Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis. Cedric Balmore. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Cedric Balmore
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783956179846
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      Die Hauptpersonen des Romans:

      Jessica Thorpe – Sie kämpft um ihr Leben, aber sie kann dem Tod nicht mehr entrinnen.

      Leslie Harper – Als sie eine falsche Fährte legt, fällt sie auf die Nase.

      Joyce Finch – Der süße Engel hat tödliche Krallen.

      Bill Correggio – Er gerät zwischen die Fronten.

      June March – ist Bounts Assistentin und hilft ihm bei seinen Fällen.

      Bount Reiniger – ist Privatdetektiv.

      1

      Sie war jung.

      Sie war blond.

      Und sie hatte noch drei Minuten zu leben.

      Sie atmete auf, als sie die Schwelle von Bount Reinigers Office passiert hatte. Sie fühlte sich in Sicherheit, zumindest vorübergehend.

      Dieses Empfinden beruhte nicht so sehr auf der modernen Solidität, die das große Büro atmete, sondern es wurde von dem Mann erzeugt, der hier arbeitete. Er kam ihr lächelnd entgegen und begrüßte sie.

      Sie sah in seinem Lächeln einen Hauch von Skepsis. Seine Reaktion gefiel ihr.

      Sie hatte sich als Mary Miller angemeldet. Das war ein mehr als gängiger Name, aber Bount Reiniger erriet auf Anhieb, dass die Besucherin ihn für sich erfunden hatte.

      Er rückte ihr schweigend den bequemen Armlehnstuhl an seinem Schreibtisch zurecht, dann setzte er sich seiner Klientin gegenüber.

      Ihm gefiel, was er sah, die Blässe ihrer transparent anmutenden Haut ausgenommen. Er schätzte hohe Jochbeine und volle, weiche Lippen, er war ein Ästhet, wenn es um klare Linien und Vollkommenheit des Äußeren ging. Im Gesicht seiner wohl knapp zweiundzwanzigjährigen Besucherin konnte er keinen Makel entdecken.

      Ausgenommen einen.

      Todesangst.

      Bount kannte diesen Ausdruck, egal wie geschickt und beherrscht er kaschiert werden mochte. Er war einfach da, düster und konkret, er lag in der Luft wie eine drohende, atmosphärische Störung.

      „Zigarette?“, fragte er. „Einen Drink?“

      „Wenn ich etwas Wasser haben dürfte ...“

      Die Stimme war weich, dunkel, vielleicht etwas brüchig, von der inneren Erregung geprägt. Bount Reiniger beugte sich der Sprechanlage entgegen, betätigte die Mikrofontaste und sagte: „Ein Glas Wasser, bitte.“

      Seine Mitarbeiterin June March, die sich offiziell Detektiv-Volontärin nannte, kam mit dem Gewünschten herein. June wirkte frisch, effizient, modisch und sehr sexy, obwohl Bount letzteres im Allgemeinen nur mit säuerlich verzogenem Gesicht einzuräumen bereit war.

      Er wusste, welche Gedankenverbindungen seine Klienten bei Junes Anblick herzustellen pflegten. Die meisten Besucher sahen in June seine Geliebte, ein jederzeit erreichbares Supergirl fürs Büro und komfortablere Aufenthaltsräume, aber sie hatten unrecht.

      Bis jetzt jedenfalls.

      Die Besucherin schenkte June ein flüchtiges Lächeln. Bounts Gesichtsmuskeln blieben passiv. Er merkte, dass auch Mary Miller in der hochattraktiven June seine Geliebte witterte. Eigentlich war das ein Kompliment – für ihn natürlich. Wenn schon! Er musste das hinnehmen, er konnte seine Zeit nicht damit verschwenden, alberne Irrtümer aufzuklären. Jedes Wort, das er darüber verlieren würde, musste zwangsläufig Bumerangwirkung haben.

      June stellte das Glas auf dem Schreibtisch ab. Die Besucherin öffnete ihre Handtasche und griff hinein. Ihre Hände waren ungewöhnlich schlanke, sensible, aber auch nervöse Werkzeuge. Sie entnahmen einer goldenen Pillendose eine weiße Tablette und warfen sie in das Glas.

      June ging hinaus, nicht ohne vorher mit einem burschikos-spöttischen Augenzwinkern ihrem Chef eine Botschaft übermittelt zu haben.

      Dieses Signal konnte nur heißen: Vorsicht, mein Lieber! Dieses Mädchen ist Dynamit. Behandle sie mit der gebotenen Vorsicht.

      Bount konnte nicht zurückblinzeln.

      Die Besucherin schaute ihm geradewegs in die Augen.

      „Ich soll sterben“, sagte sie und nahm das Glas in die Hand. Aus der Tablette lösten sich winzige Bläschen und stiegen sprudelnd zur Oberfläche.

      „Hoffentlich nicht durch diese Pille“, sagte Bount rasch.

      „Nein, nein, dieses Zeug muss ich haben, es ist ein Beruhigungsmittel“, meinte die Besucherin. „Ich bin zum Tode verurteilt.“

      „Wer bedroht Sie?“, wollte Bount wissen.

      Die Besucherin trank, sie leerte den Glasinhalt mitsamt Tablette. Ihre Wimpern flatterten nervös. Sie stellte das Glas ab, als habe sie Angst, dass es zerbrechen könnte. „Das ist eine lange Geschichte“, murmelte sie.

      „Fangen Sie an“, bat er.

      Der Blick der schönen hellgrünen Augen ging an ihm vorbei zum Fenster. Bount gewahrte, wie sich in diesen Augen plötzlich etwas veränderte und wie die Angst, die in ihnen hockte, von einem jähen Wissen und von einem intensiven Schmerz abgelöst wurde.

      Bount erhob sich abrupt, sein Puls beschleunigte sich. „Ist Ihnen unwohl?“, fragte er.

      Die Besucherin stand auf, sie schwankte dabei ein wenig. Sie hob die rechte Hand, als versuchte sie nach ihm zu greifen, aber noch ehe es zu dem Kontakt kam, fiel sie in den Stuhl zurück, ihr Kopf mit dem nackenlangen, schimmernden Blondhaar sank auf die Schulter und ihrem roten, sich langsam öffnenden Mund entrang sich ein langgezogenes Stöhnen.

      Bount drückte die Sprechtaste seiner Anlage nach unten. „Einen Arzt, rasch! Dr. Stiller!“

      Dr. Stiller hatte seine Praxis im Haus, er war ein guter Internist, der den Vorzug hatte, fast immer greifbar zu sein.

      Bount eilte um den Schreibtisch herum. schnupperte an dem leeren Glas und bemerkte mit einem von Sorge und Betroffenheit geprägten Frösteln, dass die Pupillen seiner Besucherin sich veränderten.

      Bount hob das Mädchen kurz entschlossen aus dem Stuhl und brachte sie in sein hinter dem Office liegendes Apartmentzimmer,