Vor der Begeisterung für Wohnmobil und Übersee erfüllten Zelt, Auto und Europa diese Rolle, ehe uns Mietwagen auf eigenen Wegen Südafrika, Zimbabwe, Botswana und Namibia erkunden, oder Blicke in den Mittleren und Fernen Osten werfen ließen. Letztendlich aber war es die Wohnmobilbegeisterung, die uns zu Reisefans werden und immer wieder aufbrechen ließ, bis hin nach Australien oder Neuseeland.
Ein Blick auf den nordamerikanischen Kontinent
24 Millionen Quadratkilometer gehören zum Nordamerikanischen Kontinent. Mittelamerika, bis zur Landenge von Panama, und die Westindische Inselwelt eingeschlossen. Klimatisch spannt sich der Bogen vom Eis der Polarzone bis in die feucht-heißen Tropen. Ein Viertel der Fläche besteht aus Inseln und Halbinseln. Im Norden dominieren die kanadische Inselgruppe und Grönland, die größte Insel der Erde. Südlich des Wendekreises bestimmen die Westindischen Inseln mit den Antillen das Bild dieses Erdteils.
Die Appalachen – nördlich bis nach Neuengland, Arkadien und Neufundland reichend – im Osten, und das Kordilleren-Gebirgssystem im Westen rahmen die tiefer gelegene Hauptmasse dieses Kontinents ein: Im Norden den „Kanadischen Schild“, dessen Relief von sanft gewellten Ebenen beherrscht wird, im Süden die Interior Plains. Vom Nordpolarmeer bis zur Golfküstenebene breiten sich zwischen Kanadischem Schild und den Appalachen einerseits, und den Rocky Mountains andererseits weit gespannte Ebenen aus. Den im Vorland der Rocky Mountains gelegenen, etwa 700 Kilometer breiten, und zwischen 500 und 1.500 Meter hohen westlichen Teil bilden die Great Plains. Nach Osten grenzen sie an den tieferen Bereich der Interior Plains, das einst vereiste Zentrale Tiefland. Im Süden gehen die Great Plains in die Golfküstenebene über, an der Grenze zum Kanadischen Schild liegen die gewaltigen Seenbecken: Winnipeg-, Athabasca-, Großer Sklaven- und Großer Bärensee. Westlich der Great Plains steigen die Kordilleren auf. Mit klarer Längsgliederung von Alaska bis zum Hochland von Mexiko. Im Osten und Westen greifen sie nach den Rocky Mountains und den pazifischen Küstengebirgen, und dazwischen nach den von beiden Gebirgsketten eingeschlossenen Plateaus und Becken.
Die Rocky Mountains setzen in Alaska mit der Brooks Range ein und wenden sich in Kanada mit kulissenförmig angeordneten Rücken von der West-Ost-, in die Nordwest-Südost-Richtung. Zwei Hauptketten, deren westliche im Yukonplateau ausläuft, schließen im Norden Kanadas ein niedriges, ziemlich flaches Gebiet – Yukon Flats und Yukon Plateau – ein, während sie nach Süden näher aneinander rücken.
Die pazifischen Küstengebirge säumen die Westseite des Kontinents mit einer Doppelkette, die ihrerseits eine Längstalreihe umklammert. In Alaska bildet, in Fortsetzung der Aleuten, die Alaska Range die innere Kette. Der Außenbogen zieht von Kodiak Island zur Kenai Peninsula und zu den Saint Elias Mountains. In Kanada führt er bis Vancouver Island weiter. Die innere Kette, die auf kanadischem Gebiet direkt hinter einer Reihe von Meeresstraßen als Coast Mountains entlang zieht, setzen Cascade Range und Sierra Nevada fort, während die Coast Ranges von Oregon bis Kalifornien die Außenkette bilden.
Obwohl der Hauptteil Nordamerikas in gemäßigten Breiten liegt, ist die Intensität der Witterungswechsel besonders groß. Meteorologische und topographische Gründe sind dafür verantwortlich. Hohe Gebirgsketten an der Westseite hemmen das Eindringen pazifischer Meeresluft, fördern jedoch den Luftaustausch von Nord nach Süd und umgekehrt, wofür die großen Flussebenen des Mississippi, Missouri und anderer ideale Leitlinien abgeben. Extreme Einbrüche arktischer Kaltluft und Vorstöße von schwülen, warmen Strömungen aus dem Süden führen in der Folge auch zu Wirbelstürmen und Tornados.
Bedingt durch diese geographische Situation fallen die größten Niederschlagsmengen in einem schmalen Streifen längs der Pazifikküste von Nord nach Süd. Im Great Bassin, zwischen Küstengebirge und den Rocky Mountains, ist es bereits erheblich, weiter im Süden, in Arizona, sogar wüstenhaft trocken. Erst östlich der Flüsse Mississippi und Ohio ändert sich das – bis hin zur Atlantikküste – grundlegend. Dagegen ist das ganze nördliche Kanada verhältnismäßig niederschlagsarm.
Die Tundrenzone auf dem Festland verläuft von der Nordspitze Neufundlands bis zur Beringstraße. Wie diese, zieht auch die Nadelwaldzone quer durch den Kontinent. Die Waldgebiete des kanadischen Tieflands und der westlichen Gebirge umfassen zusammen 40 Prozent der Nadelwälder dieser Erde. Zwischen der Nordgrenze des geschlossenen Waldes und der Baumgrenze liegt ein rund 100 Kilometer breiter Gürtel, in dessen Südteil der Wald zwar noch vorherrscht, sich aber mit offenen Tundren abwechselt. Im Norden regiert die Tundra, durchsetzt mit Waldinseln und Baumgruppen in den Tälern.
Dauerfrostböden erstrecken sich bis weit nach Süden in den Waldgürtel hinein und enden auf einer Linie, die sich von Labrador durch die untere Hudson Bay bis zum Großen Sklavensee hinzieht. Wie auch in der sibirischen Tundra stehen die Wälder des kanadischen Tieflands im Sommer größtenteils auf Sumpfboden über vereistem Untergrund. Die am weitesten verbreitet Weißfichte, die mehr Papierholz liefert als jede andere Holzart der Erde, hat in ihrer Nachbarschaft aber auch Lärchen, Tannen und Kiefern. Fast noch komplett bewaldet ist die Binnenzone des kanadischen Teils der Kordilleren, während die südlichen Nadelwälder nur noch in der Küstenregion und in den höheren Gebirgsstufen des inneren Trockengebietes anzutreffen sind. Weiter im Süden wurden die Wälder der Rocky Mountains seit der Kolonialzeit der Weidegewinnung geopfert, als auch durch den Bergbau dezimiert.
Im nördlichen Küstengebiet dominiert die Mertenstanne. Mit Abstand folgt ihr die Sitkafichte. Sommernebel lassen vom südlichen Oregon an üppige Nadel- und Mischwälder die Küste zieren. Auf über 600 Kilometer zieht ein etwa 30 Kilometer breiten Streifen wunderschöner Redwoodwälder bis hin nach Nordkalifornien zur San Francisco Bay. Nadel-, Misch- und Laubwälder begleiten beiderseits den St.-Lorenz-Strom und wechseln untereinander ab. Dort, wo der boreale Nadelwald zu den atlantischen Laubwäldern der Seenregion aufgeschlossen hat dominieren Pappeln, Eichen, Ulmen, Buchen und Eschen, die mit ihrem bunten Farbenkleid des Indian Summers Jahr für Jahr Tausende von Touristen begeistern und ins Staunen versetzen.
Ein großartiges Land
Kanada, das ist nicht nur das vielbereiste Viereck zwischen dem wunderschönen Vancouver, Mount Robson, Jasper und dem hochtouristischen Städtchen Banff, das fest in japanischer Hand ist. Es schließt allerdings das Ski- und Mountenbiker-Eldorado Whistler, die Nationalparks Jasper, Banff, Yoho oder Glacier ein wie auch den Icefield Parkway, der zwischen Lake Louise und Jasper durch die grandiose Natur der Rocky Mountains zieht und dem Touristen wunderschöne Landschaft offeriert. Maligne Lake, Spirit Iceland, Mount Edith Cavell, die Bilderbuchseen Moraine und Peyto, Lake Louise oder die schimmernde Eisfläche des Athabasca Gletschers, der ein Ausläufer des Columbia-Eisfeldes ist und seine Schmelzwasser in drei Weltmeere schickt, sind wenige Stichworte zu dieser großartigen Panoramastraße. Und auch jenseits dieser Juwele verstecken sich auch anderswo zwischen Pazifik und dem westlichen Rand Albertas viele Schönheiten. Es sind alles traumhafte Ziele die, jedes für sich, einen Urlaub wert sind. Aber Kanada ist mehr, viel mehr!
Kanada, das sind riesige Entfernungen, unendliche Einsamkeit, menschenleere Gegenden, majestätische Bergketten, Fjorde, Eisberge und Gletscher von gigantischer Größe und Schönheit. Die kaum zugänglichen Northern Territories, Tausende von Seen und Wasserfälle, gewaltige Flüsse wie der Mackenzie, dessen riesiges Delta die 750 Kilometer lange, legendäre Schotterpiste „Dempster Highway“ tangiert zählen ebenso dazu wie schäumende Wildwasser, bunte alpine Wiesen oder der Indian Summer, der Mischwälder und Tundren in leuchtende Farben taucht. Wildnis ohne Pfade oder ausgetrocknete Gegenden im Regenschatten der Küstengebirge steht im krassen Gegensatz zu Regenwäldern, goldgelben Felder und Prärien, wo die Vögel am Boden brüten weil es keine Bäume gibt und der Schutz ihres Nestes in der Weite der Landschaft liegt. Kanada kann auch auf die Niagarafälle verweisen oder auf fruchtbare Täler wie das heiße Okanagan Valley, wo die nördlichen Ausläufer des Nordamerikanischen Wüstengürtels bis ins südliche British Columbia reichen und zusammen mit dem Okanagan River und vielen Seen für ausgezeichnete Obst- und