu landen – und damit auch nur einen Weg zu den Eingeborenen, der durch diese Schlucht führte. Ihm war bewusst, dass er damit alles auf eine Karte setzte. Aber nur so hatte er seinen Spitzel schon vor dem Abflug mit Informationen versorgen können.

      Die Männer folgten der Gruppe mit gebührendem Abstand und hielten sich so gut sie konnten im Dickicht verborgen.

      *

      Schon bald lief Nick der Schweiß über die Stirn. Zu der feuchten Hitze kam der beschwerliche Weg durch die dicht stehenden Farngewächse, die ihnen bis zu den Hüften wuchsen.

      Die Luft war erfüllt von Myriaden kleiner Insekten, die sie umschwirrten, sich von den fremden Ankömmlingen aber doch fernhielten.

      Nick stieß den Atem aus und blieb für einen Moment stehen. Er blickte nach vorne, und sowohl Tom Brucks wie auch Jane Lee schlossen zu ihm auf. Xutl war an Bord zurückgeblieben. Im Notfall konnte der Marsianer das Sternenschiff auch alleine starten, und Nick wollte für alle Eventualitäten vorbereitet sein.

      »Auf der Lichtung da drüben werden wir erfahren, wer der Verräter ist«, sagte er zu seinem Freund.

      »Du hättest die Untersuchung noch auf dem Sternenschiff vornehmen sollen«, brummte der Biologe.

      Nick sah ihn nachdenklich an. »Ich wollte es zuerst. Aber wir wissen nicht, was den Verräter dazu getrieben hat, sich mit Anderson zu verbünden. Vielleicht hat er aus einer Zwangslage heraus gehandelt. Diese Entlarvung in einer kleinen Gruppe ist nicht so schwerwiegend für ihn, als sich vor der gesamten Besatzung zu verantworten. Es kann sein, dass wir ihn auf den rechten Weg zurückführen können.«

      Tom Brucks warf ihm wie auch Jane Lee einen zweifelnden Blick zu, doch sie erwiderten nichts.

      Nick gab der Gruppe mit einem Handzeichen zu verstehen, ihm auf die Lichtung zu folgen. Er sah sich um. Als er sicher war, dass keiner der Männer im Schutz des Dickichts zurückgeblieben war, löste er die Strahlenpistole aus dem Holster.

      »Einen Augenblick, bitte!«, forderte er die Umstehenden auf.

      »W… warum richten Sie Ihre Pistole auf uns?«, stammelte Erics Freund Richard Dickson.

      »Was hat das zu bedeuten?«, rief Dennis Gerald von der Ortung.

      Nick gab den Männern mit der Waffe ein Zeichen, sich enger zusammenzustellen und positionierte sich direkt vor ihnen. Sein Blick ging von einem zum anderen, und er sah in sowohl erstaunte wie auch verärgerte Gesichter.

      »Bis auf Miss Lee und Tom Brucks lassen alle ihre Waffen auf den Boden fallen«, forderte er sie auf. »Wer sich weigert oder eine verdächtige Bewegung macht, wird erschossen!«

      Ein Raunen ging durch die Gruppe.

      »Das ist ja unerhört!«, begehrte Eric Marsh auf. »Sie sind wahnsinnig geworden!«

      Bevor Nick ihm antworten konnte, gellte in seinem Rücken ein Hilfeschrei auf.

      »Allmächtiger!«, stieß er aus, als er mit ansehen musste, wie Jane Lee von einem meterlangen schlangenähnlichen Pflanzenarm aus dem Dickicht umklammert und in die Höhe gerissen wurde.

      Das wurzelartige Gebilde rollte sich zusammen und zog die Tierfängerin ins Dickicht, die sich in der Schlinge um ihre Hüfte wand und um sich schlug.

      »Miss Lee!«, schrie Tom Brucks auf und wollte ihr nacheilen.

      »Vorsicht!«, rief Nick und hielt seinen Freund zurück. Er wollte vorspringen, um ungehindert auf die Pflanze schießen zu können, ohne Jane Lees Leben zu gefährden.

      Gerade als er anlegte, fiel jedoch ein Schatten auf die Lichtung, und das Rauschen großer Flügel ließ die Männer herumfahren.

      »Was … ist das?«, entfuhr es Tom Brucks.

      Nick wünschte, er hätte ihm eine Antwort darauf geben können. Die fliegenden Tiere erinnerten an große, vierbeinige Saurier mit gewaltigen Schwingen. Doch es waren keine Wildtiere. Auf ihren Rücken saßen fremdartig aussehende Reiter mit blau schimmernder Haut. Ihre Umhänge flatterten im Flugwind, als sie auf die Gruppe herabstießen.

      Mehrere schlanke Objekte blitzten im fahlen Sonnenlicht auf, und Nick sah die Dreizacke, die auf die Gruppe herniedergingen.

      »Vorsicht!«, rief er. »Die Burschen werfen mit ihren Forken nach uns!«

      »In Deckung!«, schrie Tom und brachte sich mit einem Sprung ins Unterholz in Sicherheit.

      Die Dreizacke verfehlten sie jedoch allesamt und trafen stattdessen die dicken Wurzeln der Pflanze, die Jane Lee gefangen hielt.

      Nick hatte nicht vor, die schlechte Treffsicherheit der Wilden ungenutzt verstreichen zu lassen. Er riss seine Strahlenpistole hoch und zielte auf den ihm am nächsten fliegenden Reiter.

      »Schießt nur mit Lähmungsstrahlen!«, ordnete er an. »Tötet sie nicht!«

      Er wollte seinen ersten Besuch auf diesem Planeten nicht damit beginnen, sich die Eingeborenen zu Todfeinden zu machen.

      Als die seltsamen berittenen Krieger die Waffen der Männer in der Sonne aufleuchten sahen, rissen sie ihre Flugechsen herum und ergriffen die Flucht, noch bevor ein Schuss abgegeben werden konnte.

      Verwundert sah Nick ihnen nach. »Es scheint, sie haben schon einmal Bekanntschaft mit Strahlwaffen gemacht«, vermutete er. »Sie fürchten sich vor ihnen.«

      Er wandte sich zu Tom um. »Behalte unsere Männer im Auge«, wies er ihn an. »Ich kümmere mich um Jane Lee.«

      Beschwörend hob sein Freund die Hand.