Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783956179754
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      18

      Herb Greene schleppte die schwere Reisetasche zu seinem Wagen, verstaute sie im Kofferraum und schloss ihn ab. „Hallo, Herbie“, sagte eine Stimme hinter ihm. Greene schien zu erstarren. Er drehte sich sehr langsam um.

      Roberto lächelte. „Da komme ich ja gerade noch rechtzeitig“, sagte er.

      „Sie haben sich nicht gemeldet“, meinte Greene. „Nicht gestern Abend, wie Sie es versprochen hatten.“

      „Ich war verhindert“, sagte Roberto. „Wir können jetzt miteinander reden.“

      „Ich habe Ihnen nichts zu sagen.“

      „Schade“, sagte Roberto.

      „Darf ich Ihnen einen Rat geben, Briggs? Verschwinden Sie aus der Stadt. Es gibt ein paar Leute, die Ihnen nicht wohlgesonnen sind.“

      „Ich weiß“, sagte Roberto. „Mit diesen Leuten haben Sie gesprochen. Mit Wingate, meine ich. Sie haben ihm mitgeteilt, dass ich bei Ihnen war und versucht habe, Sie zum Reden zu bringen. Daraufhin hat er gestern Abend einige seiner Gorillas ausschwärmen lassen, aber die haben in oder vor Ihrer Wohnung vergeblich auf mein Kommen gewartet. Ich tue nie das, womit andere fest rechnen.“

      „Wingate weiß jetzt, wie Sie aussehen.“

      „Das ist mein Problem. Ihres ist es, mit Wingate fertigzuwerden – unter anderem.“

      „Mit Wingate?“, murmelte Greene.

      „Aber klar. Seitdem er weiß, dass ich bei Ihnen war, hält er Sie logischerweise für ein Sicherheitsrisiko. So war es mit Maretti. Und genau das sind Sie auch für ihn.“

      „Hauen Sie ab, ich habe schon zu viel Zeit mit Ihnen vertrödelt“, knurrte Greene und ballte die Hände.

      „Sie wollen sich absetzen. Eine Fahrt ins Blaue, nicht wahr? Ich kann das verstehen. Sie haben das Gefühl, sich zwischen die Stühle gesetzt zu haben. Sie fürchten sich vor Wingate, vor mir, und vor der Polizei. Es wäre klüger gewesen, Sie hätten die Folgen Ihres Verrates vorher bedacht, dann könnte Cindy noch leben.“

      Herb Greene riss die Faust hoch und schlug zu. Er hatte seinen Nerven mehr zugemutet, als sie verkraften konnten. Jetzt schwankte er zwischen Reue, Furcht und Aggressivität. Seine Rechte verfehlte ihr Ziel.

      Roberto drehte sich ab. Dann konterte er. Der Schlag war hart und genau. Herb Greene stolperte zurück und schaffte es nur mit Mühe, nicht zu fallen. Noch ehe er sein Gleichgewicht stabilisiert hatte, wurde er erneut von Roberto erwischt. Greene spuckte einen Zahn aus, sackte in die Knie und hob zum Zeichen der Kapitulation beide Arme.

      Roberto wartete, bis sein Gegner sich erhoben hatte. Greene baute sich breitbeinig vor ihm auf und fuhr sich mit den Fingern durch das dichte, weiße Haar. „Sie haben keine Ahnung, wie ich leide“, nuschelte er und befummelte mit der Zungenspitze die blutende Zahnlücke.

      Roberto schwieg.

      Er hasste Typen wie Greene. Greene besaß mehr als genug Geld. Trotzdem hatte er Cindys Leben verschachert. Für ihn war das Ganze nur ein Geschäft gewesen.

      Greene schien zu spüren, was Roberto bewegte. „Sie sehen das falsch“, sagte er. „Ich habe Cindy geliebt. Ich wollte nicht, dass die Sache so endet ...“

      „Sie haben Wingate mitgeteilt, wann und wo er Cindy abservieren kann.“

      „Ich habe einem seiner Leute gesagt, dass ich vorhabe, mit Cindy ins Plaza zu gehen – was beweist das schon?“, meinte Greene lahm.

      Auf der anderen Straßenseite stoppte ein Wagen. Ein Mädchen stieg aus und schickte sich an, die Straße zu überqueren, aber dann überlegte es es sich anders und stieg wieder ein. Roberto gab sich einen Ruck. Er sprintete los und erreichte den Wagen in dem Augenblick, als das Mädchen anzufahren versuchte. Er riss die Fondtür auf und schwang sich auf den Sitz.

      Das Mädchen stoppte. Es blickte über ihre Schulter und fragte erregt: „Haben Sie den Verstand verloren? Sie hätten sich den Hals brechen können!“

      „Wir leben alle gefährlich, Miss Dorsey“, stellte Roberto fest. „Das gilt auch für Sie.“

      „Sie sind Briggs, nicht wahr?“ Roberto stieg aus, ging um den Wagen herum und nahm neben Linda Dorsey auf dem Beifahrersitz Platz. „Sie wollten Herb besuchen“, stellte er fest. „Als Sie ihn in meiner Begleitung sahen, zogen Sie es vor, die Kurve zu kratzen. Warum?“

      „Ich muss ihn allein sprechen.“

      „Wissen Sie nicht, was von ihm zu halten ist?“, fragte Roberto.

      „Er hat Cindy auf dem Gewissen.“

      „Seit wann wissen Sie es?“

      „Ich weiß es nicht, aber ich muss es vermuten“, erklärte das Mädchen. „Haben Sie eine Zigarette?“

      „Bedaure, Nichtraucher. Damit kann ich Ihnen dienen.“ Er streckte ihr ein angerissenes Kaugummipäckchen entgegen.

      „Ich hasse das Zeug“, meinte Linda. Sie trug ein zimtfarbiges Jackenkleid. Um den Hals hatte sie sich einen grünen Schal geschlungen. Eine riesige Sonnenbrille gab ihrem aparten Gesicht einen hochmütigen Zug.

      „Wie ich hörte, waren Sie der Polizei gegenüber sehr kooperativ“, grinste Roberto.

      „Ich bin noch nicht sicher, ob ich meine Aussagen vor Gericht wiederholen und bestätigen werde“, sagte Linda. „Seien Sie lieb und besorgen Sie mir Zigaretten. Ich warte hier auf Sie.“

      „Geht in Ordnung“, sagte Roberto, zog den Zündschlüssel mitsamt dem Ring ab, an dem noch vier andere Schlüssel hingen, stieg aus und kümmerte sich um Lindas Wunsch. Als er wieder einstieg und Linda die Zigaretten überreichte, sagte sie bitter: „Sie trauen mir nicht über den Weg, was?“

      „Das darf Sie nicht überraschen.“

      „Sie haben recht“, meinte Linda und zündete sich eine Zigarette an. „Ich habe wie eine Närrin gehandelt. Jetzt sitze ich in der Tinte und darf mich nicht wundern, wenn ich darin ersaufe.“

      „So schlimm wird’s ja wohl nicht sein.“

      „Ich habe ausgepackt. Die Polizei weiß alles über Archie, was ich wusste – und das ist eine ganze Menge. Damit ist Archie aber nicht am Ende. Er hat gute Anwälte. Er wird alles bestreiten und bis zum Gerichtstermin mehr als genug Zeit finden, meine Zunge zu vereisen. Sie wissen, wie ich das meine.“

      „Sie können sich unter Polizeischutz begeben“, schlug Roberto vor.

      „Ich kenne ein paar Leute, die dabei gestorben sind – aber nicht im Bett“, erklärte Linda grimmig.

      „Verlassen Sie die Stadt.“

      „Ohne Geld? Ich bin blank.“

      „Warum wenden Sie sich nicht an Kemal Maffet? Er wird Ihnen helfen.“

      Lindas Kopf zuckte herum. Sie starrte Roberto in die Augen. „Sie kennen ihn?“

      „Nein. Aber ich weiß, was gespielt wurde. Sie verdanken es mir, dass Black nicht zum Zuge kam und dass in letzter Sekunde die Polizei einschreiten konnte.“

      „Wer