Die Kampfpraxis dieses Meisters ist nicht hoch genug einzuschätzen und heute kaum noch nachvollziehbar. Zeng Tianyuan kämpfte in allen Gebieten des Landes, von Chongqing in Sichuan bis nach Shanghai. Einige seiner grandiosesten Dalei-Kämpfe lieferte er sich bei einem Turnier in der Provinz Hunan, bei dem die besten Kämpfer des Landes gegeneinander antraten. Wer eine solche Veranstaltung nicht nur einigermaßen unbeschadet überstand, sondern auch noch gewann, konnte sich ohne weiteres zu den besten Kämpfern auf der ganzen Welt zählen.
Diese gefährlichen Turniere gab es in ganz China. Es gab kleinere, regional beschränkte Veranstaltungen zwischen verschiedenen Schulen oder große öffentliche Kämpfe, zu denen Meister aus dem ganzen Land anreisten. Auch Ausländer maßen sich auf dem leitai, und zwar oft mit Erfolg. So gab es sehr starke und erfahrene russische Boxer und Ringer sowie japanische Budo-Kämpfer, die an solchen Kämpfen teilnahmen und dadurch ihr Land vertraten. Auf diese Weise entstanden besonders im 19. und 20. Jahrhundert einige Heldengeschichten, in denen chinesische Meister jene Ausländer besiegten, die zuvor ungeschlagen waren.
Der bekannteste von ihnen ist Huo Yuanjia53. Auch er ist ein sehr interessanter Charakter. Über ihn sind sehr viele Geschichten im Umlauf, die teilweise auch verfilmt wurden. Allerdings haben diese Darstellungen nichts mit der Realität des dalei zu tun. Durch Vermarktung seines Namens und durch Filme wie »Todesgrüße aus Shanghai« (Bruce Lee) und »Fearless« (Jet Li) wurde er eine bekannte Persönlichkeit. Allerdings stimmt die Geschichte, wie man sie beispielsweise im Film »Fearless« sieht, nicht. Die von den meisten Meistern in China für wahr gehaltene Geschichte ist, dass Huo ein aus Tianjin stammender Händler war, der Essen verkaufte und durch unermüdliches Training der Kampfkunst einen starken Körper bekam. Besonders seine Schulterkraft soll enorm gewesen sein. Und natürlich dauerten auch seine Kämpfe nicht den halben Vormittag …
Es war übrigens nicht zwingend so, dass die Teilnehmer am dalei unbedingt einen bestimmten Stil vertraten. Es ist natürlich eine reizvolle Vorstellung, eine Schule als die allen anderen überlegene annehmen zu können, aber auch bei diesen Vergleichskämpfen maßen sich in erster Linie Menschen. Oft vertraten einzelne Kämpfer keinen Stil. Sie benutzten nur diverse Techniken und hatten sich durch alte Gong-Übungen enorme Kräfte antrainiert. Diese Kämpfer hatten oftmals ihr Leben lang noch nie eine Form geübt. Sie hatten nur richtig kämpfen gelernt.
Heute beruft man sich gern auf zahllose angeblich traditionelle Stile. Einige haben Hunderte von Techniken, andere tausend Möglichkeiten, um einen Kampf zu gewinnen. Tatsache ist jedoch, dass wirklich traditionelle Stile nur wenige Techniken besitzen, und dazu gibt es ein ausgesprochen hartes Training und Gong-Übungen, um Kraft aufzubauen. Diese Techniken waren selten raumgreifend, sondern knapp, und sie wurden mit einer flexiblen Kraft ausgeführt. Mehr war im Grunde nicht nötig.
Die modernen Formen, die man auf vielen Turnieren sieht, haben sich größtenteils von ihrem Ursprung entfernt. Man hat die taolu verändert, damit sie tauglich für Formenturniere wurden. Auf einem leitai würde man damit keinen Schritt weit kommen. Man wäre vermutlich tot, sobald man das Podest betreten hätte.
rou zhong you gang gong bu po, gang zhong you rou li wu bian
In der Weichheit gibt es eine harte, unzerstörbare Kraft.
In der Härte gibt es die grenzenlose Kraft der Weichheit.
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