Bad Krozingen: Mineral-Thermalbad Vita Classica
Nichts ist unmöglich, dachte Bergrat Dr. Hans Thürach, als er mitten im eiskalten Januar 1911 auf einem Acker nahe dem Markgräfler Dorf Krozingen stand und die Arbeiten an seinem Bohrloch beobachtete. Der Leiter der Geologischen Landesanstalt des Großherzogtums Baden hatte eine geheime Mission im Breisgau zu erfüllen. Er sollte nach Öl suchen, ohne dass die Einheimischen groß Wind davon bekamen. Nicht einfach angesichts des verräterischen Turms, der da in die Landschaft ragte. Nach »eisfreiem Wasser« werde gebohrt, so die offizielle Sprachregelung. Am 25. November sprudelte es tatsächlich. Allerdings kein Öl, sondern Mineralwasser. Das war die Geburtsstunde der Thermalquelle, die das Dorf Krozingen zum Kurort machte. Warum sie ausgerechnet Nena-Quelle nach dem indischen Freiheitskämpfer Nena Sahib genannt wurde, bleibt ein Rätsel. Zumal sich mit dem badischen Revolutionär Friedrich Hecker eine regionale Alternative angeboten hätte.
Die Krozinger jedenfalls waren von ihrer Nena-Quelle begeistert. Sofort wurde ein Holzzuber aufgestellt und muntere »Badekuren« konnten beginnen. Als sich die Dorfjugend – bevorzugt nachts – in dem Bottich mit dem warmen Quellwasser allzu heftig vergnügte, wurde es der Verwaltung mulmig und der nächtliche Badespaß verboten.
Zwischen dem Badezuber auf der grünen Wiese und dem Gesundheitszentrum mit seinen Kur- und Reha-Einrichtungen liegen über 100 Jahre und eine enorme Entwicklung. Drei Quellen liefern heute das Mineral-Thermalwasser, dessen Kohlensäurekonzentration mit zur höchsten in Europa gehört. Die Vita Classica bietet ein Thermalschwimmbad samt Außenbecken, einen Bereich für Wassergymnastik, außerdem Saunalandschaft, Dampfbad und ein Japanisches Bad. Dank Nena entwickelte sich Bad Krozingen zu einem der beliebtesten Kurorte des Landes.
Mehr über die Geschichte der Thermalbäder der Region erfährt man im Oberrheinischen Bädermuseum in Bad Bellingen.
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Vita Classica
Thürachstraße 4
79189 Bad Krozingen
07633 4008140
www.bad-krozingen.info/vita-classica
Oberrheinisches Bäder- und Heimatmuseum
Alte Weinstraße 25
79415 Bad Bellingen-Bamlach
Bad Krozingen: Schloss Bad Krozingen mit Sammlung historischer Tasteninstrumente
Das Ambiente könnte nicht besser passen. Das idyllisch in einem kleinen Park gelegene Schloss von Bad Krozingen beherbergt eine einmalige Sammlung historischer Tasteninstrumente. Das Besondere ist, dass man die außergewöhnlichen Klangkörper nicht nur sehen, sondern auch hören kann. Die meisten wurden von Experten sorgfältig restauriert und sind einsatzbereit. Sie stehen im Mittelpunkt der Bad Krozinger Schlosskonzerte und werden von namhaften Künstlern gespielt. Für die Zuhörer eine wunderbare Gelegenheit, die Musik vergangener Epochen so zu hören, wie sie einst geklungen hat.
Die Sammlung historischer Tasteninstrumente Neumeyer-Junghanns-Tracey umfasst rund 50 Exemplare aus der Zeit von 1600 bis 1860. Darunter ein Orgelpositiv, das um 1730 gebaut wurde, Spinette, Spinettinos, Virginale, Cembali, Clavichorde, Tangentenflügel, Tafelklaviere und Hammerflügel. Die Instrumente kommen aus renommierten Werkstätten, darunter die von Nannette Streicher, die sich 1794 in Wien niederließ und dort Mitbegründerin eines der bedeutendsten Klavierbauunternehmen war. Für eine Frau war das damals eine Ausnahmekarriere. Ihr Grabmal kann man noch heute auf dem Wiener Zentralfriedhof besichtigen.
Dass die Preziosen ausgerechnet in Bad Krozingen zu bestaunen sind, ist der Aneinanderreihung gleich mehrerer Glücksfälle zu verdanken. Zunächst einmal war da die Leidenschaft von Fritz Neumeyer, von 1946 bis 1968 Professor an der Musikhochschule Freiburg und einer der bedeutendsten Interpreten alter Musik. Er legte den Grundstein für die Sammlung, die von seinen Schülern Rolf Junghanns und Bradford Tracey weiter ausgebaut wurde. Eine angemessene Bleibe fanden die Instrumente 1974 in dem 1579 als Propstei des Klosters St. Blasien erbauten Schloss, das am Rande des Zentrums von Bad Krozingen liegt und sich heute in Privatbesitz befindet.
Die Schlosskonzerte finden im ehemaligen Festsaal statt, der allein schon wegen seiner Tapisserien und der reichen Stuckdekorationen ein Erlebnis ist. Im Anschluss sind Führungen durch die Sammlung möglich.
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Schloss Bad Krozingen mit Sammlung historischer Tasteninstrumente
Am Schloßpark 7
79189 Bad Krozingen
07633 3700
www.schlosskonzerte-badkrozingen.de
Bad Krozingen: Meistermann-Fenster der Christuskirche
Was haben die evangelische Kirche in Bad Krozingen und das Willy-Brandt-Forum in Unkel gemeinsam? Der verbindende Name lautet Georg Meistermann. In beiden Häusern sind Arbeiten des 1990 verstorbenen Künstlers zu sehen. In Unkel handelt es sich um das berühmte Willy-Brandt-Porträt, das zunächst im Kanzleramt hing, dann aber das Missfallen des damaligen Hausherrn erregte und ausquartiert wurde. Das kann mit den Kirchenfenstern in Bad Krozingen nicht passieren, denn zum einen sind sie fest installiert und zum anderen sind die Besitzer stolz darauf.
Als die Christuskirche 1981 renoviert wurde, nutzte man die Gelegenheit, um die Fenster künstlerisch gestalten zu lassen. Den Auftrag erhielt der renommierte Professor Georg Meistermann, der unter anderem an der Akademie der Bildenden Künste München und an der Kunstakademie Düsseldorf gelehrt hatte. Unter dem Motto Die Erscheinungsweisen Gottes gestaltete er zehn Kirchenfenster mit abstrakten Motiven. Jedes hat ein eigenes Thema, das für ein Zitat aus der Bibel steht. So entstanden beispielsweise das Schöpfungs-Fenster, das Abraham-Fenster, das Moses-Fenster oder das Tor-zum-Leben-Fenster. Letzteres ist kleiner als die anderen und auf der Empore zu finden. An ihm wird das Prinzip Meistermanns besonders deutlich, der Farbgebung als das Werk des Menschen versteht, das durch das Licht Gottes erst zum Leben erweckt wird.
Unbestritten ist, dass Meistermann in Bad Krozingen Kunstwerke geschaffen hat, die die von außen so bescheiden wirkende Christuskirche in einen Leuchtturm moderner Glasmalerei verwandeln. Insgesamt gestaltete der Künstler über 1.000 Kirchenfenster in ganz Europa und prägte damit die Glaskunst des 20. Jahrhunderts, sodass man in den USA sogar von einem »german-Meistermann-style« spricht.
Der Freiburger Künstler Hans-Günther van Look war ein Schüler von Georg Meistermann. Er kreierte 2001 im Freiburger Münster ein Fenster zur Erinnerung an Edith Stein, die 1998 heiliggesprochen worden war.
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Meistermann-Fenster der Christuskirche
Schwarzwaldstraße 7
79189 Bad Krozingen