Bis ich dich endlich lieben darf. Denise Hunter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Denise Hunter
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Религия: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783961400065
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in ihrer Handtasche herum, als suchte sie etwas – sodass er plötzlich ein mulmiges Gefühl im Bauch hatte. „Was ist denn? Gibt es irgendetwas, das ich wissen sollte?“

      „Äh, also …“, Zac konnte ihm nicht in die Augen sehen, als er erklärte: „Also dein altes Zimmer gibt es leider nicht mehr. Ich habe im Winter die Küche vergrößert, und eigentlich hatten Lucy und ich vor, dir dafür das Gästezimmer oben zu überlassen, wenn du wieder nach Hause kommst, aber …“ Er sprach nicht weiter, sondern schaute auf Rileys Bein.

      Klar, mit nur einem Bein ging das nicht. Er hätte es mithilfe der Krücken vielleicht geschafft, die Treppe hinaufzukommen, aber jede Bewegung war mühsam und tat weh. Und das Allerletzte, was er gebrauchen konnte, war ein Sturz, der ihn wieder zurückwarf.

      Sein Magen fühlte sich in diesem Moment an wie ein Ballon, aus dem alle Luft entwich. So viel dann also zu seinem Bedürfnis nach ein bisschen Privatsphäre im eigenen Zimmer. „Na, dann werde ich ja wahrscheinlich auf der Farm untergebracht, oder? Das ist doch völlig in Ordnung“, sagte er, so locker er konnte.

      Tante Trudy hatte sich vor einiger Zeit das Bein gebrochen, und daraufhin war das ehemalige Esszimmer für besondere Anlässe zu einem Schlafzimmer umgestaltet worden. Er versuchte, sich seine Sorge darüber nicht anmerken zu lassen, dass Tante Trudy sieben Tage die Woche rund um die Uhr um ihn herumwuseln würde, aber da setzte Zac bereits an: „Äh, also …“ Er rieb sich den Nacken in sichtlichem Unbehagen und fuhr fort: „Auf der Farm wird zurzeit renoviert.“ Dabei schaute er Riley auf eine Art an, dass bei ihm alle Alarmglocken losgingen.

      „Wir haben gerade angefangen“, sagte Beau. „Das war Tante Trudys Hochzeitsgeschenk für Eden und mich, und deshalb herrscht momentan im gesamten Erdgeschoss das pure Chaos.“

      „Und es dauert noch mindestens einen Monat, bis alles fertig ist“, erklärte Tante Trudy.

      „Aber mach dir keine Sorgen“, mischte sich jetzt Paige ein und tätschelte ihm die Schulter. „Ich habe ihnen von Anfang an gesagt, dass ich dich gern bei mir aufnehmen würde. Ich habe doch das hübsche große Schlafzimmer im Erdgeschoss. Das ist perfekt für dich. Die alten Türen sind schön breit, und deine Brüder haben schon eine Rampe mit Handläufen aufgebaut.“

      Um ihn her verschwamm alles, und seine Gedanken wirbelten wild durcheinander. Er sollte bei Paige wohnen? Sein Blick ging zu Zac, der ihm eine Art telepathischer Entschuldigung schickte, und dann wieder zurück zu Paige, der die Worte auf den Lippen erstarben … wahrscheinlich wegen seiner Miene.

      Sie sah ihn irritiert an und fragte: „Ist … ist das nicht in Ordnung? Möchtest du lieber woanders wohnen?“ In der Tiefe ihrer blauen Augen blitzte ganz kurz etwas Verletztes auf – aber nur ganz kurz –, bevor sie ihn mit einem Lächeln bedachte, das er ihr aber nicht abnahm. Dazu kannte er sie einfach schon zu lange.

      Verdammt, jetzt saß er in der Klemme. Er zwang sich, ebenfalls zu lächeln, und sagte: „Ja. Ich meine, nein. Das ist toll. Echt fantastisch. Aber ich kann dich doch unmöglich aus deinem eigenen Schlafzimmer vertreiben. Wenn ich bei dir unterkomme, dann schlafe ich natürlich auf dem Sofa.“

      Da richtete Paige sich etwas auf und entgegnete: „Das kommt gar nicht infrage. Außerdem habe ich meine Sachen schon nach oben geräumt.“

      Sein Blick ging daraufhin noch einmal kurz zu Zac, bevor er wieder Paige anschaute, immer noch lächelnd, was gar nicht so einfach war mit dem völlig verkrampften Kiefer. „Du bist ein echter Kumpel, Warren. Hey, wieso geht ihr nicht schon mal los und holt den Wagen, und Zac hilft mir, meinen Rollstuhl zu holen und umzusteigen? Wir treffen uns dann gleich draußen am Ausgang.“

      Zac trat hinter ihn, schob Tante Trudy beiseite und bemerkte: „Je früher wir zu Hause sind, desto früher bekommen wir was von dem leckeren Braten.“

      „Ja, genau das habe ich auch gerade gedacht“, erklärte Riley.

      Die anderen gingen also Richtung Ausgang, und Zac setzte den Rollstuhl Richtung Gepäckabholung in Bewegung. Mit zitternden Fingern rieb sich Riley über den Mund und versuchte den Sturm zu beschwichtigen, der sich in seinem Inneren zusammenbraute. Wie sollte er es schaffen, die nächsten Wochen – wie viele es auch immer werden mochten – so eng mit Paige zusammen zu überstehen?

      Aber hatte er denn eine Wahl? Es war ja nicht so, dass er jede Menge Erspartes auf der Bank gehabt hätte, um sich selbst eine Wohnung oder ein Haus mieten zu können. Und selbst wenn, wäre er ja gar nicht in der Lage, sich selbst zu versorgen – so gern er das auch geleugnet hätte.

      Schon allein der Gedanke, dass sie den ganzen Tag um ihn herumwuselte, ihm beim Anziehen half und bei anderen Dingen, bei denen er Hilfe brauchte …

       Willst du mich jetzt etwa hier umbringen, Gott? Kannst du mir nicht wenigstens ein ganz klein wenig Würde lassen? Ist das wirklich zu viel verlangt?

      So viel also zu seinen Plänen, für genügend Abstand zu seinen Lieben zu sorgen. Er würde auf 55 Quadratmetern im Erdgeschoss eines Bungalows festsitzen, und zwar ausgerechnet zusammen mit Paige.

      Und das war alles Zacs Schuld. Riley klammerte sich jetzt so intensiv an den metallenen Armlehnen des Rollstuhls fest, dass es wehtat und er Mühe hatte, die Fassung zu wahren, während er seiner Familie beim Verlassen der Ankunftshalle nachschaute. Dann wandte er sich an Zac und fragte: „Was um Himmels willen habt ihr euch dabei gedacht, mich bei Paige unterzubringen? Ist dir eigentlich klar, was du da angerichtet hast?“

      „Jetzt aber mal langsam“, sagte Zac und blieb vor dem Kofferkarussell stehen. „Erstens war das eine Gemeinschaftsentscheidung, also ist es nicht …“

      „Aber du bist der Einzige, der es weiß. Ich habe gedacht, dass du mir Rückendeckung gibst, Mann.“

      „So viele Möglichkeiten gab es ja nicht, Riley“, verteidigte sich Zac.

      „Aber jede andere wäre besser gewesen als diese!“

      „Jetzt beruhige dich doch erstmal. Ich hab’s ja kapiert.“ Zac stellte die Bremse des Rollstuhls fest und fuhr fort: „Aber vielleicht könntest du das Ganze ja auch als Chance betrachten, oder?“

      „Als Chance wozu? Dass Paige mir beim Wechseln der blutigen Verbände und beim Duschen hilft und mich wie einen verdammten Krüppel versorgt? Hast du an diese Art Chance gedacht? Ich war eigentlich ziemlich sicher, dass mein Stolz schon den Bach runter ist, aber wer weiß, vielleicht schaffen wir es ja, ihn noch ein bisschen weiter abwärtszutreiben.“

      Zac, der jetzt ziemlich zerknirscht dreinschaute, nahm den zusammengefalteten Rollstuhl vom Gepäckkarussell und klappte ihn auseinander. „Du hast eine Menge durchgemacht, Riley, das habe ich ja kapiert, aber sie ist deine beste Freundin und möchte dir helfen. Es fühlt sich wirklich sehr viel besser an, dir ganz praktisch helfen zu können, als zu wissen, dass du Tausende von Kilometern entfernt bist, und völlig ohnmächtig zu sein. Vielleicht bringt euch das Ganze ja auch näher zusammen. Vielleicht ist das deine Chance.“

      Riley stieß ein trockenes, freudloses Lachen aus. „Ja, klar. Ich bin genau das, was sie sich immer erträumt hat – ein Krüppel.“

      Ganz kurz flackerte daraufhin etwas in Zacs Blick auf, und er sagte: „Aber du bist doch immer noch derselbe Mensch, Riley.“

      Nicht annähernd. Nicht äußerlich und schon gar nicht innerlich. Er presste die Lippen kurz ganz fest aufeinander, bevor er es aussprach.

      Nichts würde jemals wieder so sein, wie es gewesen war. Paige hatte nur das Beste verdient, und das war ganz sicher nicht er.

      Zac musterte Riley jetzt mit leicht zusammengekniffenen Augen und fragte: „Was ist mit deinem breiten Grinsen passiert, Bruderherz?“

      Daraufhin presste Riley die Kiefer nur noch fester aufeinander und drehte sich zu dem Gepäckband um, das quietschend seine Endloskreise zog. „Schieb den Stuhl bitte hier rüber“, sagte er nur.

      „Wieso habe ich nur das Gefühl, dass es dir nicht halb so toll geht, wie du