Milo und ich wechselten einen schnellen Blick, und ich war nahe daran zu verlautbaren, dass er sich mit uns auch weniger gestelzt unterhalten könne. „FBI“, sagte ich stattdessen. „Mein Name ist Trevellian.“ Ich wies auf Milo. „G-man Tucker. Wir hätten gerne einige Fragen von Ihnen beantwortet, Mister Chingh.“
Er musterte mich fast mitleidig. „In welcher Sache?“
„Nun, man munkelt, dass sie drauf und dran sind, Huang Li hier in Chinatown abzulösen.“
Ich beobachtete den fetten Burschen im Pyjama und erwartete irgendein verräterisches Zeichen. Irgendwie tat mir die kleine, zierliche Chinesin leid, die in dieser Nacht mit diesem Koloss das Bett geteilt hatte. Mit Koloss meine ich nicht die Höhe des Kerls, sondern seinen Umfang.
Er zeigte nicht die geringste Reaktion. „Sie sind ziemlich direkt in Ihrem Vorgehen, G-man Trevellian“, knurrte er.
„Warum lange um den heißen Brei herumreden“, versetzte ich gelassen.
„Wie kommen Sie darauf, dass ich es auf diesen Huang Li – so sagten Sie doch – abgesehen haben könnte?“, fragte Chu Han Chingh lauernd.
„Vielleicht pfeifen es schon die Spatzen von den Dächern“, tönte Milo und zeigte dem Chinesen die Zähne wie ein zorniger Terrier.
„Das ist Blödsinn“, knurrte Chu Han Chingh. „Huang Li – wer soll das überhaupt sein?“
„Stellen Sie sich nur nicht an, Chingh“, schnarrte Milo. „Jedes Kind in Chinatown kennt Huang Li. Ausgerechnet Sie wollen ihn nicht kennen?“
Chu Han Chingh zog nur seine Mundwinkel nach unten.
„Okay.“ Ich ergriff wieder das Wort. „Sie kennen ihn also nicht. Schön. Dann haben Sie sicher auch keine Ahnung, dass zwei Männer, die auf Huang Lis Lohnliste standen, auf wenig galante Art vom Leben zum Tod befördert wurden. Man hat sie erwürgt. Mit einem dünnen Stahlseil.“
„Wahrscheinlich hatten sie einen Feind“, kam es von Chingh. „Krumme Geschäfte vielleicht, was weiß ich.“ Er hob die massigen Schultern, ließ sie wieder sinken und fügte hinzu. „Es stirbt sich schnell in Chinatown.“ Er griente hintergründig.
„Herb Morgan wurde ebenfalls erwürgt!“, stieß ich hervor, und es kam wie aus der Pistole geschossen.
In den Augen meines Gegenübers glaubte ich ein kurzes Aufblitzen wahrzunehmen. „Ich kenne keinen – äh, wie sagten Sie, G-man?“
„Herb Morgan.“
Er schüttelte den Kopf. „Sagt mir nicht die Spur. Tut mir leid, G-men, ich kann Ihnen nicht helfen. Dürfte ich jetzt weiterschlafen?“
„Gesegnete Ruhe“, sagte ich und stieß Milo an. „Dampfen wir wieder ab. War wohl nix. Vielen Dank, Mr. Chingh.“
Er drückte die Tür zu.
Als wir auf der Treppe und auf dem Weg nach unten waren, knirschte Milo gereizt: „Dieser schleimige Kakerlak kennt Morgan. Als du den Namen nanntest, zeigte er Reaktion. Im Übrigen haben wir den Weg wohl umsonst gemacht.“
„Was heißt umsonst. Wir wissen jetzt wenigstens, wie Mr. Chu Han Chingh aussieht. Er hingegen weiß, dass er nicht ungestört agieren kann. Das macht ihn vielleicht nachdenklich.“
Milo zweifelte an meiner Theorie. „Irgendwie habe ich es im Urin“, meinte er, „das eben war nicht unser letzter Smalltalk mit dem Chinamann. Wir werden uns an Kerrys Ermittlungen anhängen, denke ich.“
Wir verließen den „Royal Dragon“ und bildeten uns ein, etwas schlauer zu sein als vorher. Ich nahm mir vor, mit Lieutenant Kerry Verbindung aufzunehmen. Das sagte ich auch Milo, und fügte hinzu: „Du musst Miss Busenwunder heute nicht enttäuschen, mein Freund. Iss mit ihr, trink mit ihr, tanz mit ihr und ...“
„Was!“
„... bleib im Übrigen sauber“, vollendete ich hämisch. „Ab einem gewissen Alter geht‘s an die Substanz. Wenn du schon einen brauchst, der dich aus dem Sportwagen hebt ...“
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