Bernd Sommer
Ausgewählte Orientierungshilfen für sozialpädagogisches Denken und Handeln
Eine Einführung für Studierende und Lehrende der
Sozialen Arbeit und Sozialwirtschaft
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2021
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.
Copyright (2021) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Titelbild © Ermolaev Alexandr [Adobe Stock]
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
Vorwort
Seit mehr als 20 Jahren lehre ich, von 1997-2004 nebenamtlich auf Honorar-Basis, seit dem Jahr 2004 als hauptamtlich tätiger Professor an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg am Standort Villingen-Schwenningen in der Fakultät für Sozialwesen in dem Studiengang Sozialwirtschaft.
Im Studiengang Sozialwirtschaft, der im Jahre 1998 an der damaligen Berufsakademie Villingen-Schwenningen als erster grundständiger Studiengang im Bereich Sozialwirtschaft/Sozialmanagement in Deutschland seinen Betrieb aufnahm, unternahmen wir im Jahre 2002 den Versuch, die Philosophie des neuen dualen Ausbildungsganges in einem Buch zu begründen.
Der erste Leiter dieses Studiengangs, Herr Prof. Helmut E. BECKER, bat uns neben- und hauptamtlich Lehrende, zu ausgewählten Orientierungen des von ihm entwickelten Sozialwirtschaftlichen Sechsecks grundständige Beiträge zu verfassen1.
Mein Auftrag bestand damals darin, unter dem Titel Das sozialpädagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung, ethischer Orientierung und Kundenorientierung die zentrale Fragestellung zu beantworten: Wie denkt und handelt ein Sozialpädagoge? 2
Von der akademischen Ausbildung bin ich Diplom-Pädagoge mit dem Schwerpunkt Heil- und Sonderpädagogik, hatte aber meine Studienzeit in den 1980er und beginnenden 1990er Jahren in ausgiebiger Weise dafür eingesetzt, die engen Grenzen einzeldisziplinärer Sichtweisen zu überwinden. Zunächst im Lehramtsstudium für Gymnasien in den Fächern Sport, Latein und Englisch eingeschrieben, weitete ich meine Interessen aus, so dass ich neben dem Diplom-Pädagogik-Studium auch in Veranstaltungsangebote anderer Fachbereiche hineinschnuppern konnte: Alte Geschichte, Archäologie, Altgriechisch, Theologie, Philosophie, Germanistik, Politik, dies neben den verbindlich zu belegenden Nebenfächern Soziologie und Psychologie.
Das Doppelstudium Lehramt und Diplom-Pädagogik, aus Sorge vor der drohenden Lehrerarbeitslosigkeit Mitte der 1980er Jahren eher intuitiv eingerichtet, sollte sich in Hinblick auf meine spätere Berufstätigkeit als ein Glücksgriff erweisen.
Mit Antritt meiner ersten beruflichen Tätigkeit im sogenannten Sozialpädagogischen Dienst eines Neurologischen Rehabilitationszentrums für hirngeschädigte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im April 1992 begab ich mich auf die zunächst als unsystematisch zu bezeichnende Suche nach möglichen Orientierungshilfen, an denen ich mein im Werden befindendes professionelles Handeln ausrichten konnte.
Im Studium an der Philipps-Universität Marburg standen vor allem theoretische Aspekte von Erziehungswissenschaft und Pädagogik im Mittelpunkt, auf die praktischen Anforderungen einer außerschulischen pädagogischen Tätigkeit wurde lediglich im Rahmen zweier sechswöchiger Praktika vorbereitet.
Die nachfolgenden mehr als zehn Jahre sozialpädagogischer Tätigkeit an der Basis der Sozialen Arbeit haben in mir ein Grundverständnis angelegt, wie Lern-, Hilfe- und Entwicklungsprozesse von Menschen geplant, durchgeführt und gemeinsam ausgewertet werden können.
Aus dieser Zeit meiner ersten Schritte der Professionalisierung stammen einzelne Veröffentlichungen aus dem Bereich sozialpädagogischer Aufgaben in der Neurologischen Rehabilitation, deren Aussagen später nach Bekleiden der Professur für Soziale Arbeit weiterentwickelt wurden.
Ende der 1990er Jahre stieß ich auf den Themenbereich Didaktik, der mir aus meinem Lehramtsstudium über Veranstaltungen zur Allgemeinen Didaktik und Fachdidaktik sehr wohl bekannt war, dem ich aber bis zu diesem Zeitpunkt kein besonderes Interesse im Denkzusammenhang meiner praktischen Tätigkeiten geschenkt hatte.
So sollte das Thema Didaktik in der außerschulischen pädagogischen Arbeit ab diesem Zeitpunkt einer meiner zentralen Lehr-, Forschungs- und Veröffentlichungsschwerpunkte werden.
Auf die methodische Ausbildung wird im Rahmen des Studiums der Sozialen Arbeit sehr viel Gewicht gelegt. Dies lässt sich u.a. an der Vielzahl und Vielfalt von Veröffentlichungen zum Themenbereich Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit ablesen, Veröffentlichungen, die mittlerweile mehrere Meter von Regalen in wissenschaftlichen Bibliotheken einnehmen.
Ich gehe in meinem Denken davon aus, dass Fragen der Methode, also Fragen des Weges, der eingeschlagen wird, um ein Thema zu bearbeiten oder ein Ziel zu erreichen, lediglich einen Baustein aus dem übergeordneten Konzept der Didaktik darstellen. Diesen Denkansatz, der in der wissenschaftlichen Diskussion durchaus als umstritten gilt, versuche ich seit Jahren die ihm aus meiner Sicht zustehende Bedeutung zu verleihen.
Aus den Erstsemester-Lehrveranstaltungen zum Thema Einführung in das sozialpädagogische Denken und Handeln, die ich in den vergangenen mehr als zehn Jahren regelmäßig im Bachelor-Studiengang Sozialwirtschaft angeboten habe, werden grundlegende Einsichten und Erkenntnisse angesprochen, auf deren Grundlage dann Orientierungshilfen für sozialpädagogischen Handeln abgeleitet werden können.
Diese Gedanken werden fortlaufend weiterentwickelt und sollen der interessierten Fachöffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden, um damit eine aus meiner Sicht notwendig werdende Diskussion anzustoßen.
Zu danken ist an dieser Stelle den Studierenden, die über interessiertes Rückfragen und kritisch-konstruktives Hinweisen zur Weiterentwicklung vieler Gedankengänge beigetragen haben. Ohne sie hätte ein Buch wie das vorliegende nicht entstehen können.
Widmen möchte ich den vorliegenden Band meiner im Juni 2020 verstorbenen Ehefrau Silvana Maier-Sommer, die ebenfalls vom Fach war. Als ausgebildete Diplom-Sozialpädagogin an der Katholischen Fachhochschule Freiburg arbeitete sie 28 Jahre in dem Neurologischen Rehabilitationszentrum, in dem auch ich in den ersten zehn Jahren meines Berufslebens tätig war.
Auch außerhalb der Arbeitszeit entstanden so interessante Gespräche über Grundfragen und Grundlagen sozialpädagogischen Denkens und Handelns. Da wir uns von Charakter und Wesenszügen als sehr unterschiedlich erwiesen, waren folgerichtig auch die Arbeitsstile und Herangehensweisen, auch die Art und Intensität zwischenmenschlicher Kommunikation unterschiedlich, was zu manch fruchtbaren Diskussionen um inhaltliche, didaktische und methodische Aspekte unseres Arbeitens führte.
Ich erinnere mich gut an manche Situationen, in denen sie mich fragte, was ich eigentlich an der Hochschule lehrte, ob die differenzierte Diskussion von Begrifflichkeiten wie Ganzheitlichkeit, Didaktik, Konzept und Methode nicht ein rein akademischer Diskurs im Elfenbeinturm sei.
Es war interessant und sehr bereichernd, dass sie aus der Sicht einer in der praktischen Sozialen Arbeit an der Basis Tätigen mich in meiner Lehrtätigkeit an der Hochschule in kritischer Weise hinterfragte. So wirkte sie hinsichtlich mancher Fragen als eine Art Korrektiv, das immer wieder aufs Neue die Sinnhaftigkeit meiner Lehrveranstaltungen an der Hochschule anzweifelte.
So