Böhmischer Seher:
Deutschland wird sich am ehesten aus den Kriegswirren erheben und einen Kaiser aus dem Geschlecht der Habsburger im Kölner Dom krönen. Dann wird die glücklichste Zeit kommen, die je auf Erden gewesen ist.
Hepidamus:
Du siehst jetzt nichts als Kämpfe, Blut, Schlachten und Tod, aber das Geschlecht der Menschen wird nach diesen Kämpfen herrlicher aufblühen als je zuvor.
Überlieferung aus dem Böhmischen (Michalda):
Die Menschheit wird froher sein und freier. Sie wird aber auch um vieles bescheidener sein ... Glückliche Menschen bewohnen die Häuser. Den weiten Raum erfüllt frohes Kinderlachen.
Das, und nicht die Dunkelheit, ist letztlich das, was Sie erwartet.
Kapitel 1
KANN ES EINEN
DRITTEN WELTKRIEG GEBEN?
Die meisten der von mir untersuchten Propheten prophezeien eine massive Invasion von „Völkern aus dem Osten“ nach Mitteleuropa. Manche benennen direkt Russland als den Invasor. Ich möchte hier den russischen Machthabern nicht unterstellen, dass sie eine Invasion Westeuropas vorhaben. Ich kann mir aber nicht vorstellen, welche anderen „Völker aus dem Osten“ in der Lage sein sollen, eine massive Invasion gegen die NATO durchzuführen. Wenn wir die Propheten ernst nehmen wollen, dann dürfen wir nicht um den heißen Brei herumreden. Mit „Völker aus dem Osten“ können sie in der heutigen Zeit nur Russland meinen. Ich will hier nicht die Russen verunglimpfen und nicht gegen sie hetzen. Ich nehme nur die Prophezeiungen beim Wort, was ja der Sinn dieses Buches ist. Wenn die Prophezeiungen zutreffen, kann ich in der jetzigen geopolitischen Konstellation leider nur Russland als den prophezeiten Invasor erkennen. Ich würde mich gerne eines Besseren belehren lassen, sehe aber nicht wie.
Daher muss mir die Frage erlaubt sein:
Ist es überhaupt denkbar, dass Russlands Machthaber riskieren, Westeuropa zu überfallen, um es bis zum Atlantik zu besetzen?
Riskieren sie dabei nicht die Verwüstung ganz Russlands?
Können Sie dabei überhaupt etwas gewinnen?
Betrachten wir uns die Situation Russlands.
Es ist abgesunken vom Status einer Weltmacht und wird umringt im Westen und Süden von der NATO und den Einflusszonen der USA. Die Ostseehäfen hat es bereits verloren und der einzige Schwarzmeerhafen in der Ukraine würde durch einen NATO-Beitritt dieses Landes auch verloren gehen. Dann wäre Russland praktisch vom direkten Zugriff auf den Welthandel abgeschnitten. Hinzu kommt, dass die USA versuchen, durch ihr strategisches Raketenabwehrsystem für Interkontinentalraketen fast unangreifbar zu werden. Im Osten wird Russland bedroht von einem aufstrebenden China, das nach den Bodenschätzen in der Mongolei und in Sibirien schielt. Die russischen Eliten haben inzwischen zwar Geld genug, aber es fehlt ihnen das Bewusstsein, wirklich zu den Mächtigen der Welt zu gehören, und das nagt an ihrem Stolz. Wie sollen die russischen Eliten wieder das Gefühl bekommen, an der Spitze einer Weltmacht zu stehen?
Natürlich würden im Falle eines dritten Weltkrieges alle Kriegs- beteiligten verwüstet werden. Aber das betrifft natürlich nicht die Eliten, die für den Krieg verantwortlich sind, weil diese ja in ihren sicheren Bunkern sitzen. Sie selbst würden erst in Gefahr kommen, wenn der Gegner ihr Land direkt besetzt und sie aus den Bunkern holt. Wenn die russischen Machthaber sich aber ausrechnen, Europa bis zum Atlantik besetzen zu können, während die USA und Russland atomar verwüstet werden, dann kann die erschöpfte USA keinen Fuß mehr in Europa fassen und es beginnt die Erholungsphase. Nach dieser wird Russland, mit Europa unter seiner Kontrolle, sehr viel besser dastehen als jetzt. Insbesondere dann, wenn es selbst Westeuropa nicht atomar verwüstet hat und daher dort die Erholungsphase, unter russischer Kontrolle, recht rasch abläuft. Dann sind die russischen Machthaber wieder das, was jeder Machthaber unbedingt sein will, die Ersten von allen.
Man muss sich immer vor Augen halten, dass ein kommender Weltkrieg nicht in der Kriegsphase, sondern in der Erholungsphase danach gewonnen wird. Es sei denn, der Sieger kann das Land des Gegners besetzen, was aber weder den Amerikanern noch den Russen nach der Kriegsphase noch möglich sein dürfte. Europa aber können die Russen besetzen. Damit ein solcher Plan ins Auge gefasst werden kann, erfordert es folgende Voraussetzungen, von denen die russischen Machthaber überzeugt sein müssen, damit sie einen Krieg beginnen:
1 Sie müssen überzeugt sein, Europa mit konventionellen Mitteln in wenigen Tagen überrollen zu können. Ihre strategischen Atomwaffen brauchen sie alle gegen die USA und England. Schnelligkeit ist essenziell, daher dürfen sie sich keine Hindernisse in den Weg legen.
2 Außerdem wäre es für die Erholungsphase schlecht, Westeuropas Industrien zu verwüsten. Höchstens taktische Atomwaffen kommen auf dem europäischen Festland in Frage. Die rein konventionelle Überlegenheit der Russen gegenüber den Europäern muss also sehr massiv sein und sie müssen über große Panzermassen verfügen, um rasch viel Raum Richtung Atlantik zu gewinnen. Zudem benötigen sie viel Lufttransport-Kapazität für Luftlandetruppen. Entscheidend ist eine starke Jäger-Luftwaffe, um die Lufthoheit über Europa rasch zu erlangen.
3 Eine starke Polizeitruppe, die in geschützten Bunkern aus allem rausgehalten wird, kann dann nach der Verwüstung die besetzten Gebiete kontrollieren und die Herrschaft der Elite erhalten.
4 Sie müssen einen Plan haben, um einen massiven Truppenaufmarsch an ihren Westgrenzen zu verschleiern. Diese Westgrenzen müssten zudem faktisch die Westgrenzen von Weißrussland und der Ukraine sein und es müsste sicher sein, dass die Polen keinen effektiven Widerstand leisten werden oder können. Raffiniert wäre es, wenn sie vorsichtig einen Beinahekrieg gegen die NATO provozieren, der gerade noch durch einen Friedensschluss verhindert wird. Dazu wäre es nützlich, wenn zuvor eine deutliche Annäherung Russlands an den Westen erfolgt, damit die dann wieder eintretende feindselige Haltung nicht zum sofortigen Krieg führt, weil alle nur Konfrontation kennen. Man beginnt während des Friedensschlusses dann demonstrativ mit dem Truppenabzug von den Grenzen und bumm, schlägt plötzlich zu. Dann hat man ja schon mal eine ganze Masse Truppen an der Grenze, und in der Friedenseuphorie ist der Gegner verwundbar.
5 Sie müssen davon überzeugt sein, dass die Chinesen ihnen nicht in den Rücken fallen. Das ist der entscheidende Knackpunkt.
6 Optimal wäre es, wenn Westeuropa durch eine massive Wirtschaftskrise geschwächt ist. Und wenn man zuvor viele Sympathisanten und Agenten gewinnen oder einschleusen konnte bzw. die kommunistischen Parteien in Westeuropa wieder großen Einfluss haben. Optimal wären Bürgerkriege in der EU.
Sind alle diese Voraussetzungen gegeben, dann braucht es noch einen rücksichtslosen und energischen Führer der russischen Machtelite, um alles auf diese eine erfolgversprechende Karte zu setzen:
Wir erobern Europa, halten ein paar Jahre in unserem Bunker aus und besitzen dann, wenn sich unser vergrößertes Reich wieder erholt, die Weltmacht, während die Amerikaner nach ihrer Erholung höchstens noch den Status einer mittleren Macht haben. Die Alternative beim Stillhalten wäre ja doch nur ein zunehmendes Versinken Russlands in die zweite Reihe mit letztendlichen Macht- und Territorialverlusten an die Chinesen.
Noch einmal:
Die atomare Verwüstung Russlands ist für eine Elite, die in sicheren, bequemen Bunkern sitzt und über eine starke Sicherheits-Streitkraft verfügt, um Unruhen nach der Verwüstung niederzuschlagen, hinnehmbar. Der Gegner darf nur nicht das Land selbst besetzen können und am Ende der Erholungsphase muss man mächtiger dastehen als der Gegner. Dies kann man, wenn man ein sich rasch erholendes, wenig verwüstetes Europa besetzt hält.
Sie sehen, ein dritter Weltkrieg ist gar nicht so abwegig.