Und jeder ist eingeladen! Nicht jeder kommt, denn Gnade ist nichts für jeden! Um so ein Fest zu genießen, muss man vergeben wollen. Wie gesagt, nicht jeder hat mitgefeiert, aber jeder, der dabei war, erzählt noch heute darüber, was an diesem Tag passiert ist.
KOMMENTAR
Neulich saß ich als stolzer Papa im Publikum. Meine Tochter hatte an einer christlichen Kopie von DSDS teilgenommen. Und, mal ganz objektiv: Sie war richtig gut! Ich hätte ihr den ersten Platz sofort zugesprochen! Ein paar Plätze neben mir saß eine ihrer Freundinnen. Sie war vorher richtig zickig gewesen, weil sie auch gerne mitgemacht hätte. Und jetzt sitzt sie hier, und in ihr rumort der Gedanke, dass sie es eigentlich viel mehr als ihre Freundin verdient hätte, im Rampenlicht zu stehen. Und die Zuhörer um uns herum finden deren Performance auch noch gut. Sie kann gar nicht hingucken, sie leidet und findet das so unfair!
Zum Nachdenken
Kannst du dich an eine Begebenheit erinnern, als du dich so richtig freuen konntest, dass jemandem etwas Gutes passiert ist? Auch wenn er das nicht verdient hatte?
2. Die verlorene Tochter
(Frei nach Phillip Yancey)
Sie wächst auf einer Farm in den konservativen Teilen der USA auf. Viele finden es traumhaft, aber sie kann nur wenig anfangen mit dem konservativen und religiösen Lebensstil ihrer Eltern. Die wiederum haben wenig übrig für ihre Musik, ihre Klamotten, und für den Ring durch ihre Nase schon gar nicht!
Und eines Abends fallen, ach was, fliegen Worte, die man sich nicht sagen sollte. Die richtig wehtun! Sie brüllt ihren Vater an: „Ich hasse dich!“ Es sind ihre letzten Worte zu ihm, denn dann knallt sie die Tür zu und am nächsten Tag ist sie weg. In eine Großstadt, so weit weg von zu Hause wie möglich!
Dort lernt sie einen Mann kennen, den sie bald „Boss“ nennen wird, und der das größte Auto fährt, in dem sie je gesessen hat. Der „Boss“ ist freundlich zu ihr, lädt sie häufig zum Essen ein. Bald besorgt er ihr Pillen, von denen man ein richtig gutes Gefühl bekommt – genau das, was sie braucht! Und dann bringt er ihr bei, worauf Männer stehen. Jetzt verbringt sie viel Zeit in richtig reichen Kreisen! Sie ist das „Partygirl“!
Doch dann wird sie krank und versteht gar nicht, wie schnell der „Boss“ sie fallen lässt. Jetzt kann er sie nicht mehr brauchen! Er setzt sie eines Nachts auf die Straße, und sie überlebt nur, indem sie das macht, was sie gelernt hat. Aber ihre Kunden sind nicht mehr reich, sondern ziemlich brutal und nutzen ihre Situation auf krasse Weise aus!
Als sie blass und krank versucht, unter einer Brücke zu schlafen, da fühlt sie sich schon lange nicht mehr wie ein „Partygirl“, sondern wie ein hilfloses, kleines Mädchen! Sie hat Angst und vermisst ihre Familie, in der selbst der Hund besser behandelt wird als sie.
Irgendwann fasst sie all ihren Mut zusammen und ruft zu Hause an. Als sie nur den Anrufbeantworter bekommt, legt sie schnell wieder auf. Sie probiert es noch mal. Aber wieder: nur der Anrufbeantworter. Beim dritten Mal hinterlässt sie eine Nachricht. „Ich werde mit dem Bus morgen gegen Mitternacht bei euch auf dem ZOB sein. Falls ihr mich sehen wollt, könnt ihr mich ja abholen … falls nicht, fahre ich einfach weiter!“
Am nächsten Abend sitzt sie im Bus und weiß nicht, was sie erwarten soll. „Haben die meine Nachricht überhaupt erhalten?“ Sie schaut auf die Nadelstiche in ihrem Arm. „Wollen die mich überhaupt so sehen?“
Der Bus hält gegen Mitternacht auf dem ZOB ihrer Heimatstadt. Die Ansage kommt: „Bitte alle rechtzeitig wieder im Bus erscheinen, wir haben genau 15 Minuten Aufenthalt, dann geht es sofort weiter!“ 15 Minuten, die entscheiden, wie der Rest ihres Lebens verlaufen wird. Wollen die mich überhaupt? Wird jemand da sein?
Als sie in die dunkle, dreckige Wartehalle geht, stehen da ungefähr vierzig Leute. Onkel, Tanten, Opas, Omas, Cousinen, der Hund. Alle mit komischen Partyhüten, und hinter ihnen hängt ein riesiges, selbstgemaltes Poster: „Willkommen zu Hause!“ Ganz vorn ihre Eltern, mit tränenverschmierten Gesichtern! Und alle strahlen sie an, als ob sie gerade die Fußballweltmeisterschaft gewonnen hätte!
Und dann liegt sie in den Armen ihres Papas, dem sie gesagt hatte, wie sehr sie ihn hasst. Jetzt weint sie. „Es war alles meine Schuld!“ Aber er sagt nur: „Alles ist gut!“ Genau wie er es schon getan hat, wenn sie als kleines Mädchen Angst gehabt hatte!
KOMMENTAR
Eine 14-Jährige schreibt: „Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich in einem Gemälde lebe – als ob all diese falschen Emotionen und verrückten Farbstriche ein total irres Bild von mir malen. Das macht mich fast wahnsinnig, denn dieses Bild von mir, das bin ich nicht! Ich habe das Gefühl, nicht einmal meine beste Freundin, der ich alles erzähle, oder mein Freund, den ich wirklich sehr mag, wissen, wer ich in Wirklichkeit bin. Am liebsten würde ich all diese Verletzungen, komischen Farben und falschen Emotionen einfach wegwischen. Ich will sauber sein, sauber von all diesen vorgetäuschten Dingen, die mich nur scheinbar ausmachen. Aber die Angst, dann abgelehnt zu werden, ist immer größer, immer stärker als meine Sehnsucht nach Veränderung! Jeden Tag lebe ich für andere, nicht für mich selber. Ich kann mich nie ausruhen. Ich muss die ,Fashion Queen’ sein, oder die ,gute Schülerin’ oder die ,Tussi’ vom besten Fußballer. Nie kann ich ich selber sein … sogar der Gang durch die Schule ist ein endloses Theaterstück. Versteht mich nicht falsch! Ich mag meine Freunde, und meinen Freund, und sogar die Schule … manchmal wenigstens… aber manchmal … wäre ich so gerne einfach nur ICH!“
Zum Nachdenken
Was musst du tun um dazuzugehören? Wie weit würdest du gehen?
Bei welchen Personen bist du sicher, dass sie auf jeden Fall auf deiner Seite sind? Egal, was kommt?
3. Als Opa wieder hören konnte
Das Gehör des Großvaters ließ immer mehr nach, bis er schließlich fast gar nichts mehr hören konnte. Das hat natürlich immer mal wieder zu Komplikationen und komischen Momenten geführt. Nachdem er schon viele Jahre mit diesem Handicap gelebt hatte, ließ er sich ein neumodisches, sehr kleines, aber kraftvolles Hörgerät einsetzen. Nach ein paar Wochen der Probe ging er noch mal zur Kontrolle, und der Arzt war mit dem Resultat sehr zufrieden.
„Wie gefällt es Ihnen denn, endlich wieder richtig hören zu können?“, fragte er seinen Patienten. „Ich würde wetten, dass Ihre Familie sich darüber richtig gefreut hat!“ „Ach!“, sagte der Alte. „Wissen Sie was, denen hab ich noch gar nichts erzählt. Ich hatte viel zu viel Spaß damit, die Familie endlich mal bei ihren Gesprächen belauschen zu können. Es war richtig spannend mitzubekommen, was die so über mich denken, und glauben Sie mir: Seit ich dieses Hörgerät im Ohr habe, habe ich schon mindestens fünfmal mein Testament geändert!“
KOMMENTAR
Uns gefällt die Vorstellung nicht, dass jemand unsere intimsten Gedanken kennt; und das aus gutem Grund. Wir alle haben Angst davor, abgelehnt zu werden. Seit Adam und Eva liegt es deshalb in unserem Naturell, unsere Fehler entweder anderen in die Schuhe zu schieben oder wenigstens zu verstecken. Und natürlich projizieren wir diese Gefühle auch auf Gott. Jesu Zuhörer kannten den Vers gut: „Gott, du weißt, wie unverständig ich war; meine Schuld ist dir nicht verborgen.“ (Psalm 69,6).
Gott weiß alles über mich, und deshalb ist – sozusagen – mein Erbe futsch. Jesus wollte dieses Bild zurechtrücken: Klar weiß Gott alles! Aber die Konsequenz ist nicht, dass er uns ablehnt und wegstößt. Im Gegenteil: Er ist ein liebender Vater, der dich in die