Eine Vision für Heilungsräume. Cal Pierce. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Cal Pierce
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Религия: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783955781545
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Probleme leid und, was das Schlimmste war, ich war auch die Gemeinde leid.

      Das war allein schon deshalb schrecklich, weil ich seit 25 Jahren im Vorstand und ein Ältester der Gemeinde war. Heute kann ich sagen, dass ich wohl der gelangweilteste Vorstand war, den diese Gemeinde jemals gehabt hatte. Der Zustand meines geistlichen Lebens war so schlimm geworden, dass es mir egal war, ob wir in die Gemeinde gingen oder nicht. Sonntagmorgens war ich nur noch anwesend, weil es von mir erwartet wurde. Ansonsten wäre ich nicht einmal dann gekommen.

      Sonntagabends fragte mich Michelle manchmal: „Glaubst du nicht, wir sollten zur Kirche gehen? Schließlich bist du ja im Vorstand.“ Ich fand aber immer eine gute Ausrede, nicht gehen zu müssen. Ich musste mich auf die Arbeit am Montag vorbereiten und brauchte meine Ruhe – oder was mir auch sonst gerade einfallen mochte. Ich war in eine äußerliche Form des Christseins zurückgefallen, die dessen Kraft leugnete, und ich war nicht im Geringsten daran interessiert, meinen geistlichen Zustand zu verändern – bis Davids Leidenschaft anfing, mein Herz zu verändern.

      Die anderen Gemeindemitglieder konnten nicht wissen, wie schlimm es um meine Seele stand. Wie jeder gute Christ trug ich meine Bibel mit mir herum. Ich sagte stets das Richtige und trug auch die richtige Kleidung. In Wirklichkeit aber lebte ich in einer Art Wüste und wartete nur auf eine passende Gelegenheit, alles hinter mir zu lassen.

      Bis zu diesem Zeitpunkt tat ich, was man meiner Meinung nach in der Gemeinde von mir erwartete; das war aber auch alles. Ich besuchte jeden Sonntagmorgen den Gottesdienst und war bei den gelegentlichen Vorstandstreffen dabei. Meiner Meinung nach war das schon mehr als genug.

      So verlief unser Leben bereits seit viel zu vielen Jahren, und obwohl ich mich durch Davids Leidenschaft für Jesus in meiner Lebensweise überführt fühlte, wusste ich nicht genau, was ich tun sollte.

      5 Erweckung!

      Im Januar 1996 wählten wir mit Bill Johnson einen neuen Pastor für die Bethel-Gemeinde. Zuerst hielt ich Bill für den Letzten, den ich wählen würde.

      Ich war Teil des Wahlgremiums für den neuen Pastor und wusste deshalb, dass drei Kandidaten zu Auswahl standen. Als ich erfuhr, dass Bill einer von ihnen war, war ich nicht gerade begeistert. Ich kannte ihn schon recht lange. Sein Vater war Pastor der Bethel-Gemeinde gewesen, als unsere Familie vor vielen Jahren anfing, die Gottesdienste dort zu besuchen.

      Dabei mochte ich Bill. Schon als junger Mann hatte er das „Salzhaus“, eine Arbeit unter Jugendlichen in der Innenstadt, gegründet, und ich hatte ab und zu dort mitgeholfen. Jetzt aber hatte ich das Gefühl, wir brauchten frisches Blut, jemand von außen, aus einer anderen Stadt, jemand, den wir noch nicht kannten. Ich war mir sicher, ich würde bei der Abstimmung für einen der beiden anderen Kandidaten stimmen.

      Aber dann konnte ich bei der Kandidatenbefragung nicht dabei sein. Ich hörte mir deshalb die Kassettenaufnahmen davon an. Etwas in Bill Johnsons Stimme rührte mich an. Es bewegte mich sogar so stark, dass ich schließlich meine Meinung änderte und doch für ihn stimmte.

      Was wir damals noch nicht wussten, war, dass Bill die vergangenen zwölf Jahre mit Gott im Gebet um Erweckung und um eine neue Heilungswelle in Redding gerungen hatte. Gott war dabei, seine Gebete zu erhören. Nicht lange, nachdem er in unsere Stadt gekommen war, ereigneten sich ein paar ungewöhnliche Dinge.

      An einem Freitagabend erzählte uns eines der Ehepaare aus der Wohnmobil-Gruppe von seltsamen Dingen, die in den Gottesdiensten passierten, die Bill und ein Vineyard-Pastor in einigen der Gemeinden in der Umgebung veranstalteten. Dort fielen Menschen zu Boden, lachten, zitterten oder weinten. Auf dem Weg nach Hause fragte Michelle, was ich davon hielt, und ob wir uns das nicht selbst einmal ansehen sollten. Ich entgegnete schroff: „Zu solchen Treffen gehen wir nicht.“ Es gefiel mir nicht, von etwas zu hören, was meine Pläne für die Zukunft durcheinanderbringen konnte. Mir gefiel das Programm, das ich in Gedanken entworfen hatte, und ich wollte nicht, dass irgendetwas daran rütteln sollte.

      Im Mai jenes Jahres berief Bill ein spezielles Leitertreffen der Gemeinde ein. Die Gemeinde war inzwischen auf zweitausend Mitglieder angewachsen, und aufgrund der Schule waren viele Leute an den Gemeindeaktivitäten beteiligt. Er spürte, dass es mit den Mitarbeitern, die er in dieser Gemeinde übernommen hatte, nicht unbedingt zum Besten stand, aber er hatte Glauben für eine Erweckung unter uns. Gott wusste, dass ich sie bitter nötig hatte.

      Ich war nicht gerade glücklich, als Michelle mir eines Sonntagmor­gens auf dem Weg vom Gottesdienst nach Hause die „Einladung“ dazu vorlas; sie wies mich aber darauf hin, dass der Pastor die Anwesenheit aller Leiter erwartete. Also ging ich hin.

      Zusammen mit allen Vorstandsmitgliedern, Büroangestellten, Lehrern, Sonntagsschullehrern und Jugendleitern waren wir etwa einhundert Leute, die sich eines Abends in dem neuen Raum hinter dem Gottesdienstsaal versammelten. Die Gemeindeglieder nannten ihn immer den „Großen Raum“, aber auf Grund dessen, was dort geschah, nenne ich ihn inzwischen das „Obergemach“.

      Das Treffen begann mit Gebet, und jemand führte uns in eine Zeit der Anbetung. Mit einem Mal stand Bill dann vor uns. Er hatte seine Hände zum Himmel erhoben und sagte: „Komm, Heiliger Geist!“ Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass eine Feuerwelle nach der anderen meinen Körper durchströmte. Die Flammen schienen sich tief in meine Knochen hineinzubohren, sodass ich rennen, springen, rufen, schreien oder alles auf einmal wollte. Aber ich konnte mich nicht bewegen. Meine Füße waren wie am Boden festgeklebt.

      Es kam mir vor, als seien nur wenige Minuten vergangen, als ich Michelles Stimme hörte. Sie zog an meinem Ärmel und sagte: „Liebling, das Treffen ist zu Ende, und alle sind nach Hause gegangen.“ Ich hatte keine Ahnung, um was es bei diesem Treffen gegangen war, aber irgendwie wusste ich, dass ich nie wieder derselbe sein würde.

      Ich versuchte erneut, mich zu bewegen, aber es gelang mir nicht. An diesem Abend waren zwei starke Männer nötig, um mich von der Stelle zu bringen. Die Veränderung in meinem Leben von da an war gewaltig; es war ein Unterschied wie Tag und Nacht.

      Viele Jahre war ich damit zufrieden gewesen, dazusitzen und alles an mir vorüberziehen zu lassen – solange es meinen geregelten Tagesablauf nicht durcheinanderbrachte. Nun aber konnte ich nicht mehr stillhalten, selbst wenn es um mein Leben gegangen wäre. Ich musste ständig etwas für Gott tun. Ich musste einfach in der Gemeinde sein, sobald nur die Türen geöffnet waren. Wenn es vor dem Abendgottesdienst noch ein Gebetstreffen gab, dann musste ich einfach dabei sein. Und auch dann war ich immer früher da, manchmal sogar schon eine Stunde früher, weil ich nichts verpassen wollte.

      Vor jedem Gebetstreffen betete ich noch eine Stunde lang allein, um mich vorzubereiten. Ich betete, um mich auf den Abendgottesdienst vorzubereiten, und ich liebte es, in jedem Gottesdienst zum Altar nach vorne zu gehen, um noch etwas mehr zu beten. Ich genoss jeden Augenblick davon. Hätte ich mein Bett in der Gemeinde aufschlagen können, um dort zu bleiben und noch mehr zu beten, dann hätte ich wahrscheinlich auch das getan. Ich war zu einem solchen Fanatiker geworden, dass meine Freunde anfingen, sich Sorgen um mich zu machen; auch die Beziehungen zu meinen Freunden und meiner Familie begannen darunter zu leiden.

      Ich konnte es nicht erklären, aber irgendwie war Cal Pierce in diesem „Obergemach“ gestorben, und ich war jetzt ein anderer, ein völlig anderer. Als Cal Pierce starb, da starben alle seine Pläne und Wünsche mit ihm. Ich hatte einfach kein Interesse mehr daran. Ich wollte Gottes Programm für mein Leben, und ich widerstand allem, was sich dem in den Weg stellen wollte.

      Ich hatte keinerlei Bedürfnis mehr, Freitagabends mit den anderen zum Essen oder ins Kino zu gehen, was ich vorher so genossen hatte; mit dem Wohnmobil auf Tour zu gehen, erschien mir das Langweiligste zu sein, das es gab. Mehrere Leute beklagten sich bei Michelle: „Cal hat seinen Kopf so sehr im Himmel, dass er auf der Erde nichts mehr taugt.“ Wenn sie mir das dann weitererzählte, wusste ich nicht, was ich darauf antworten sollte. „Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Alles, was ich weiß, ist, dass ich mehr von Gott will. Ich werde alles tun, um ihm so tief zu begegnen, wie ich es mir wünsche.“ Ich blieb einfach weiter dran.

      Je näher ich Gott kam, desto mehr Probleme bekam ich mit meinen