Info zur Romanserie
Die GILGAMESCH
Die in PR 1800 noch auf Vorgabe von Florian Marzin neu eingeführte GILGAMESCH war als neues »Signaturschiff« der Unsterblichen gedacht, mit dem an die Erfolge der MARCO POLO, der SOL und der BASIS angeknüpft werden sollte. Sie war ein Modulraumer mit einem Durchmesser von zweieinhalb Kilometern, der aus dreizehn Großraumschiffen bestand. Der Gesamtverbund wurde nach dem sumerischen König Gilgamesch benannt.
Im Grundzustand war die GILGAMESCH ein Pentagondodekaeder (also ein Zwölfflächner, dessen Einzelflächen eine fünfeckige Form hatten), Jede der zwölf Flächen war gleichzeitig der Bug eines GILGAMESCH-Moduls. Die Module I bis XII waren mit dem Heck an das Zentralmodul XIII, MERLIN, angedockt, das ebenfalls ein Pentagondodekaeder war und 500 m maß. Die Module I bis XII waren grob ellipsoid mit einem Maximaldurchmesser von 700 Metern und einer Länge von 1076 Metern.
Bildliche Darstellungen des ungewöhnlichen Raumschiffs sind rar. Ohnehin sieht man meist nur den Zentralkörper und wenige Einzelmodule. Eine gute Vorstellung davon, wie sich die Einzelmodule zu einem Pentagondodekaeder vereinigen können, vermittelt das von Andreas Adamus geschaffene Titelbild der SOL-Ausgabe Nummer 19 (1999).
Jeder Unsterbliche hatte sein eigenes Modul, das von ihm nach Orten oder Personen benannt worden war, mit denen er oder sie in einer besonderen Beziehung stand. Als da wären:
I: MOORGA (Perry Rhodan), benannt nach der Sonne des Planeten Sabhal, auf dem Rhodan als Gänger des Netzes gelebt hatte
II: RICO (Atlan), benannt nach dem Roboter, der ihn seit so vielen Jahrhunderten begleitete
III: SIELA (Reginald Bull), benannt nach seiner Tochter Siela Correl
IV: ROSTOCK (Homer G. Adams), benannt nach dem gleichnamigen Hansekontor
V: TALOSH (Julian Tifflor), benannt nach der fünften Stufe der Upanishad
VI: MERKOSH (Michael Reginald Rhodan), benannt nach Merkosh, dem Gläsernen
VII: KYTOMA (Alaska Saedelaere), benannt nach der Querionin Kytoma
VIII: KENNON (Ronald Tekener), benannt nach seinem früheren USO-Partner Sinclair Marout Kennon
IX: TRAMP (Gucky), benannt nach der Heimatwelt der Ilts
X: VINAU (Dao-Lin-H’ay), benannt nach der Ursprungswelt der Kartanin in Hangay
XI: ENZA (Myles Kantor), benannt nach seiner Mutter
XII: SAIRA (Mila und Nadja Vandemar), benannt nach ihrer Mutter
XIII: MERLIN (Zentralmodul, befehligt von Kalle Esprot), benannt nach der Figur aus der Artuslegende
Alle Module des Raumschiffes wurden auf dem Planeten Camelot unter strengster Geheimhaltung gebaut. Perry Rhodan tauchte mit der GILGAMESCH nach mehr als 40 Jahren Planung und Bau im Jahre 1288 NGZ zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs des Zeitbeschleunigerfeldes um Trokan wieder im Solsystem auf. Die GILGAMESCH nahm an den Kämpfen gegen die Tolkander, die Dscherro-Burg GOUSHARAN und die Algiotischen Wanderer teil.
Im Rahmen von Abrüstungsverhandlungen wurde sie später ausgeschlachtet und im unbewaffneten Zustand an das Galaktikum übergeben, das damals seinen Sitz in Mirkandol auf Arkon hatte – und damit faktisch an das Kristallimperium selbst. Im Rahmen einer terranischen Kommandoaktion wurde die GILGAMESCH am 3. September 1303 NGZ gesprengt, damit sie nicht von Arkon im Rahmen der Operation Stiller Riese missbraucht werden konnte. Versehentlich zurückgelassene Spuren der entfernten Biokomponente MERLINS unterstützten die Kommandoaktion und führten so das Ende ihrer ungeliebten Existenz herbei (PR 2027).
Die GILGAMESCH konnte von Beginn an nicht die in sie gesetzten literarischen Erwartungen erfüllen; der »Funke« zwischen Leser und Schiff sprang einfach nicht über. Dies könnte schon an ihrer Einführung gelegen haben: Zwar hat sie am Ende von PR 1800 einen beeindruckenden und mysteriösen Auftritt, aber da der Leser zuvor schon in zahlreichen kleinen Vignetten ihren Bau miterlebt hatte, war das Mysterium bereits geschwunden, bevor es sich überhaupt aufbauen konnte. Dass einige der Unsterblichen ihre Module gar nicht nutzen wollten oder aufgrund der Verstrickungen der Handlung nicht konnten, half sicherlich auch nicht.
PR 1800 enthielt ein Datenblatt des Schiffes von Michael Prieskorn und André Höller und Lars Bublitz; zudem lag ein Risszeichnungsposter von André Höller und Lars Bublitz sowie dem begleitenden Text von Klaus N. Frick bei.
Drei Nachfolger für Johnny Bruck
Der Tod des Stammillustrators Johnny Bruck am 6. Oktober 1995 hatte eine spürbare Lücke in der Produktion der Serie hinterlassen. Allein für PERRY RHODAN hatte der Künstler 1797 von 1799 Titelbildern gezeichnet. Davon waren zwei für die Nummern 1792 und 1793 von ihm begonnen und von seiner Frau Katja »Bonnie« Bruck fertiggestellt worden. Zwei Bilder stammten von Joe Bergeron (PR 1788) und Vincent di Fate (PR 1789). Hinzu kamen 785 Titelbilder (von 850) für ATLAN und weitere 218 für die PLANETENROMANE (Nr. 1 bis 217 sowie 325). Und dazu produzierte Bruck eine nicht exakt bestimmbare Anzahl von Titelbildern für andere SF- und Fantasy-Romane sowie Westernhefte, Abenteuerromane, Jagdzeitschriften und Leihbücher, ganz zu schweigen von den sicherlich in die Tausende gehenden schwarzweißen Innenillustrationen. Insofern stellte der Titel des bereits 1984 erschienenen Bildbandes »Johnny Bruck –
Herr über 3000 SF-Welten« wohl eher eine Untertreibung dar.
Etwas konkreter wird 2012 die Werbung für Frank G. Gerigks Gedenkband »PERRY RHODAN-Illustrator Johnny Bruck«: »Das Gesamtwerk des Künstlers wird auf mehr als fünftausend farbige Arbeiten geschätzt. Bruck malte Titelbilder für Felix Graf Luckners SEETEUFEL über Soldatengeschichten, JÖRN FARROW, BILLY JENKINS, MOEWIG KRIMINALROMAN, TARZAN, CONAN und Karl-Herbert Scheers ZBV-Serie wie auch für die Serien UTOPIA und später für TERRA und die ATLAN-Serie. Brucks Hauptwerk ist die wöchentliche PERRY RHODAN-Romanserie, die er 35 Jahre lang illustrierte. Schon zu Lebzeiten war Johnny Bruck, der 1995 an den Folgen eines schweren Verkehrsunfalls starb, eine Legende. Seine zeitgeistgeprägten retrofuturistischen Darstellungen haben heute Kultstatus.«
Und schon PERRY RHODAN allein wäre für einen einzigen Nachfolger kaum zu schaffen gewesen. Und so waren es ab PR 1800 gleich drei Künstler, die in die Fußstapfen ihres Vorgängers treten mussten (Heiko Langhans sprach einmal vom »Trio Pictoriale«): der schon lange als SF-Künstler bekannte Alfred Kelsner (s. die Kurzbiografie in Chronik 3, S. 104), der schon in der Nachfolge Brucks für die PLANETENROMANE um die 200 Cover gemalt hatte; Swen Papenbrock, der bereits seit Mitte der Achtzigerjahre für diverse Verlage als Illustrator tätig gewesen war und sich zunächst eher als künstlerischer Doppelgänger von Johnny Bruck gab; und Ralph Voltz, der am 4. Juni 1969 geborene Sohn von William Voltz. Letzterer baute sich zu jener Zeit in den USA eine Reputation als Auftragskünstler auf und war in der Folge für mehrere deutsche Verlage tätig, darunter für VPM und den von Hansjoachim Bernt geleiteten HJB-Verlag. Bereits 1991 hatte er die Titelbilder für die PLANETENROMANE »Der Nakk und die Katze« (Ernst Vlcek, PR-TB 336) und »Beinahe ein Mensch« (Hubert Haensel, PR-TB 340) sowie einige Innenillustrationen für die Erstauflage angefertigt.
Kurzbiografie
Ralph Voltz
Ralph Voltz wurde am 4. Juni 1969 in Offenbach am Main geboren. Sein Vater Willi Voltz, eine der prägendsten Autorenpersönlichkeiten der PERRY RHODAN-Serie, lebte ihm die Begeisterung für die Science Fiction vor; insbesondere seines Vaters Sammlung an Science-Fiction- und Fantasy-Kunstbüchern hatte es ihm angetan, wo er viele künstlerische Vorbilder fand und findet. 1983 erhielt der zeichenbegeisterte Ralph dann von seinem Vater den Auftrag, für PERRY RHODAN Band 1161 einen Cartoon anzufertigen, aber er »musste ihn vier- oder fünfmal zeichnen, bis er zufrieden war«, wie Ralph Voltz sich gut erinnert. Tragischerweise war das seine einzige Auftragsarbeit für seinen Vater, der im darauffolgenden Jahr verstarb.
Nach