Wenn Liebe nicht genug ist. Martina Leitner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martina Leitner
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Короткие любовные романы
Год издания: 0
isbn: 9783957161475
Скачать книгу
dazu ein Smokinghemd und eine passende, schwarze Fliege. An den Manschetten blitzten goldene Manschettenknöpfe hervor. Er sah aus, als ob er noch ausgehen wollte und sie fand, dass er zum Anbeißen aussah. Unzufrieden über sich selbst schüttelte sie fast unmerklich den Kopf. Wieso machte sie dieser Mann, den sie kaum kannte, so verrückt? Sie, die so gar nichts mit Männern am Hut hatte. Seit ihrem Studium hatte sie keine Beziehung mehr gehabt. Ihre Eltern hatten zeitweise sogar gedacht, sie wäre lesbisch, weil sie nie einen Freund mit nach Hause brachte. Natürlich war sie das nicht, aber sie hatte einfach festgestellt, dass die diversen Beziehungen, die sie gehabt hatte, sie weder glücklich, noch vollkommen machten. Dieses Gefühl hatte sie nur, wenn sie sich in ihre Arbeit vergrub. Daher hatte sie alle Zeit und Energie in den Aufbau ihrer exklusiven Werbeagentur gesteckt und sie war stolz auf das, was sie geschaffen hatte. Susan hatte eine Menge Aufträge namhafter Firmen und sie hatte sich in der Branche einen guten Namen gemacht. Wieso also wurde ihr Mund ganz trocken, wenn sie diesen Mann auch nur ansah?

      Thomas trat an ihr Bett und setzte sich wie selbstverständlich zu ihr auf die Bettkante. Susans Blick fiel auf die blank polierten Lackschuhe an seinen Füßen.

      „Na, wie geht es der Patientin? Wie ich sehe, haben Sie keinen Appetit?“

      Er zog missbilligend eine Augenbraue hoch und sah ihr lächelnd tief in die Augen. Susan musste sich räuspern, weil ihr Mund erneut ganz trocken wurde.

      „Ich bin müde und mich schmerzt jeder Muskel in meinem Körper. Aber sonst geht es mir ausgezeichnet.“

      Sie zwang sich zu einem gequälten Lächeln und zwinkerte ihm zu.

      „Sie müssen essen, um wieder zu Kräften zu kommen“, sagte Thomas ernst und griff nach der Gabel.

      Ohne zu überlegen, spießte er ein Stückchen Hühnchen auf die Gabel und führte sie zu ihrem Mund. Bereitwillig öffnete Susan ihren Mund und ließ sich den Bissen in den Mund stecken. Sie kaute ordentlich und als sie hinuntergeschluckt hatte, sagte sie: „Ach ja, habe ich vergessen zu erwähnen, dass ich nicht hungrig bin?“

      Thomas sah sie verwirrt an und musste lachen.

      „Ja, tatsächlich, das haben Sie.“

      Aber ohne sich davon wirklich beeindrucken zu lassen, füllte er erneut die Gabel und führte sie zu ihrem Mund. Artig ließ sich Susan füttern. Thomas hatte ja auch recht, wenn sie wieder zu Kräften kommen wollte, musste sie essen, auch wenn sie zurzeit gar keinen Appetit hatte. Als der Teller zur Hälfte geleert war, lehnte sie sich zufrieden zurück und hob abwehrend die Hände. Mit einem Lachen sagte sie: „Stopp. Bitte keinen weiteren Bissen mehr, sonst platze ich.“

      Thomas blickte auf den halb leeren Teller und stimmte in ihr Lachen mit ein. Er war dermaßen in Gedanken versunken gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, dass er sie unentwegt gefüttert hatte.

      „Entschuldigung“, stammelte er und stand wie von der Tarantel gestochen auf.

      Susan griff nach seiner Hand und drückte sie sanft.

      Sie blickte ihm direkt in seine blaugrauen Augen, die sie unsicher ansahen und sagte:

      „Ist schon in Ordnung. Es ist sehr nett von Ihnen, dass Sie sich so um mich kümmern. Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen. Normalerweise habe ich niemanden, der sich so fürsorglich um mich kümmert.“

      Susan wirkte traurig und verletzlich und er unterdrückte den Drang, ihr mit der Hand sanft über die Wange zu streicheln. Thomas versuchte die Gedanken, die ihn überkamen, mit einem Kopfschütteln wegzubekommen und sich wieder auf die Unterhaltung zu konzentrieren. Er war überrascht über sich selbst, dass er dermaßen heftig auf diese Frau reagierte. Das war sonst so gar nicht seine Art. Seit seiner Trennung vor etlichen Jahren von Michelle hatte er wenig Interesse an Frauen gehabt. Sein Vater hatte ihm damals die Leviten gelesen, weil er es gewagt hatte, mit einer Frau auszugehen, die lediglich als kleine Kassiererin in einem Supermarkt gearbeitet hatte. Das wäre unter seiner Würde und er würde den Namen der Familie in den Schmutz ziehen, wenn er die Beziehung weiter verfolgen würde, so sein Vater. Nur widerwillig hatte Thomas damals auf seinen Vater gehört und die Beziehung beendet. Danach kam es zum Streit zwischen ihm und seinem Vater und seither hatten sie kein einziges Wort mehr miteinander gewechselt. Seitdem war eine lange Zeit vergangen und er hatte bis vor einem halben Jahr keine Frau mehr an seiner Seite gehabt. Sein Problem war, dass die Frauen entweder nur hinter seinem Geld und seinem Titel her waren oder dass die Frauen für ihn einfach nicht intelligent genug waren. Er hatte hohe Ansprüche und war nicht bereit, davon abzurücken. Thomas hatte es satt, Kompromisse einzugehen. Er war auf der Suche nach seiner Traumfrau: sexy, erfolgreich, intelligent und standesgemäß. Das war, aus seiner Sicht, ja wohl auch nicht zu viel verlangt.

      Seit knapp sechs Monaten nun traf er sich regelmäßig mit Marianne Summerset. Seine Mutter hatte die erste Verabredung arrangiert und da Thomas ihr nur schwer etwas abschlagen konnte, hatte er eingewilligt. Seine Mutter hegte den Wunsch, dass er endlich eine Frau fand, die er auch heiraten konnte und wollte. Aus ihrer Sicht war Lady Marianne Summerset genau die Richtige für ihn und sie würde es sehr begrüßen, wenn er sich mit Marianne verloben würde. Thomas musste sich eingestehen, dass Marianne seinem Ideal schon verdammt nahekam und er trug sich schon seit Längerem mit dem Gedanken, sie um ihre Hand zu bitten. Heute sollte der große Tag sein. Den Ring trug er bereits in seiner Hosentasche und er hatte den entsprechenden Rahmen organisiert, um Marianne um ihre Hand zu bitten.

      Thomas versuchte sich wieder auf die Unterhaltung zu konzentrieren und er sagte schließlich: „Sie können so lange bleiben, wie Sie möchten.“

      Mit diesen Worten stand er auf und entzog ihr seine Hand.

      „Ich muss gehen. Ich habe heute noch eine wichtige Verabredung.“

      Thomas lächelte Susan an und ging dann aus dem Zimmer. Nachdenklich blickte sie ihm nach.

      Seltsamerweise störte sie der Gedanke, dass er jetzt noch fortging, um sich zu amüsieren. Es schoss ihr durch den Kopf, dass sie ihn sehr gerne begleitet hätte. Müde schloss sie die Augen und dachte noch lange an den Mann, der sie „gerettet“ hatte.

      Thomas ging nach unten in die Eingangshalle und sagte zu Miranda: „Rufen Sie bitte George. Er soll den Bentley vorfahren. Ich möchte noch ins Casino.“

      Miranda nickte und eilte davon.

      Weil es schon wieder regnete, griff Thomas nach seinem Trenchcoat und warf ihn sich über die Schultern. Als George mit dem Bentley vorfuhr, sprintete Thomas aus dem Haus und sprang durch die geöffnete Wagentür in das Innere des Autos. Immer noch kreisten seine Gedanken um Susan. Dabei sollte er mit seinen Gedanken bei Marianne sein. Es dauerte etwa eine halbe Stunde, ehe er am Casino ankam. Marianne erwartete ihn bereits ungeduldig in der Eingangshalle. Überschwänglich begrüßte sie Thomas und küsste ihn links und rechts auf die Wange.

      „Hallo, Darling. Ich dachte schon, du lässt mich hier ewig warten.“

      Marianne sah ihn vorwurfsvoll aus ihren blauen Augen an.

      „Hallo Marianne. Es tut mir leid, aber ich wurde aufgehalten“, sagte er entschuldigend.

      Unbemerkt musterte er Marianne. Sie sah umwerfend aus. Sie trug ein silbernes, über und über mit Pailletten besetztes, langes Abendkleid, das sich sanft um ihre weiblichen Kurven schmiegte. Ihr blondes, langes Haar trug Marianne offen und es fiel ihr in weichen Locken über die Schultern. In der Hand trug sie eine silberne Abendhandtasche. Thomas reichte ihr galant den Arm und führte sie in das Casino. Heute war der Abend, an dem er ihr den Heiratsantrag machen wollte. Er hatte schließlich lange genug damit gewartet. Mit seinen siebenunddreißig Jahren fand er, war es auch endlich an der Zeit, sesshaft zu werden und die Frau an seiner Seite zu heiraten. Seine Mutter würde hocherfreut sein, wenn sie die freudige Nachricht bekam. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.

      Ein Bediensteter führte sie im Restaurant zu einem der kleinen Tische. Auf dem Tisch brannte eine weiße Kerze und verbreitete in dem leicht abgedunkelten Raum ein intimes Licht. Höflich rückte der Kellner den Stuhl für Marianne zurecht. Marianne setzte sich und legte ihre Handtasche neben sich auf den Tisch. Thomas nahm ihr gegenüber Platz.