Doctor Who Monster-Edition 6: Roboter des Todes. Chris Boucher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Chris Boucher
Издательство: Bookwire
Серия: Doctor Who Monster-Edition
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783966580274
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oder simple Arroganz, dass der junge Firstmaster Roatson ihm gerade verraten hatte, wie viel er bereits von dem wusste, was diese Leute in diesem Augenblick vermeintlich zum ersten Mal hörten? Carnell hatte gute Lust, ihn darauf anzusprechen, aber dies war nicht der richtige Moment, solchen Impulsen nachzugeben. »Im Normalfall würde ich Ihnen zustimmen«, entgegnete er mit sanfter Stimme. »Bloß war an Taren Capel nichts normal, schon gar nicht sein Talent für Robotertechnik.«

      »Ich glaube nicht, dass es Taren Capel je gegeben hat«, merkte Roatson an.

      Carnell lächelte. »Wenn es ihn nicht gäbe, müsste man ihn erfinden.«

      »Genau das ist es doch.«

      »Ja«, stimmte Carnell noch immer lächelnd zu, »ganz recht.«

      Erneut dimmte er das Licht und ließ das Demo weiterlaufen. Diesmal regelte er das Licht noch etwas weiter herunter und intensivierte und sättigte unmerklich die Farben auf dem Bildschirm. So, hoffte er, würden sich seine Zuhörer lange genug konzentrieren können, damit er seinen weitgehend irrelevanten Vortrag rasch abschließen konnte.

      Nachdem alle unmodifizierten Roboter über die Hauptdeaktivierungsschaltungen stillgelegt sind, jagen Uvanov und Toos einige der Killerroboter in die Luft. Die Bomben hierfür stellen sie her, indem sie die Basisplatten von Z9-Sprengsätzen magnetisieren. Dann erzeugen sie in den Kommunikationsverbindungen der Roboter eine Rückkopplungsschleife, die sich durch sämtliche Kontrollebenen brennt und alles überlastet, was bei den Maschinen zu katastrophalem Gehirnversagen führt. Schließlich manipulieren sie noch die Stimmerkennungssysteme. So gelingt es ihnen, dass sich Taren Capels Höllengeschöpfe schließlich gegen ihren Schöpfer selbst richten. Das schattenhafte Genie ist das letzte Opfer seiner Roboter des Todes.

      Als das Rettungsteam Sturmmine vier erreicht, ist bereits alles vorbei. Die Überlebenden – Captain Uvanov, Pilotin Toos und der schwerbehinderte Oberpacker Poul – werden in die Zivilisation zurückgebracht. Die Mine wird aufgegeben und versinkt im Sand, und mit ihr alle Beweise für das, was vorgefallen ist. Man denkt sich eine Geschichte aus, um die ganze Sache zu vertuschen – vielleicht ist es auch nur Spekulation –, und weil es das ist, was alle glauben wollen, wird es rasch zur allgemein akzeptierten Wahrheit. Und die Zivilisation, wie wir sie kennen, kann fortbestehen.

      Als Finale zeigte Carnell Nachrichtenmaterial aus der Zeit: die kurzen, chaotischen Interviews mit den Überlebenden; eine sorgfältige Rekonstruktion des zum Scheitern verurteilten Kampfs der mutigen Crew gegen die Erzräuber; der wütende Ruf der Öffentlichkeit nach einem harten Vorgehen der Sicherheitskräfte, um die Verbrecher zur Rechenschaft zu ziehen. Als der Film vorbei war, ließ er einen Moment verstreichen, ehe er das Licht wieder heller drehte. Er wollte, dass sein Publikum darüber nachdachte, wollte einem von ihnen Gelegenheit geben, die offensichtliche Frage zu stellen.

      »Und was genau hat das nun mit dem Projekt zu tun, für das Sie eingestellt wurden?« Der Sprecher war ein hochgewachsener Mann in einem Anzug aus synthetischem Gewebe, der in der ersten Reihe saß. »Ich habe kein Interesse an einem Zusammenbruch der Wirtschaft. Wenn diese Story rauskommt, geht alles zum Teufel. Wer sollte davon profitieren? Das Heilmittel wäre schlimmer als die Krankheit.«

      Carnell war ein schmaler Mann, nicht sonderlich groß, und er besaß blonderes Haar und einen blasseren Teint als alle Anwesenden. Seine Augen waren jedoch etwas Besonderes, das ihn vom Rest der Leute hier unterschied. Sie waren von einem intensiven Blau und im richtigen Licht wirkten sie stechend wie Splitter aus Eis. Nun trat er ins richtige Licht und schenkte dem Mann ein eiskaltes Lächeln. »Sie müssen mir vertrauen«, sagte er. »Gerade darum bin ich so teuer: weil man mir vertrauen kann.« Er hob den Blick und ließ ihn durch den Konferenzraum schweifen. »Ich habe Ihnen diese Geschichte erzählt, weil ich mich vergewissern muss, dass man auch Ihnen trauen kann. Wenn Sie das Bedürfnis verspüren, in Panik auszubrechen, dann möchte ich, dass Sie das hier und jetzt tun.« Er machte eine Pause. »Ich schätze es, wenn Panik gut geplant vonstattengeht.«

      Eine extravagant frisierte Frau in elfenbeinfarbener Ballonseide sagte: »Und dieser merkwürdig gekleidete Mann und die kleine Wilde?«

      »Eine Gruppenhalluzination«, sagte Carnell.

      »Sie schienen sich Ihrer Sache ziemlich sicher zu sein«, stellte sie fest.

      Noch etwas, das Sie gar nicht wissen dürften, dachte Carnell. Offensichtlich haben Sie die Aufzeichnung der vertraulichen Nachbesprechung gesehen. »Falsche Erinnerungen«, sagte er, »gegenseitig hervorgerufen und verstärkt.«

      »Also lügen sie?«

      »Sie glauben daran.«

      Roatson hinten im Raum lachte schallend. »Eine Gruppenhalluzination«, höhnte er mit aristokratischer Geringschätzung. »Wir reden hier von zwei Personen.«

      Carnell lächelte. »Drei. Oberpacker Poul hat sie auch gesehen.«

      Wie er erwartet hatte, konnte Roatson nicht widerstehen, weiter auf seinem Punkt herumzureiten. »Und er hatte also einen Zusammenbruch?«

      »Sie alle hatten einen«, sagte Carnell. »Darauf will ich ja hinaus.«

      »Woher wollen Sie wissen, dass der Mann und das Mädchen nicht real waren?«, fragte die Frau in der exklusiv von Robotern produzierten Mode.

      »Weil es unmöglich ist.«

      »Genügt das denn als Grund?«

      »Jedem vernünftigen Menschen schon. Wichtiger ist jedoch, dass sie keine Rolle spielen. Sie haben keinen wesentlichen Einfluss auf das, was passiert ist, was gerade passiert oder was noch passieren wird.«

      Und damit hatte Carnell den zweiten fundamentalen Fehler in seiner Karriere als Psychostratege begangen.

      MARKER

      »Ich kann mich immer noch nicht richtig erinnern«, sagte Poul, und kurz verfinsterte sich sein ausgemergeltes Gesicht. »Na gut, seien wir ehrlich: Ich erinnere mich an nichts davon.« Er verlagerte das Gewicht im Sessel und zog an seiner Uniformjacke aus blauer Seide, sodass sie sich unter seinem schmalen Rücken glättete.

      »Selbst nach so langer Zeit?«, ermunterte ihn die Therapeutin behutsam. Sie war nur eine Fassade: Eigentlich handelte es sich um einen mechanischen Analytiker, kaum mehr als ein hoch entwickelter Lügendetektor, der für die medizinische Verwendung modifiziert worden war. Sie las die Zeilen von einem verlinkten Laptop ab, der ihr auch präzise Hinweise zu Timing und Tonfall gab. Ziemlich krude für so eine Scharade und noch dazu sündhaft teuer, doch in Ander Pouls Fall schien das unumgänglich zu sein. Ohne den Puffer dieser durchschnittlich aussehenden Frau mit ihrer auf gewöhnliche Weise modulierenden Menschenstimme hätten sie mit seiner Reha nicht einmal zu beginnen brauchen. Es war von Anfang an klar gewesen, dass Robotermedizin in seinen Augen ein Widerspruch in sich war. In seiner Erinnerung verbarg sich ein Schrecken, knapp außerhalb der Reichweite seines Bewusstseins. Dieser Schrecken hatte mit den mechanischen Humanoiden zu tun, von denen diese Welt abhängig war – so viel war sicher. So viel und kaum etwas darüber hinaus.

      »Selbst nach so langer Zeit?«, wiederholte sie mit derselben sanften Beharrlichkeit.

      Nun seufzte er und sagte: »Schon gar nicht nach so langer Zeit.« Sein Gesicht hatte wieder diesen sturen, versteinerten Ausdruck angenommen.

      »Die Zeit heilt nicht unbedingt alle Wunden«, sagte die Therapeutin. »Oder glauben Sie, dass es doch so ist?«

      »Letzten Endes schon.« Nun zeigte sich das Gespenst eines Lächelns auf seinen Zügen. »Irgendwann stirbt man und dann ist man geheilt.«

      Die Therapeutin las von ihrem Bildschirm ab, folgte den Anweisungen und erwiderte nüchtern: »Mag sein.« Zwei Atemzüge Pause. »Sie haben also keine Ahnung, was Ihnen widerfahren ist?« Ein Atemzug Pause. »Auf Sturmmine vier?«

      »Keinen blassen Schimmer. Ich dachte, das hätte ich gerade gesagt.«

      Die Therapeutin widmete sich wieder ihrem Bildschirm. Dann griff sie in die Tasche und holte eine kleine Scheibe aus schillerndem rotem