Ihre Fahrtkosten werden wir selbstverständlich übernehmen. Wir beabsichtigen, bei der Überlandbus-Gesellschaft einen Fahrschein zu erwerben und Ihnen zuzusenden, deren Fahrplan eine ideale Verbindung ausweist, Abfahrt von Ihrem Wohnort um fünf Uhr dreißig morgens am fraglichen Freitag, voraussichtliche Ankunft um achtzehn Uhr dreißig in einer Ortschaft, die zwei Meilen vom Veranstaltungsort entfernt liegt. Der letzte Abschnitt Ihrer Reise könnte in Form eines forschen Spazierganges vor sich gehen (nicht unakzeptabel nach einer Tagesreise im Bus, wie ich zuversichtlich annehme), oder falls Sie sich dazu entschließen sollten, glaube ich, dass in der Ortsmitte auch Taxis zur Verfügung stehen. Freilich vermute ich, dass es Ihnen widerstreben dürfte, einen so großen Anteil Ihres Honorars dafür aufzuwenden.
Sollten sich größere Schwierigkeiten ergeben, und nur wenn unbedingt nötig, können Sie uns natürlich am Veranstaltungsort telefonisch erreichen, aber ich möchte Sie darauf hinweisen, dass sich dort nur ein Telefon befindet, und zwar im hintersten Winkel eines ausgedehnten und durch zahlreiche Schlösser gründlich abgesicherten Kellersystems unter einem ganz anderen Gebäude als dem, das wir benutzen werden, und dass der Verwalter des Zentrums, der sich bereits im fortgeschrittenen Alter befindet, unter Arthritis leidet und Sonderwünschen nicht sehr zugänglich ist, keinen telefonischen Zugang zu Besuchern erlaubt. Sicherlich verstehen Sie, dass wir seinen guten Willen in dieser Hinsicht nicht überstrapazieren wollen. Wenn Sie sich zu dem Fußmarsch entschließen (und die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen), sollten Sie spätestens um neunzehn Uhr bei uns sein, sodass Ihnen noch eine gute halbe Stunde Zeit bleibt, um das Zentrum zu erkunden, sich ein oder zwei Minuten auszuruhen, Ihr Abendessen einzunehmen, das June Salmons in eine Schüssel gießen und aufbewahren wird, um es Ihnen aufzuwärmen, ein paar von den Leuten zu begrüßen, zu denen Sie sprechen werden, ein Kennenlern-Spiel zu beaufsichtigen, ein kurzes Wort an die Kindergruppe zu richten, deren Veranstaltung kurz vor der unsrigen beginnt, und sich den Ältesten zu einer Zeit der Unterweisung und des Gebets anzuschließen, bevor Sie mit Ihrem Vortrag beginnen.
Ich schätze, dass bei der Veranstaltung etwa dreihundert Personen anwesend sein werden. Der Saal, den wir benutzen, war früher ein Arm eines alten Klosterganges und ist, wenngleich sehr lang, doch auch sehr schmal. Wie Sie sich vorstellen können, ist es eine anregende Herausforderung für einen Redner, mit einem Publikum aus fünfundsiebzig Viererreihen zu kommunizieren, insbesondere, wenn, wie es hier der Fall ist, kein Lautsprechersystem zur Verfügung steht. Bitte sprechen Sie laut und deutlich, da die meisten unserer älteren Freunde gerne hinten sitzen, um leichter hinauszukommen, wenn sie sich langweilen oder die sanitären Einrichtungen aufsuchen müssen.
Nach der Versammlung sind Sie herzlich eingeladen, noch zu bleiben und sich mit den Leuten zu unterhalten, solange Sie es wünschen, wenn wir auch vollstes Verständnis dafür haben, dass Sie rechtzeitig in die Stadt zurückkehren müssen, um den Bus für Ihre Heimreise zu erreichen, der um einundzwanzig Uhr dreißig abfährt. Falls Sie schweres Gepäck zurück in die Stadt zu tragen haben, sagen Sie nur den Ältesten Bescheid, die Ihnen gern ihre Dienste zu sehr günstigen Preisen anbieten werden.
Vielleicht sollte ich am Rande noch erwähnen, dass auch die Möglichkeit einer Übernachtung im Konferenzzentrum besteht, und für den Fall, dass Sie sich dazu entschließen wollen, lege ich Ihnen gerne die gültige Preisliste bei. Der Gruppenrabatt, den die Mitglieder unserer Gemeinde genießen, würde Ihnen, fürchte ich, nicht zugute kommen, und ich muss auch betonen, dass Ihre Rückfahrkarte, falls Sie als zahlender Gast bleiben, ihre Gültigkeit verlieren wird, sodass Sie für eine alternative und möglicherweise sehr kostspielige Rückreisemöglichkeit für den folgenden Tag sorgen müssten. Das Letzte, das wir wollen, ist, dass Sie am Ende mit leeren Taschen dastehen und sich ausgenutzt fühlen. Das wäre nicht sehr christlich, nicht wahr?
Bitte bestätigen Sie uns so bald wie möglich Ihre Verfügbarkeit für diese Veranstaltung und Ihre Zustimmung zu den oben ausgeführten Punkten.
Ihr
Dennis Floom
(Für die Gemeinschaft des offenen Herzens)
P.S.: Bitte legen Sie Ihrer Antwort einen frankierten und adressierten Rückumschlag für die Zusendung Ihrer Busfahrscheine bei.
Gerald muss mich für schrecklich naiv halten. Merkte, dass der Brief nicht echt war, sobald ich mir die Worte auf dem Papier näher ansah und die Schrift von Geralds Maschine erkannte. Wollte gerade anmerken, dass ich Witze über Einladungen zu Vorträgen im Moment nicht besonders witzig finde, als er mir einen anderen Brief übergab, der mir von meinem Verlag zugeleitet worden war.
Ich traute meinen Augen nicht!
Der Brief kam aus einem Ort namens Bongalinga Creek in Westaustralien und setzte mich davon in Kenntnis, dass die Gemeinden von Bongalinga Creek eine Inszenierung der
»Theatralischen Tonbänder des Leonard Thynn« planten, eines Buches, das ich vor einigen Jahren geschrieben habe und das vom Einstudieren eines Stückes für ein lokales Theaterfest handelt. Man entschuldigte sich für die kurzfristige Benachrichtigung, aber aufgrund einer erst ganz kürzlich eingegangenen, zweckbestimmten, anonymen Spende sei man in der Lage, mich und Leonard einzuladen, NACH AUSTRALIEN ZU KOMMEN und der Vorstellung am vierundzwanzigsten März dieses Jahres beizuwohnen, und ALLE KOSTEN WÜRDEN ÜBERNOMMEN. Falls ich Lust hätte, auf ein paar Veranstaltungen zu sprechen, wenn ich schon da wäre, könne man vermutlich AUCH FÜR ANNE DIE REISE BEZAHLEN.
Konnte vor Aufregung kaum sprechen. Musste erst grundlos den ganzen Weg bis hinauf zum Dachboden und zurück rennen, bis sich all die hüpfenden Sprungfedern in meinem Innern wieder beruhigten. Gerald sagt, wenn etwas daraus wird, will er mitkommen und seine Reise selbst bezahlen. Konnte gar nicht erwarten, es Anne zu erzählen, als sie mittags nach Hause kam. Hatte schreckliche Angst, ihr würde irgendeine blöde Hochzeit oder Beerdigung einfallen, an der die Reise scheitern würde. Die Sorge hätte ich mir sparen können. Sie sagte, das Einzige, was mich daran hätte hindern können zu fahren, wäre gewesen, wenn sie nicht hätte mitkommen können. Alle drei vollführten wir einen kleinen Tanz durch die Küche. Ist das aufregend!
Ich bin ein internationaler Redner, und ich fliege nach Australien! Ich fliege nach Australien, und ich bin ein internationaler Redner! Nach Australien fliege ich in der Rolle eines internationalen Redners!
Ich halte Vorträge in Australien auf internationaler Basis!
Internationaler Vortragsdienst ist die Basis, auf der ich nach Australien fliege!
Rief heute Abend Leonard an. Erzählte ihm, dass wir nach Australien fliegen und dass er Ehrengast bei der Aufführung in Bongalinga Creek sein wird.
»Großartig!«, sagte er. »Muss ich dafür Übernachtungszeug einpacken?«
Dienstag, 8. Februar
Den ganzen Tag über bester Laune.
Heute Abend ein Anruf von Pastor Spool, dem Pfarrer der St.-Dermot’s-Kirche am anderen Ende der Stadt.
Er sagte: »Ah, Mr. Plass, darf ich Ihnen sagen …«
»Nennen Sie mich Adrian.«
So sind wir internationalen Redner nun einmal.
»Nun, das ist sehr freundlich, bitte fühlen Sie sich frei, mich mit Vladimir anzureden.«
»Vladimir?«
»Vladimir, ja, richtig. Nun, Adrian, ich rufe an, um zu fragen, ob Sie vielleicht freundlicherweise die Möglichkeit in Betracht ziehen könnten, uns hier in St. Dermot’s am Sonntag, dem dreizehnten März, mit einem Besuch zu beehren. Mir ist natürlich klar, dass jemand, der so bekannt ist wie Sie, ohnehin schon einen ziemlich vollen Terminkalender hat, aber ich dachte mir …«
Tat so, als blätterte ich durch einen Kalender voller Auslandsreisen, und erwiderte: »Schauen wir mal. Ja, die Australienreise ist erst später in dem Monat, das wäre also kein Problem