MORTIFERA. Markus Saxer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Markus Saxer
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Короткие любовные романы
Год издания: 0
isbn: 9783954885954
Скачать книгу
on id="ua14dda87-7ffd-56f6-a531-7e72c7231a1e">

      

      Markus Saxer

      MORTIFERA

      Düstere Geschichten

      Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

       Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar.

      Copyright (2013) Engelsdorfer Verlag Leipzig

      Alle Rechte beim Autor

      Coverfoto © ninared – Fotolia.com

      Hergestellt in Leipzig Germany (EU)

       www.engelsdorfer-verlag.de

      INHALT

       COVER

       TITEL

       IMPRESSUM

       ÜBER DEN AUTOR

       JUDITH UND HOLOFERNES

       DAS WEISSE GESICHT

       BEGEGNUNG IN DER KATHEDRALE

       DA VINCI’S MAGIERIN

       MONDFINSTERNIS

       DAS PORTRÄTFOTO

       DIE GOLDENE TASCHENUHR

       MARFAS SCHATTEN

       GORGO 2012

       SINFONIE DES TODES

       DAS GEHEIMNIS DER FENSTERROSE

       VANITAS

       EIN FREMDER IN DER BADEWANNE

       ELYSIA UND IHR SPIEGEL

       BARBARAS BABY

       FEMME FATALE

       DAS GEISTERKIND

       HERR ADAM SIEHT SCHWARZ

       IM GARTEN GETHSEMANE

       DAS GESCHÖPF DER SENNEN

       DER DOPPELTE FALSCHE MOZART

       LEBENDE TATTOOS (scherzhaftes Outro)

      Markus Saxer, 1961, lebt mit seiner Familie in Stettlen/CH. Zahlreiche Kurzgeschichten des Autors mündeten im Laufe der Jahre in Romanheften, Buch- und Hörbuch-Anthologien. Im 2004 wurde sein erster Roman DIE SYMMETRIE DES BÖSEN beim deutschen VirPriV-Verlag publiziert. Das Buch wurde in der Sparte Roman-Debüt für den Deutschen Phantastik Preis2005 nominiert.

      Im 2013 wurde sein Krimi TÖDLICHES MANUSKRIPT vom Engelsdorfer Verlag in Leipzig herausgegeben.

       H.P. Lovecraft

      JUDITH UND HOLOFERNES

      Das Hotelzimmer lag in tiefem Schweigen. Theo de Fago schob die Gardine zur Seite und schaute auf die ins Sonnenlicht getauchten Weinberge und auf den Spiegel des Sees, dessen aquamarinblaue Oberfläche sich sanft kräuselte. Diese Landschaft hatte etwas von einer Hochglanzpostkarte an sich, erschien ihm künstlicher und weniger real, als die Frau auf dem Ölgemälde über dem Sekretär. Zum wiederholten Mal seit seiner heutigen Ankunft im Kurhotel Engel wandte er sich diesem Bild zu. Von ihm ging eine enorme Suggestivkraft aus, sodass er mit hinter dem Rücken verschränkten Händen nahe an die Bildgestalt trat. Die majestätische Dame im Gewand aus goldenem Damast hielt wie eine Trophäe einen abgeschlagenen Kopf an einem Haarbüschel in der linken Hand. Dass diesem Haupt mit den höchst unansehnlichen Blutgefäßen des Halses das Gesicht fehlte, verlieh der Darstellung etwas höchst Surreales. Die beringte Rechte der Schlächterin umklammerte den Griff eines bluttriefenden Kurzschwerts. Ihr mit einem purpurroten Band zusammengehaltenes Haar floss in langen, welligen Flechten nach hinten über ihre Schultern. Blutdurst, Triumph und kühle Leidenschaft blitzten in ihren Augen. Um ihren Mund lag ein grausamer und doch sinnlicher Zug.

      Komm, schienen diese Lippen ihn aufzufordern, komm zu mir und erwecke mich zum Leben!

      Die Drastik der Darstellung war schlicht atemberaubend. Theos Empfindungen wechselten zwischen Ablehnung und Faszination, wobei letztere allmählich obsiegte. Er streckte die Hand so weit aus, dass er mit dem Finger beinahe den Firnis dieses todestrunkenen Werks berühren konnte. Langsam breitete sich ein Kribbeln in seinem Körper aus. Er spürte, wie sich die Schönheit dieser düsteren Heldin heimtückisch in sein Herz schlich. Eine Heldin, die auf ihn lebendiger und leidenschaftlicher wirkte, als so manche Zeitgenossin aus Fleisch und Blut. Die Stille im Zimmer mochte nicht zuletzt von diesem Bild ausgehen, dessen Aura den Betrachter absolut gefangen nahm. Theo versenkte sich immer tiefer in dieses Meisterwerk. Es stachelte seine Phantasie an und ließ ihn die Zeit und seine Umgebung vergessen. Erst als es dämmrig wurde, riss er sich davon los. Er packte seinen Koffer aus, räumte die Sachen in den Schrank und ging dann etwas geistesabwesend aus dem Hotelzimmer, um in der Gaststube das Abendessen einzunehmen.

      Theo händigte den Zimmerschlüssel dem kahlköpfigen Alten in der schwarzen Livree an der Rezeption aus. »Sagen Sie, dieses Bild in meinem Zimmer …«

      Der Alte schob die Unterlippe vor, schaute auf die Schlüsselnummer und sagte: »Soll ich dieses schaurige Bild vielleicht aus Ihrem Zimmer entfernen, mein Herr?«

      »Nein, nein. Ich bin ganz fasziniert davon. Leider konnte ich keine Signatur auf der Leinwand entdecken. Wissen Sie, wer es gemalt hat?«

      Der