Infektionserkrankungen sind genauso übertragbar wie Wasser-, Milchkeime usf. Kontagiöse Erkrankungen können übertragen werden durch Kontakt mit folgenden Toxinen:
Toxine der Keime; Toxische Eiweiße, infiziertes Eiweiß; Ptomäne; Leukomäne.20
TYPHUSFIEBER21
Bei Typhusfieber, gelegentlich auch als Nervenfieber bezeichnet, handelt es sich um eine akute Infektionserkrankung, die eine prädisponierende Ursache in einem gestörten Darmstoffwechsel hat. Die auslösende Ursache schreibt man toxischen Substanzen zu, erzeugt durch einen Keim im Körper oder durch Nahrungszersetzung. Die charakteristischen Läsionen sind in den Peyer-Drüsen, den mesenterischen Drüsen, aber auch in der Milz feststellbar. Im Allgemeinen beginnt die Erkrankung sehr langsam. Eines der ersten Symptome besteht in Diarrhö mit abdominaler Empfindlichkeit und tympanischen Geräuschen im Ohr. Andere Symptome sind Epistaxis, fiebrige Temperatur, Kopfschmerzen usf. Gewöhnlich tritt Typhus bei Männern zwischen der Pubertät und dem 30.–50. Lebensjahr auf, bei Frauen zwischen dem 20.–30. Lebensjahr. Am häufigsten bildet sich diese Erkrankung im Herbst aus. Befällt sie den Patienten in einer anderen Jahreszeit, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie tödlich verläuft, höher. In der Regel folgt sie auf einen langen, trockenen Sommer. Die Erkrankungserreger existieren in Form von Bakterien-Sporen. Aus osteopathischer Sicht geht die Erkrankung auf eine beeinträchtigte Nervenversorgung der Därme zurück, die ihrerseits eine Behinderung der Blutversorgung verursacht, was wiederum eine mangelhafte Ernährung zur Folge hat.
Die bei Typhusfieber auftretenden Läsionen befinden sich in den unteren thorakalen und lumbalen Bereichen. Der Erreger, der Eberth-Bazillus, gedeiht in Wasser und Milch – in letzterer am besten, wenn sie frisch ist. Selbst extrem niedrige Temperatur kann ihm offenbar nichts anhaben, denn man findet ihn gelegentlich sogar in Eis. Gemüse und Früchte dienen ihm ebenfalls als Medium. Es gibt unhygienische Zustände, die ihn begünstigen, z. B. schmutzige Kleidung bzw. unsaubere Umgebung.22
Im Bereich der Pathologie bzw. der morbiden Anatomie finden wir verschiedene Stadien:
1. Hyperämie;
2. Hypertrophie;
3. Dilatation;
4. Ablagerungen;
5. Infiltration:
Es kommt zu Zellerweiterungen und zu Ablagerungen im Darm. Die Kapillaren werden weißlich, was Anämie indiziert, und die lymphatischen Elemente vergrößern sich, worauf Nekrose oder Desintegration folgt.
Das Ergebnis von Typhusfieber besteht in fortdauernder Darmschwäche, weil die Peyer-Drüsen aufgrund der Infektion ausgeschaltet und durch Narbengewebe ersetzt worden sind. Zu den betroffenen Organen zählen die hyperämisch gewordenen mesenterischen Drüsen, die Milz, die sich vergrößert hat, die Leber, die einer fettigen Degeneration unterliegt, und die ebenfalls vergrößerte Gallenblase, deren Funktion so zerstört ist, dass sie statt Galle lediglich ein wässeriges Sekret abgibt. Die Nieren degenerieren gelegentlich aufgrund der Infiltration von giftigen Ablagerungen. In einigen Fällen sind die Lungen und das Herz betroffen, bei Letzterem können dann Zustände wie Perikarditis oder Myokarditis eintreten. Manchmal ist auch das Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen. In diesem Fall ist der pneumogastrische Nerv degeneriert.
Unter anderen Symptomen finden wir schwindelerregende, zur Ohnmacht führende Kopfschmerzen, verbunden mit Mattigkeit, vielfach ein Kältegefühl im unteren Teil des Körpers sowie Epistaxis. Die Temperatur steigt täglich um 1–1,5 Grad Celsius, sodass sie schließlich mehr als 41 Grad Celsius erreichen kann. Die ersten Stufen der Erkrankung umfassen eine Phase von sieben Tagen, in denen die pathologisch prägende Veränderung stattfindet. Vom siebten bis zum 14. Tag erhöht sich die Temperatur, obgleich sie morgens im Allgemeinen absinkt. Während der ersten sieben Tage zeigt sich der Puls beschleunigt. Und es besteht Verstopfung, auf die in der zweiten Woche Diarrhö folgt.
Die Temperaturerhöhung wird von einer bis auf etwa 130–150 beschleunigten Pulsfrequenz begleitet. Gelegentlich besteht ein schneller Puls auch ohne Temperaturerhöhung.
An Hauterscheinungen zeigen sich zwischen dem siebten und zehnten Tag rote Flecken auf dem Abdomen, die dort aber nicht immer festgestellt werden. Stets sind diese Flecken auf der Brust vorhanden. Drückt man auf sie, verschwinden sie. Die Haut ist stets trocken und rau, außer wenn Kälteschauer im Anzug sind und durch Schwitzen begleitet werden. Gelegentlich ist die Haut ödematös. Das Beste für die Haut ist in diesem Fall eine Schwammwäsche mit Wasser von etwa 30 Grad Celsius. Es kann sich Gas im Abdomen bilden, das eine Anhebung des Zwerchfells verursacht und so Herz und Lungen stört.
In den frühen Stadien kann es auch zu Übelkeit und Erbrechen kommen, was eingedämmt werden sollte. Eine Darmperforation tritt gewöhnlich in der dritten oder vierten Woche auf. Angezeigt wird sie durch akute Schmerzen, Empfindlichkeit im Ilium, Blähung des Bauchs; auf sie folgt Peritonitis. Hier ist ein chirurgischer Eingriff indiziert.
Behandlung
Aus osteopathischer Sicht geht es in erster Linie darum, die Erkrankung zu verhindern oder sie zu verkürzen. In Zeiten einer Typhusfieber-Epidemie sollten vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden. Man sollte auf Hygiene achten, großzügigen Gebrauch von Desinfektionsmitteln machen und für gute Belüftung sorgen. Einen Erkrankten kann man isolieren, indem man alle Türen, die vom Krankenzimmer zu den anderen Teilen des Hauses führen, mit karbolsäuregetränkten Tüchern verhängt.
Typhusfieber lässt sich in seinen frühen Stadien, während der Patient an Mattigkeit, Epistaxis, Kopfschmerzen usf. leidet, noch durch Kontrollieren der vasomotorischen Nerven, die das Blut im gesamten Körper bewegen, unterbrechen. Lassen Sie den Patienten viel Wasser trinken, um die Exkretionen zu unterstützen.
Während des Stadiums der Infiltration:
1. Die Nervi splanchnici des Instestinum müssen von Th9–Th12 behandelt werden.
2. Sofern übermäßiger Schmerz bei der Diarrhö auftritt, führen Sie eine starke hemmende Behandlung im Bereich Th11–Th12 auf der linken Seite durch.
3. Behandeln Sie leicht das Abdomen, um den Tonus der abdominalen Muskulatur zu verstärken.
4. Achten Sie auf typische, im lumbalen Bereich feststellbare Typhusfieber-Läsionen, und passen Sie diese so bald wie möglich an. Der Patient soll keine Nahrung zu sich nehmen. Diese Punkte gelten für die verkürzenden Maßnahmen.
Lässt sich der Verlauf des Typhusfiebers nicht verkürzen, ergreifen Sie mildernde Maßnahmen:
1. Regulieren Sie die Ernährung des Patienten, er soll nur flüssige Nahrung zu sich nehmen. Gekochte Milch ist gut, sofern der Patient sie verträgt. Am besten aber sind Brühe oder dünne Suppe, also Rindfleisch- oder Gemüsesuppe. Eine pürierte Suppe ohne feste Bestandteile gewährleistet eine leichtere Verdauung der Nahrung. Ebenfalls gut ist passiertes, zu einer Art Paste verarbeitetes Eiweiß. In den meisten Fällen erleichtern gekochte Milch und Eiweiße Diarrhö. Auch Haferschleim und abgeseihtes, sämiges Gerstenwasser sind hilfreich.
2. Nutzen Sie auch Wasseranwendungen. In den frühen Stadien sollte der Patient ein leichtes Schwammbad mit einer Wassertemperatur von 21 Grad Celsius erhalten. Ist er dafür zu schwach, packen Sie ihn in etwa 18 Grad Celsius warme, feuchte Leintücher. Geben Sie ihm nur ganz wenig Wasser zu trinken – und zwar nur abgekochtes, abgekühltes, denn unsauberes Wasser