Um was es mir wirklich geht, ist Jesu Verständnis von seiner Gemeinde in Vers 18. Zunächst möchte ich den Kontext darlegen, damit wir verstehen, wie Jesus vorging. Wenn wir darüber sprechen wollen, was die Gemeinde wirklich ausmacht, müssen wir an dieser Stelle ansetzen. Alles über die Gemeinde beginnt und endet mit der einen Frage: Wer ist Jesus für dich? Jesu Aussage über die Gemeinde steht in einem Zusammenhang, der damit beginnt, dass Gottes Gnade die Identität Jesu offenbart, und sie endet mit Jesu Werk am Kreuz und seiner unfassbaren Auferstehung drei Tage später (vgl. Mt 16,21). Selbst wenn wir alles andere richtig machen, sind wir nicht wirklich die Gemeinde, wenn wir diese wichtige Frage auslassen. Gemeinde beginnt mit Jesus: wer er ist und was er getan hat. Alles dreht sich um Jesus, und wenn wir mit der Zeit andere Dinge in den Mittelpunkt stellen, entspricht die Gemeinde nicht mehr dem, wie Jesus sie gemeint hat.
Bevor wir über Gemeindegründung und -wachstum reden, müssen wir uns also mit der Frage auseinandersetzen: „Wer ist Jesus für mich?“ Auch wir müssen die Antwort von unserem Vater im Himmel erhalten und nicht durch ein Buch oder ein Seminar. Die Gemeinde ist geistlich. Mit ihr ist ein Geheimnis und eine Offenbarung verbunden.
Wenn wir auf die Frage antworten, dass Jesus der König der Könige ist, dann wird unsere Gemeinde genau das reflektieren. Hat Jesus alle Macht im Himmel und auf Erden und ist immer gegenwärtig, dann wird die Gemeinde anders sein. Ist Jesus aber fügsam, passiv und gleichgültig, dann wird es unsere Gemeinde ebenfalls sein.
Ich denke, eines unserer Probleme ist, dass wir vergessen, uns diese Frage zu stellen, wenn wir neue Gemeinden gründen wollen. Die Folge sind schwache Gemeinden. Wir reden mehr über unseren Stil und das Modell unserer Gemeinde als über den Herrn der Herren, der in ihr regiert. Wir erklären den Leuten, weshalb unsere Gemeinde anders oder besser ist als andere Gemeinden vor Ort und hoffen, dass die Menschen uns dann attraktiv finden; stattdessen sind sie gar nicht interessiert. Nur wenn wir zu unserer ersten Liebe zurückkehren und auf Jesus ausgerichtet sind, werden sich viele angezogen fühlen. Sie werden gedrungen sein, Jesus zu gewinnen, statt einen religiösen Gottesdienst zu besuchen.
Die Gemeinde, die Jesus vor Augen hatte
Jesus sagte weiter: „Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18). In einem einzigen Satz sagt Jesus mehr darüber aus, wie die Gemeinde sein soll, als unzählige Theologen in ihren Büchern, die ganze Bibliotheken füllen. Ich möchte Ihnen fünf Dinge aufzeigen, die Sie über die Gemeinde, die den Vorstellungen Jesu entspricht, erkennen sollten.
1. Jesus baut die Gemeinde
Es gibt viele Bücher, Kassetten, Seminare und CDs, die uns helfen sollen, die Gemeinde zu bauen; aber wenn wir die Gemeinde bauen, ist es nicht die Gemeinde. Jesus hat nicht gesagt: „Auf diesen Felsen werdet ihr meine Gemeinde bauen.“ Jesus und nur Jesus baut die Gemeinde. Wenn wir eine Gemeinde bauen, die auf einer charismatischen Persönlichkeit, einer innovativen Methodik oder sonst etwas basiert, dann haben wir eine Gemeinde, die von minderer Qualität ist als die, die Jesus bauen würde.
2. Die Gemeinde gehört Jesus
Jesus hat die Gemeinde mit seinem eigenen Blut erworben (vgl. Apg 20,28). Er hat nicht versprochen, dass er unsere Gemeinde bauen wird. Die Gemeinde gehört Jesus. Er baut seine Gemeinde.
Es gibt eine Geschichte über einen Bauunternehmer, der in einem kleinen Ort in Europa Häuser baute. Die meisten Häuser baute er für die Menschen in dem Dorf. Er war ein begabter Zimmermann. Leider konnte er sich nie selbst so ein Haus leisten. Eines Tages kam der reichste Einwohner zu ihm und bat ihn darum, ein Haus zu bauen. Er sagte: „Ich möchte, dass du das beste und schönste Haus baust, das dir möglich ist. Kosten spielen keine Rolle. Ich muss jetzt verreisen, und wenn ich wieder da bin, soll das Haus fertig sein.“
Der Unternehmer nahm den Auftrag an und begann mit der Arbeit. Währenddessen kam ihm jedoch ein Gedanke: „Dieser wohlhabende Mann hat schon einige Häuser. Ich habe keines. Ich werde minderwertige Materialien nehmen, schnell arbeiten, zusehen, dass es gut aussieht, und nehme ihm dann die volle Summe ab. So kann ich das gesparte Geld einstecken und mir selbst ein Haus bauen. Es wird kein großes Haus sein, aber es wird mir gehören.“ Genauso tat er es auch.
Als der reiche Mann zurückkehrte, wollte er sein Haus besichtigen. Er war sehr beeindruckt. Von weitem sah es wunderschön aus. Dann ging er zu dem korrupten Unternehmer und sagte: „Das Haus sieht ja toll aus! Ich bin so froh, dass du keine Kosten gescheut hast, denn ich will das Haus einem guten Freund schenken, der so ein Haus wirklich verdient.“ Und damit gab er dem Unternehmer den Schlüssel und sagte: „Hier ist dein neues Zuhause, mein Freund.“ Der Unternehmer nahm den Schlüssel für sein neues Haus dankbar an, aber sein Herz wurde schwer, als er erkannte, was er getan hatte.
Welche Mühe hätte sich der Mann wohl gegeben und in welch guter Qualität hätte er das Haus wohl gebaut, wäre ihm klar gewesen, dass er und seine Familie einmal darin wohnen würden? Die Gemeinde ist Jesu Bauprojekt, und er hat die volle Absicht, darin zu wohnen. Wenn Jesus seine Gemeinde baut, wird sie wunderschön und solide. Er macht keine schlampige Arbeit. Wenn unsere Gemeinden zerfallen und kränkeln, dann nicht, weil Jesus schlecht gearbeitet hätte, sondern weil wir die Aufgabe an uns gerissen haben.
3. Die Gemeinde soll wachsen
Sie sind bestimmt schon einmal an einem Gebäude vorbeigegangen, das sich noch im Bau befand. Wenn Sie dann irgendwann zum zweiten Mal vorbeikamen, war es sicher nicht kleiner als vorher. Wenn etwas gebaut wird, wird es größer und nicht kleiner. Jesus baut seine Gemeinde, und sie sollte wachsen. Sie sollte geistliches Wachstum erleben, und dazu gehört auch, dass Menschen neu ins Reich Gottes gebracht werden.
Das bedeutet nicht, dass jede lokale Gemeinde immer größer und größer werden sollte. Die meisten Warmblüter wachsen bis auf eine bestimmte Größe und reproduzieren sich dann. Auch der Leib Christi sollte auf diese Weise wachsen. Die riesigen Megagemeinden des letzten Jahrhunderts wird man einmal als Anomalie, nicht als Norm für unsere Zeit betrachten.
4. Die Gemeinde, die wächst, wird auf Widerstand stoßen
Jesus sagte, die Gemeinde würde auf Widerstand stoßen, wenn sie wächst, und die Feindseligkeit würde aus dem Hades kommen. Dort, wo die Gemeinde lebendig ist und wächst, wird die Hölle versuchen, dies zu bekämpfen.
Feindseligkeit aus der Hölle ist also ein Zeichen dafür, dass eine Gemeinde gesund ist. Ein Prediger sagte einmal: „Wenn du am Morgen aufwachst und nicht geradewegs dem Feind begegnest, dann gehst du vielleicht in die falsche Richtung.“ Ed Silvoso betont ganz richtig, dass in der Bibel nicht steht: „Ignoriert den Teufel, und er wird vor euch fliehen.“1 Wir müssen standfest bleiben und dem Feind widerstehen.
In dem Buch „Releasing Your Church’s Potential“ von Robert Logan und Tom Clegg steht: „Ich glaube, dass der Feind die Menschen in zwei Kategorien einteilt: Diejenigen, die er ignorieren kann, und diejenigen, die er bekämpfen muss. Ich möchte zu denen gehören, die er bekämpfen muss.“ Weiterhin zitieren sie einen Bomberpiloten aus dem Zweiten Weltkrieg: „Wenn du ins Flakfeuer gerätst, weißt du, dass du in der Nähe des Zieles bist.“2
5. Die Gemeinde, die Jesus baut, kann man nicht aufhalten
Der Feind, mit dem wir es zu tun haben, ist stark. Schon seit Anbeginn der Zeit