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Auf dem Weg Richtung Bismarck, North Dakota fuhr ich die 310 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit voll aus. Wie ein Pfeil schoss der Wagen über die schnurgerade Straße. Innerhalb von etwas mehr als drei Sekunden hatte der Wagen diese Geschwindigkeit erreicht. Milo und ich wurden durch die auftretenden G-Kräfte förmlich in die Sitze gedrückt.
So ähnlich mussten sich Kampfpiloten fühlen, wenn sie ihre Maschinen beschleunigen.
Mit Hilfe unseres Navigationssystems hatten wir genau berechnen lassen, wie weit wir fahren mussten.
Milo sagte rechtzeitig Stopp.
Ich bremste ab – so dass die Räder nicht blockierten und der Sportwagen rechtzeitig auf dem Seitenstreifen zum Stehen kam. Auf das Kopfschütteln einiger anderer Verkehrsteilnehmer achtete ich nicht weiter. Ein Lamborghini zog an uns vorbei. Der Beifahrer drehte sich nach uns um. Wahrscheinlich hegten die Fahrer auch den Traum den Northern Cannonball zu gewinnen und fragten sich, was uns wohl dazu bewog, einfach stehen zu bleiben.
Ein ungeteerter Weg kam bis auf zwanzig Yards an den Seitenstreifen des Interstate Highway heran und führte dann schnurgerade durch ein Getreidefeld. Der Weizen stand hoch genug, um einen Porsche zu verdecken. Was nach der nächsten Biegung war, konnte man nicht sehen.
Die zwanzig Yards zwischen Seitenstreifen und Weg waren mit Gras und einigen wilden Sträuchern bewachsen. Dornenbüsche vor allem.
Ich riss das Lenkrad herum und gab Gas. Die Highway-Böschung war hier relativ flach. Ich fuhr durch das hohe Gras, nahm einen Dornbusch auf der Motorhaube mit und wenig später drehten die Hinterräder einmal kurz durch, als der Sportwagen über eine Stelle mit weichem Boden kam. In einer Fontäne wurde Erde bis auf die Fahrbahn der Interstate geworfen.
„Das ist kein Offroader, Jesse!“, gab Milo zu bedenken.
„Aber ich werde ihn so fahren müssen!“, gab ich zurück.
Die Reifen bekamen wieder festen Boden. Der Sportwagen machte einen Satz nach vorn und war wieder auf dem Weg.
Ich ließ ihn die endlos lange Strecke bis zur nächsten Biegung entlang fahren. Dann folgte ich dem Weg in einer scharfen Linkskurve, in der das Fahrgestell seine exzellente Spurtreue unter Beweis stellen konnte.
„Theoretisch ist es möglich, dass der Kerl sich einfach mitsamt seinem Porsche irgendwo in diesem Getreidefeldern versteckt und ganz ruhig abwartet, bis wir wieder weg sind!“, meinte Milo.
„Vielleicht tut er das im Moment sogar!“, überlegte ich.
Milo schaltete etwas an dem Navigationssystem herum und ließ sich die Umgebung anzeigen. „Falls dieses Gerät wirklich auf dem neuesten Stand ist, dann gibt es im Umkreis von 30 Meilen nicht ein einziges Gebäude.“ Milo ließ das Gerät sinken. „Man bräuchte ein paar Hundertschaften, um die ganze Gegend wirklich durchkämmen zu können. Und wahrscheinlich könnte man ihn auch dabei noch übersehen.“
In diesem Moment tauchte ein Helikopter hinter der nächsten Hügelkette auf. Er kreiste über einem Maisfeld.
„Ich hätte nicht gedacht, dass die Highway Patrol so schnell und so gut ausgerüstet hier ist“, stellte Milo verwundert fest.
Der Helikopter suchte ein Gebiet ab, das schätzungsweise anderthalb Meilen entfernt lag.
Dann setzte er zur Landung an und war einige Augenblicke lang nicht mehr zu sehen. Dann stieg er wieder auf und flog Richtung Nordwesten davon.
„Höchstgeschwindigkeit 800 Stundenkilometer. Da können wir nicht mehr mithalten, Jesse!“
„Das war nicht die Highway Patrol!“, stellte ich fest.
„Du meinst, weil der Helikopter kein Emblem und keine entsprechende Beschriftung hatte? Weißt du, Jesse, hier draußen...“
„Ich weiß, dass mitunter auch private Helikopterpiloten in Notfällen zur Hilfe herangezogen werden. Aber nicht in diesem Fall! Warum zieht der dann wieder ab?“
Ich trat auf das Gas und raste den Weg entlang.
„Du könntest dich mal bei unseren Kollegen bei der Highway Patrol vergewissern, ob sie überhaupt eine Maschine im Einsatz haben!“
Milo nahm sein Handy und ließ sich verbinden. Das Ergebnis war vorherzusehen.
Die Kollegen warteten auf einen Helikopter der State Police, der aber erst vor wenigen Minuten vom Flughafen Mandan aus – ein paar Meilen westlich von Bismarck gelegen – gestartet war.
Ich raste durch die hoch stehenden Wiesen und Maisfelder. Dann trat ich auch in die Eisen, als ich links eine Schneide entdeckte, die mitten durch ein Maisfeld führte.
Um ein Haar hätte ich sie nicht weiter beachtet.
Ich setzte zwei Meter zurück. Dann ließ ich den Sportwagen voranschnellen und folgte der Schneise, die erst vor kurzem entstanden sein konnte.
Nach etwa vierhundert Yards fanden wir uns inmitten einer größeren Lichtung mitten im Maisfeld wieder. Sie war kreisförmig und es war offensichtlich, dass der Helikopter bei seiner Landung für ihre Entstehung zum größten Teil verantwortlich war.
Daneben befand sich der Porsche 911 Turbo.
Hinter dem Steuer saß eine Gestalt im Schatten, die nur als Umriss erkennbar war.
Wir stiegen aus, zogen unsere Dienstwaffen und näherten uns vorsichtig dem Wagen.
Die Gestalt am Steuer rührte sich nicht.
Mit der SIG in der Rechten öffnete ich mit der anderen Hand die Fahrertür. Der Mann, der sich George Smith nannte, saß wie erstarrt da. Sein Blick wirkte gefroren. Zwischen seinen Augen war ein kleines, rundes Loch zu sehen, aus dem ein beständiger Strom von Blut die Nase und das Kinn entlang glitt und dann auf das Lenkrad des 911er tropfte.
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