Jennifer Mai
ALLE HÖREN AUF „DAFFY“,
NUR DAFFY NICHT
Abenteuer Blindenführhündin
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2017
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Inhalt
Die kleinen und großen Veränderungen
An die Klugscheißer dieser Welt
Was ich dir schon immer mal sagen wollte
Vorwort
Ich stehe am Rand eines Feldes und rufe Daffy. Neo, Hanker und Gomez kommen folgsam angerannt und stehen erwartungsvoll um mich herum. Nur die eigentlich Gerufene kümmert es nicht die Bohne.
„Alle hören auf ‚Daffy‘, nur Daffy nicht!“ Verzweifelt stampfe ich mit dem Fuß auf. Im selben Moment halte ich inne.
„Das ist ein geiler Buchtitel, oder?“
Antoine ist verwirrt. „Was denn für ein Buch?“ Ich erkläre es ihm. Ich will darüber schreiben, wie das Leben mit einem Blindenführhund ist. Was er so macht und kann, und vor allem, dass er letztlich auch nur ein ganz normaler Hund ist – ein Hund mit einem Job.
Daffy ist meine lackschwarze, neugierige, verfressene, verspielte, kinderliebe, gut genährte, faule, plüschig weiche, nicht stinkende Blindenführhündin. Sie verabscheut es, offensichtliche Kommandos zu befolgen, und erinnert mich durch konsequentes Verweigern von Treppen oder Ampeln gerne daran, ihr doch bitte etwas mehr zuzutrauen.
Darf ein Blindenführhund so etwas? Ist er etwa schlecht ausgebildet?
Nein, ist er nicht. Daffy hatte meinem Empfinden nach den besten Trainer, den sie hätte haben können, aber der ist nicht dafür da, den Charakter meiner dickköpfigen Hundedame zu brechen. Auch wenn sie mich an der Rollleine über Stock und Stein schleift, schnuppert, andere Hunde anwedelt oder sich lustlos hinterherziehen lässt, ist sie nicht schlecht ausgebildet. Sie trägt dann nur die Kenndecke oder das Halstuch, auf dem zu lesen ist, dass ihr Job der einer Blindenführhündin ist. Und die hat gerade frei. Ich empfehle jedem Führhundhalter, sich die Kenndecke mit der Aufschrift „Blindenführhund in Freizeit“ zuzulegen. Dann hat man zwar wahrscheinlich immer noch keine Ruhe vor Menschen, die einem erklären wollen, wie der Hund zu sein hat, aber es hilft ein wenig. Theoretisch wird ein solcher Hund nämlich auch dann als wohlerzogen und gesellschaftstauglich angesehen und sollte deshalb in Supermärkten, Lokalen, einfach überall mit offenen Armen begrüßt werden.
Wenn Daffy im Dienst ist, trägt sie das weiße Führgeschirr mit Bügel und mir als Besitzerin daran. In diesem Fall ist es mit den Zutrittsrechten zu Restaurants, Museen, Geschäften im Grunde keine Frage, denn dann wird der Hund, zumindest laut Gesetz, zum Hilfsmittel, und das darf überall mit hin.
Die Wirklichkeit sieht anders aus. In manchen Supermarktfilialen oder Arztpraxen hat man das mit den Führhunden zum Beispiel immer noch nicht verstanden. Des Öfteren ist zu hören, dass ein Führhundhalter mit seinem Hund vor der Tür stehen gelassen wird, weil dieser angeblich gegen die Hygienevorschriften verstößt. Es folgen Anrufe bei der Zentrale, die Verantwortlichen haben sich zu entschuldigen, und am Ende gibt es