Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis. Walter G. Pfaus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Walter G. Pfaus
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783956179822
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Neverio nicht ein einziges Wort verstand.

      "Halt schon den Mund, Baby - und mach weiter!", keuchte er. Die Kleine war wirklich gut.

      Schon länger hatte keines der Girls, die Mister Yu ihm geschickt hatte, ihn so begeistert.

      "Ja, los! Gib mir den Rest!", keuchte er.

      Sie beugte sich zu ihm hinunter. Neverio bemerkte ein kaltes, katzenhaftes Glitzern in ihren Augen.

      Ihre Haare kitzelten auf seiner Brust.

      Mit den Augenwinkeln sah Ray Neverio den breiten goldenen Ring an ihrer rechten Hand. Es hatte Neverio von Anfang an irritiert, dass sie den Ring am Mittelfinger trug. Plötzlich wusste er den Grund.

      Um mehr Kraft zu haben, durchzuckte es Neverio.

      Eine Art Nadel klappte aus dem Ring heraus.

      Eisiger Schrecken durchfuhr Neverio.

      Millimeter bevor das Girl ihm die feine Nadel in den Hals zu stechen vermochte, bekam er ihr Handgelenk zu fassen, bog es zur Seite. Das Girl schrie auf. Neverio stieß sie grob von sich. Der Stoß, den er ihr versetzte, war so kräftig, dass sie vom Bett herunterrutschte.

      Mit katzenhafter Geschmeidigkeit rollte sich das nackte Girl auf dem Boden herum und stand nur eine Sekunde später schon wieder auf den Beinen.

      Ihr Gesicht war zu einer Grimasse verzogen.

      Sie hatte Kampfhaltung eingenommen.

      Neverios Puls raste.

      Verdammt, das war knapp, durchzuckte es ihn heiß. Es gab in New York kaum jemanden, der so gesichert wurde wie Ray Neverio, von dem jeder annahm, dass er nach Jack Scarlattis Tod der Stellvertreter des ins Ausland geflohenen Familienoberhaupts war.

      Mehrere Dutzend Leibwächter schirmten ihn ab. Seine Etage in den Majestic Apartments wurde Zentimeter für Zentimeter elektronisch überwacht. Wer ihn umbringen wollte, musste sich schon etwas sehr Raffiniertes ausdenken.

      Und genau das haben diese Bastarde aus Brooklyn getan, ging es Neverio voller Wut durch den Kopf. Die Girls, die Mister Yu ihm schickte, waren eine seiner wenigen Schwachstellen.

      Die junge Asiatin stürzte sich wie eine Katze auf ihn.

      Neverio reagierte, rollte sich blitzschnell zur Seite.

      Körperlich war er der Kleinen haushoch überlegen. Aber er musste damit rechnen, dass die Nadel am Ring vergiftet war und ein winziger Kratzer oder Einstich schon ausreichte, um ihn zur Strecke zu bringen. Ein raffinierter Plan, dachte Neverio. Den Einstich hätte zunächst kaum jemand bemerkt. Vielleicht wäre sie nicht einmal dem Coroner bei der Obduktion aufgefallen. Die Chancen der Attentäterin, vollkommen unbehelligt das Majestic verlassen können zu können, waren gar nicht so schlecht.

      Neverio stand etwas unschlüssig da.

      Sein Sprechgerät auf dem Nachttisch konnte er nicht erreichen.

      Der Weg war ihm durch diese wütende Wildkatze abgeschnitten.

      Die junge Frau wusste ganz genau, dass sie ihr Gegenüber jetzt um jeden Preis töten musste, wollte sie lebend aus dieser Sache herauskommen.

      Lautlos glitten ihre Füße über den Teppichboden.

      "Hilfe! Robbie! Damon! Scheiße, wo seid ihr!"

      Neverio wusste, dass seine Schreie zwecklos waren.

      Er selbst hatte dafür gesorgt, dass sein Schlafzimmer mehr oder weniger schalldicht isoliert war. Er liebte es nämlich, wenn Frauen besonders laut beim Sex waren.

      Das Girl lauerte auf ihn.

      Neverio griff nach einer gusseisernen, abstrakten Plastik, die im Regal stand.

      Etwa dreißig Zentimeter hoch war die Plastik, die aussah, als hätte jemand mit erkaltendem Kunststoff experimentiert.

      Neverio schleuderte ihr das Kunstwerk entgegen.

      Das Girl duckte sich. Die Plastik prallte mit voller Wucht gegen die Wand, hinterließ dort einen deutlich sichtbaren Abdruck.

      Das Girl umrundete das Bett.

      "Das nützt dir alles nichts!", zischte sie.

      Offenbar sprach sie sehr gut Englisch. Neverio konnte jedenfalls keinerlei Akzent ausmachen.

      "Hör zu. Wir können über alles reden!", zeterte der Mafioso. "Ich zahle dir das Doppelte von dem, was diese Scheißkerle dir geboten haben!"

      "Halt den Mund, du Weichei!"

      Wie die Pranke einer Raubkatze ließ sie die rechte Hand vorschnellen. Neverio wich ihr aus. Haarscharf glitt die Hand der Asiatin an ihm vorbei.

      Neverio versetzte ihr einen Tritt.

      Er traf sie in der Körpermitte. Sie taumelte zurück.

      Diesen Moment nutzte Neverio.

      Er hechtete über das Bett, rollte sich ab und griff zu dem Knopf, der das Sprechgerät auf dem Nachttisch aktivierte.

      "Robbie! Schnell! Die Kleine will mich kalt machen!"

      Sekunden später flog die Tür zur Seite.

      Ein breitschultriger Kerl mit Stiernacken und Kurzhaarschnitt stand breitbeinig da. Er hielt eine Automatik im Beidhandanschlag, ließ den Lauf der Waffe seitwärts wirbeln und feuerte.

      Vier Schüsse trafen das nackte Girl innerhalb von zwei Sekunden. Der Körper der jungen Frau zuckte wie eine Marionette. Blutüberströmt sank sie zu Boden und blieb reglos liegen.

      Neverio atmete tief durch.

      "Alles in Ordnung, Boss?", fragte der Bodyguard.

      Neverio nickte knapp. Er begann sich hastig anzuziehen.

      "Mister Yu kriegt was von mir zu hören, da kann er sich drauf verlassen", knurrte der neue Statthalter des "Großen Alten". Neverio deutete auf die Leiche der jungen Frau. "Wenn du den Dreck hier beseitigt hast, bringst du sie alle um!", kreischte er unbeherrscht. "Mister Yu genauso wie diese Hunde aus Brooklyn. Ich will sie alle tot sehen! Hörst du, Robbie! Ihr Blut soll die Straßen New Yorks überschwemmen!"

      Robbies Gesicht blieb unbewegt.

      Er steckte die Waffe weg.

      "Eine Nachricht ist für Sie eingetroffen, Mister Neverio. Aus Marokko."

      "Vom Großen Alten?"

      "Ja. Kam über das Internet."

      Neverios Blick veränderte sich von einem Augenblick zum anderen. Er wirkte wieder stocknüchtern und absolut kontrolliert.

      "Mal sehen, was der Alte wieder zu maulen hat", murmelte er düster.

      8

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