„Abb. 25: Sektionssaal an der A.S.O. (1910)“
„Abb. 26: Maschinen prägen die Zeit – und auch die Osteopathie (ca. 1830)“
„Abb. 27: Chirurgisches Auditorium an der American School of Osteopath y (1914)“
„Abb. A: Journal of Osteopathy (Kirksville)“
„Abb. B: The Journal of Science of Osteopathy (Chicago)“
„Abb. C: The Osteopathic World (Chicago)“
„Abb. D: Journal of Osteopathy (London)“
Bilder mit freundlicher Genehmigung des Museum of Osteopathic Medicine, Kirksville, MO., USA, des Chicago College of Osteopathic Medicine, IL. USA und British School of Osteopathy, London, UK. Ausnahme: Abb. 21, 23, 26 (c) JOLANDOS
ABKÜRZUNGEN
INSTITUTIONEN
A.A.A.O. = American Association for the Advancement of Osteopathy
A.A.O. = American Academy of Osteopathy
A.C.O. = Associated Colleges of Osteopathy
A.M.A. = American Medical Association
A.O.A. = American Osteopathic Association
A.S.O. = American School of Osteopathy
B.A.O. = British Association of Osteopathy
B.M.A = British Medical Association
C.S.O. = Chicago School of Osteopathy
C.C.O. = Chicago College of Osteopathy
M.S.O.A. = Minnesota State Osteopathic Association
TITEL
B.D. = Bachelor of Divinity
D.O. = Doctor of Osteopathy
D.Sc.O. = Doctor of Science of Osteopathy
F.R.C.S. = Fellowship of the Royal College of Surgeons
F.S.Sc. = Fellowship of the Society of Science
LL.B. = Bacherlor of Laws
M.A. = Master of Art
M.D. = Medical Doctor
MEDIEN
J.A.M.A. = Journal of the American Medical Association
J.O. = Journal of Osteopathy
LEGENDE
[ ] = Ergänzungen vom Übersetzer oder Herausgeber
EINE KURZBIOGRAFIE
EIN GLÄNZENDER INTELLEKT
John Martin Littlejohn wurde am 15.02.1866 in Glasgow als Pfarrerssohn geboren. Er war ein hochintelligenter und wissbegieriger aber auch kränklicher junger Mann. Trotz bitterster Armut war das Elternhaus vom geisteswissenschaftlichem Studium erfüllt, und so begann seine sprachwissenschaftliche Ausbildung bereits mit 16 Jahren an der Akademie Colerain in Nordirland. Nach dem Studium der Theologie an der Universität in Glasgow ging er 1886 als Pfarrer nach Nordirland, um schon bald darauf wieder nach Glasgow zurückzukehren. Dort erwarb er mehrere Abschlüsse und Auszeichnungen in Jura, Theologie, Medizin, Philosophie und Soziologie und hielt 1886/87 seine ersten Vorlesungen.
ABB. 2: AUSZUG AUS DER FAMILIENBIBEL DER LITTLEJOHNS (1865)
Hier ist das Geburtsjahr Littlejohns auf 1865 datiert. Laut Martin Collins, einem der renommiertesten Littlejohn-Kenner, dürfte es sich aber hier um einen Fehler in der Bibel handeln, da mehrere Originaldokumente jener Zeit das Geburtsjahr auf 1866 festlegen.
Das raue Klima und seine Konstitution hatten ihn zu einem ebenso introvertierten wie brillanten und vielseitig gebildeten Analytiker geformt. Nach einem Unfall in der Universität, bei der er sich eine Schädelfraktur zugezogen hatte, litt Littlejohn an mehrfach täglich rezidivierenden Blutungen im Hals, die ihn zum Klimawechsel zwangen. Eine große Universitätskarriere fand damit ihr jähes Ende.
AMERIKA
1892 siedelte er mit seinen Brüdern James und William nach Amerika über und setzte seine Studien an der Columbia University in New York fort. Aufgrund seiner hervorragenden Leistungen übernahm er schon bald die Leitung des Amity College in College Springs, Iowa. Seine Beschwerden besserten sich allerdings nicht, und so kam es 1895 in Kirksville zur schicksalhaften Begegnung mit Dr. Still. Bereits wenige Behandlungen führten zur deutlichen Linderung. Da Still dringend qualifizierte Lehrer an seiner 1892 gegründeten American School of Osteopathy benötigte, bot er Littlejohn einen Posten in seiner Fakultät an. Tief beeindruckt von Stills Naturkonzept der Osteopathie willigte er ein, begann 1898 seine Arbeit, schrieb sich im gleichen Jahr später als Student ein und wurde bereits 1899 zum Präsidenten der Schule gewählt.
Innerhalb der Fakultät gab es jedoch schon bald einen tiefen Konflikt: Stills Anhängern galt der anatomische Zugang zur Osteopathie als heilig (lesionists). Littlejohn und seinen Brüdern schien dies zu einfach; sie betrachteten die komplexere Physiologie als Kern der Osteopathie und befürworteten auch Therapien, die den osteopathischen Prinzipien und den Prinzipien der Natur entsprachen (broadists). Aber es ging auch um einen zeitlosen Konflikt: Die analytisch orientierten Akademiker in der Fakultät standen den der Intuition vertrauenden Nichtakademikern gegenüber. Nach massiven Intrigen entschlossen sich die Littlejohn-Brüder schließlich Kirksville bereits 1900 wieder zu verlassen, um in Chicago das Chicago College (School) of Osteopathy zu gründen. Die Einrichtung entwickelte sich rasch zum Wissenschaftszentrum der Osteopathie.
Man vermutet, dass der inzwischen verheiratete Littlejohn mit seinem feinen Gespür für politische Entwicklungen die verheerenden Folgen des von der American Medical Association initiierten Flexner-Reports zur Eradikation der immer stärker werdenden Osteopathie, Chiropraktik und Homöopathie voraussah und daher möglicherweise sein weiteres Glück in England vorzog. Auch der schwindende Einfluss in seiner eigenen Schule mag dazu beigetragen haben.
ENGLAND
1913 zog die inzwischen achtköpfige Familie Littlejohn nach Bagger Hall nahe London, und John Martin begann noch während der Kriegsjahre mit Krankenhausarbeit und ‚Unterweisungen‘. 1917 gründete er die British School of Osteopathy in London und mit dem Journal of Osteopathy legte er endgültig das osteopathische Fundament Europas. Aber auch in England hatte er sich schon bald der Angriffen der British Osteopathic Association und der British Medical Association zu erwehren. Ähnlich den Folgen des Flexner-Reports führte eine Kampagne der B.M.A. 1935 Paliamentary Bill. Der Osteopathie wurde die Anerkennung verweigert und Littlejohn zu Unrecht als unehrenhaft bezeichnet. Der Zweite Weltkrieg tat sein übriges und die B.S.O. schrumpfte schon bald auf eine kleine Klinik zusammen. Schließlich verstarb der neben Still wohl wichtigste Vertreter der Osteopathie 1947 in Bagger Hall.
EINFÜHRUNG DES HERAUSGEBERS
Bewegt man sich in der Geschichte der Osteopathie, begegnen einem so manche Rätsel: Warum schrieb Still nie über spirituelle Aspekte in seiner Arbeit? Warum erwähnte Sutherland den großen Einfluss von Walter Russell und Emanuel Swedenborg nicht? Warum war David Palmer, der Begründer der Chiropraktik, mehrere Wochen Gast im Hause Still? All diese und viele weitere noch unbeantwortete Fragen werden aber von einer überragt: Warum ist John Martin Littlejohn nur sehr wenigen Kennern der Osteopathie ein Begriff?
Anders