Bevor Josua seiner Berufung als Befehlshaber folgen konnte, um Israel in das verheißene Land zu führen, musste er also zuerst Gott, den Leiter und Befehlshaber, kennenlernen. Als er ihn dann sah und immer besser kennenlernte, wurde Gott, der Befehlshaber, in ihm geformt.
Für uns als Leib Christi bricht eine Zeit an, in der Leiter nicht mehr anhand ihrer Berufsausbildung zu erkennen sein werden. Pastoren und Lehrer werden nicht mehr aufgrund ihrer Abschlüsse anerkannt sein, sondern weil wir sehen, dass Jesus, unser Pastor und Lehrer, in ihnen geformt ist. Wir werden echte Reich-Gottes-Geschäftsleute nicht an ihrer Ausbildung erkennen, sondern weil wir sehen, dass Christus, der Geschäftsmann, in ihnen geformt wurde. Ihre Berufung und Identität werden die direkte Folge der Zeit sein, die sie mit dem Herrn verbringen. Die Reformation, die im 15. Jahrhundert begann, fing nicht damit an, dass die äußere Kultur der Kirche verändert wurde. Sie begann, als Christus in den Herzen von John Wycliffe, Johannes Hus und Martin Luther geformt wurde. Wir leben immer noch in reformatorischen Zeiten, weil Christus noch immer in seinem Volk geformt wird.
Als Jesus auf der Erde wandelte, sagte er: „Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er das Haupt hinlegt“ (Mt 8,20). Jesus ist nun das reife und vollständige Haupt und sucht nach einem Platz zum Ausruhen. Solange der Leib noch nicht zu einem reifen und vollständigen Menschen herangewachsen ist, kann er sich noch nicht ausruhen, um die volle Leitung über den Leib (die Gemeinde) zu haben. Er kann auch nicht auf einer von Menschen ausgedachten Struktur ruhen, die der Leib zu bauen versucht hat. Als der Leib Christi müssen wir vom Zustand der Adoleszenz zur einem Zustand der Ganzheit voranschreiten, in dem wir bereit sind, Jesu Führung und Leitung zu empfangen und richtig damit umzugehen. Der Leib kann nur dadurch reif und erwachsen werden, dass Jesus, der Sohn, in ihm geformt wird. Der Sohn muss im inneren Menschen der Gemeinde geformt und etabliert werden, damit das Reich Gottes in voller Autorität regieren kann.
Aus einer Ruhe heraus empfangen
In der Kühle des Tages ging Adam mit Gott im Garten umher (vgl. 1 Mose 3,8). Er hatte eine enge und innige Beziehung zu ihm. Ohne die Vertrautheit mit Gott werden wir niemals die volle Herrschaft des Himmels in unserem Leben erfahren, denn dies ist der Ort, an dem die Formung des Sohnes beginnt. Wir werden weder Gott sehen noch in eine enge Beziehung zu ihm eintreten, indem wir uns abmühen. Wir müssen auch unseren geistlichen Dienst nicht aus eigener Kraft ausüben. Wir haben ihn vor Augen und dienen aus der Ruhe in ihm. Auch wenn Jesus im Natürlichen keinen Ort hatte, um sein Haupt auszuruhen, konnte er doch im Geist in den Armen des Vaters ruhen, um aus dieser Ruhe heraus ständig zu dienen.
Im Verlauf dieses Buches werde ich einige Zeugnisse mitteilen, die dir helfen werden, die Dinge besser zu verstehen. Ich werde einige Geschichten erzählen, wie Gott sich gezeigt und als mächtig erwiesen hat, um dich zu ermutigen. Ich werde auch einige der Fehler erwähnen, die ich gemacht habe, während ich lernte, die Offenbarung auszuleben, die ich lehre. Auf diese Weise kannst du aus meinen Unzulänglichkeiten lernen und hoffentlich schneller wachsen als ich.
Vor einigen Jahren, bevor ich einen Dienst in der Öffentlichkeit hatte, verbrachte ich einen Großteil meiner Zeit damit, auf der Straße zu evangelisieren. Eines Morgens wachte ich mit einem plötzlichen Drang auf, hinauszugehen und Menschen die Liebe Gottes zu zeigen. Ich sprang aus dem Bett, und ohne groß nachzudenken, war ich auf dem Weg nach draußen. Doch während ich auf halbem Weg durch die Tür war, hörte ich den Heiligen Geist zu mir sprechen.
„Luc, wohin gehst du?“ Gott sprach nicht mit einer lauten, dröhnenden Stimme zu mir. Stattdessen sprach er ruhig wie ein Lehrer, der mich auf strategische Weise etwas lehren wollte.
Ich antwortete: „Ich mache mich auf den Weg, um für die Kranken zu beten und um zu erleben, dass Menschen deiner Liebe begegnen.“
Der Herr fuhr fort, mich mit Fragen zu stupsen. „Und warum gehst du?“ Ich antwortete: „Gott, du weißt, warum ich gehe; ich gehe hinaus, um den Menschen von deiner Liebe zu erzählen.“
Ich dachte, Gott testete meine Leidenschaft, aber in Wirklichkeit versuchte er, mir meine Motive klarzumachen. Dann kam seine Antwort. Er sagte: „Wie willst du meine Liebe den Menschen weitergeben, wenn du selbst noch nicht weißt, wie du sie empfangen kannst?“
Diese Antwort Gottes überraschte mich wirklich. Die Zurechtweisung erwies sich jedoch als hilfreich, da sie mich veranlasste, an jenem Tag zu Hause zu bleiben, um zu beten und mein Herz zu prüfen. Unschlüssig, ob ich diese Lektion empfangen wollte, brachte ich meine Gedanken zur Ruhe und bat Gott, mir zu offenbaren, was er gemeint hatte. Er zeigte mir, dass ich, obwohl ich eine tiefe Liebe zu ihm hatte, versuchte, seine Liebe durch meine eigene Mühe zu empfangen. Verstehe mich bitte nicht falsch, ich liebe Evangelisation, und wir sollten alle aktiv von der Liebe Gottes erzählen. Gott musste mir jedoch etwas beibringen. Ohne es zu merken, glaubte ich fälschlicherweise, Gottes Annahme hänge von der Anzahl der guten Dinge ab, die ich tat. Jede Person, für die ich auf der Straße betete und die geheilt wurde, war nur eine weitere Selbstbestätigung. Meine Unsicherheit, mich nicht vom Vater angenommen zu fühlen, war mein Antrieb. Beim Evangelisieren ging es nicht um die Menschen und darum, wie sehr der Vater sie liebt, sondern um mich. Das war wirklich der Zeitpunkt, an dem mir klar wurde, dass ich, wenn ich jemals Teil einer Bewegung Gottes sein wollte, zuerst eine Bewegung Gottes in meinem eigenen Herzen erfahren musste. Ich musste eine innere Erweckung erleben.
Gott brachte mich in eine Zeit, in der er mich alles niederlegen ließ, was mich dazu verleiten würde, seine Liebe verdienen zu wollen. Er begann, mir den inneren Zustand meines Herzens zu zeigen und mir die Fehler in meinem Denken und meinen Motiven zu offenbaren. Mit der Zeit erkannte ich, dass ich kein Waisenkind bin, das um die Liebe und Zuneigung meines Vaters kämpfen muss, sondern dass ich ein Sohn bin, der in der Tatsache ruhen darf, dass mein Vater im Himmel mich liebt.
Ich nahm mir viele Monate Zeit, um diese neue Offenbarung der Liebe und des Angenommenseins in mich aufzunehmen, sodass diese Wahrheit tief einsinken konnte. Ich konnte das Herz meines Vaters mir gegenüber immer besser spüren, wodurch sich meine „innere DNA“ veränderte. Ich verstand immer besser, dass er mich bedingungslos liebt, dass er stolz auf mich ist und dass er sich einfach darüber freut, dass ich da bin. Er ist nicht böse auf mich, traurig oder enttäuscht. Die Wahrheit seines Wortes übertrumpfte die Lügen, die ich jahrelang über mich geglaubt hatte. Ich sah mich nicht länger als unwürdig an; ich fürchtete nicht mehr die Ablehnung durch ihn. Ich mühte mich nicht länger ab, weil ich endlich verstand, wie ich aus einer Ruhe in ihm empfangen konnte. Anstatt stundenlang zu beten und zu hoffen, dass Gott mich bemerkte, saß ich vor meinem geistigen Auge einfach stundenlang bei ihm und weinte an seiner Schulter, überwältigt von der Tatsache, dass er mich so liebt, wie ich bin.
Ab diesem Zeitpunkt konnte ich jede Art von Dienst, den ich tat, mit Freude und Leichtigkeit tun. Die Auswirkungen dessen, dass die Kraft Gottes durch mich im Leben der Menschen wirkte, verzehnfachten sich, weil ich nicht mehr mit Hintergedanken diente. Ich konnte zuversichtlich und erfolgreich die Liebe meines Vaters widerspiegeln, weil ich wusste, dass ich sein Augapfel war.
Jesus ist der Weinstock, und wir sind die Reben, die Frucht bringen. Die Rebe muss sich nicht anstrengen, um Frucht zu bringen; sie ist einfach da und empfängt den Saft. Da sie vom Weinstock empfängt, bringt sie große Frucht, weil der Weinstock groß ist. Die Rebe befindet sich nicht in einem Zustand des Abmühens, sondern des einfachen Seins. Der Vater empfängt uns so, wie wir sind. Wir müssen uns nicht darum bemühen, von ihm angenommen zu werden. Auch wenn wir unsere Berufung ausleben, müssen wir uns nicht abmühen. Unsere Werke werden großartig sein, weil er unsere Quelle ist. Genauso muss eine Blume nicht danach streben, Licht von der Sonne zu empfangen, um genährt zu werden und zu wachsen; sie empfängt und wächst einfach aus einer Ruhe heraus, weil es die Identität einer Blume ist, von der Sonne zu empfangen, um zu blühen und schön zu werden. Als Söhne und Töchter Gottes müssen wir uns nicht anstrengen, um die Liebe des Vaters zu bekommen; wir bekommen sie einfach, weil es unsere Identität als Kinder ist, von ihm geliebt zu werden.
Solange wir uns noch abmühen, angenommen zu werden, leben wir unter der Denkweise des Gesetzes. Das ist insofern wahr, als