Das Schiff sank tiefer.
Schließlich schwebte es genau über dem Gebiet, in dem vor wenigen Augenblicken ein wahres Inferno stattgefunden hatte.
Auf dem Panoramaschirm war ein Bild der Zerstörung zu sehen. Zerborstene Trümmerteile bedeckten in weitem Umkreis den Boden.
"Strahlungswerte im oberen Niveau", stellte Ornelas fest. "Das Dämpfungsfeld ist aktiviert."
"Gut..."
"Außerdem gibt es offenbar ein paar Überlebende am Rand des Tals, in dem das Kelradan-Schiff auseinandergeflogen ist."
"Überlebende?", echote Acondo. "Worauf warten wir noch? Holen wir sie an Bord!"
Die CALLISTO sank tiefer, fuhr ihre Teleskopbeine aus und setzte auf dem Boden auf. Das spezielle Dämpfungsfeld, das sie umgab, schützte sie vor dem Großteil der harten Gamma-Strahlung, die durch die Explosion des Doppelkugelraumers freigeworden war.
Die Hauptschleuse öffnete sich.
*
Kurt Farmoon und die Überlebenden seiner Gruppe liefen an Bord der CALLISTO, wo sie zunächst in besondere Räumen untergebracht wurden, um sie zu dekontaminieren.
Major Acondo meldete sich über eine Communicator Phone-Verbindung bei Kurt.
"Es freut mich Sie zu sehen, Fähnrich", sagte Acondo. "Ich nehme an, Sie werden mir einiges zu berichten haben."
"Allerdings", gestand Kurt zu.
"Sie und die Leute in Ihrer Umgebung wurden starken Strahlendosen ausgesetzt. Wir werden Sie einer speziellen Behandlung unterziehen, um dauerhafte Zellschäden zu vermeiden. Dr. Forrig ist sehr optimistisch, dass das gelingen wird."
Kurt Farmoon lächelte matt.
"Ich danke Ihnen für Ihre Bemühungen."
"Berichten Sie mir, was geschehen ist!"
"Ja, Sir."
*
Die CALLISTO hob wieder vom Boden ab. Acondo gab den Befehl, einen Landeplatz zu suchen, der außerhalb der verstrahlten Zone lag.
Innerhalb der nächsten Stunden wurden alle diejenigen, die zusammen mit Kurt Farmoon die Explosion des Doppelkugelraumers überlebt hatten, einer neuartigen Behandlung unterzogen, die wesentlich auf der Wirkung von Energiefeldern beruhte. Dr. Hal Forrig, der Bordarzt der CALLISTO war maßgeblich an der Entwicklung dieser Methode beteiligt gewesen. Allerdings hätte er sich nicht in seinen schlimmsten Alpträumen vorgestellt, dass sie sich bereits so schnell in der Praxis eines scharfen Einsatzes bewähren musste.
"Jeder von Ihnen wird am Ende dieser Behandlung vollständig dekontaminiert sein", kündigte Forrig den Betroffenen an. "Die Chancen, dass sich keine Spätfolgen für Sie ergeben, stehen ebenfalls gut. Ihre Kleidung und sämtliche Gegenstände, die Sie in Gebrauch hatten, müssen allerdings vernichtet werden. Es handelt sich um radioaktiven Sondermüll."
Die Prozedur zog sich über Stunden hin, aber gegen die Strapazen, die Kurt Farmoon und seine Leute in den letzten Tagen hinter sich gebracht hatten, war das nicht mehr als eine Kleinigkeit.
"Wir haben es wirklich geschafft", meinte André Souan an Kurt gerichtet. "Ich habe schon nicht mehr daran geglaubt."
Kurts Züge blieben ernst.
"Manche haben es nicht geschafft", meinte er.
André schluckte. "Ja, ich weiß."
"Tom Black Feather zum Beispiel. Aber er ist nicht der Einzige."
"Er wird auch nicht der Letzte sein, Kurt."
"Ist mir schon klar. Aber weißt du, André, das ist ein Aspekt unseres Dienstes in der Raumgarde, an den ich mich wohl niemals gewöhnen kann!"
"Nicht einmal jemand mit einem Gemüt aus Leder wie Karalaitis hat sich daran inzwischen gewöhnt", gab André zu bedenken.
"Bist du dir sicher?"
"Bin ich. Und du kennst ihn doch auch gut genug."
"Ja."
Längst war die Dämmerung hereingebrochen. Der Abendmond stand bereits hoch am Himmel, als der X-Space JUMPER ZERO mit Wladimir Krylenko, der zweiten Hälfte der Gardisten aus Kurt Farmoons Zug eintraf. Der Absetzer flog gleich darauf noch einmal zurück. Cabezas' Leute und die Überlebenden des Vorpostens wurden anschließend geholt.
Noch etwas später trafen Karalaitis und seine Gruppe mit ihren gefangenen Kelradan ein.
Sie benutzten dazu den eroberten Gleiter.
Einige der Kelradan-Söldner, die sich für die Rebellen verdingt hatten, mochten sich noch hier und da versteckt halten. Sie hatten keine Chance, sich dauerhaft zu verstecken. Für Karalaitis' Rekruten würde es eine Kleinigkeit sein, sie in den nächsten Tagen einzufangen.
*
Die gefangenen Kelradan wurden eingehenden Befragungen unterzogen, die aber keinerlei weitere Erkenntnisse über die geheimnisvolle Rebellenorganisation innerhalb des Kelradan Imperiums erbrachten.
Fest stand nur, dass diese Rebellen in der Wahl ihrer Mittel alles andere als zimperlich waren und sich durch außergewöhnlichen Fanatismus auszeichneten.
"Und ein Höchstmaß an Geheimhaltung", merkte Jannis Karalaitis an und fügte noch hinzu: "Ich fürchte, dass wir von diesen Rebellen noch hören werden."
Am nächsten Tag organisierte Major Acondo an Bord der CALLISTO eine kleine Feier. Alle Beteiligten hatten sich inzwischen wieder einigermaßen von den durchlittenen Strapazen erholt.
"Ihr Einsatz war außergewöhnlich", wandte sich Roy Cabezas an Kurt, während beide ein Sektglas in der Hand hielten.
"Nicht außergewöhnlicher, als der Ihre", erwiderte Kurt höflich.
Cabezas machte eine wegwerfende Handbewegung. "Nun stellen Sie mal Ihr Licht unter den Scheffel, Fähnrich Farmoon. Ich glaube, Sie haben eine ganz besondere Karriere vor sich."
"Leider garantiert eine besondere Begabung noch lange nicht, dass man es ganz nach oben schafft", mischte sich Major Acondo ein, der in der Nähe stand. Er hob das Glas und lachte. "Wie könnte es sonst sein, dass ich noch immer der Kommandant eines Transporters für Grünschnäbel bin, die auf irgendwelchen Planeten abgesetzt werden, um Pfadfinder zu spielen!"
Allgemeines Gelächter war die Antwort.
In gespielter Empörung drehte sich Acondo herum. "Ja, will es denn hier irgendjemand ernsthaft bestreiten, dass ich längst im Generalstab der Flotte sein müsste?"
Kurt nippte an seinem Glas.
Er blickte zur Seite, wo er Jannis Karalaitis bemerkte.
Der Master Sergeant hatte ein paar seiner Rekruten um sich versammelt. "Jeder Rekrut, der von mir ausgebildet wird, hat die einmalige Chance, genauso ein Teufelskerl wie Fähnrich Farmoon zu werden", schwadronierte Karalaitis. "Voraussetzung ist natürlich, dass ihr exakt das tut, was ich sage."
"Ja, Sir", murmelten die Rekruten.
"Und dass sich niemand mehr über meine Ausbildungsmethoden beschwert. An Farmoon könnt ihr sehen, das dabei nur das Allerbeste herauskommt!"
ENDE
Did you love Alfred Bekker Science Fiction Roman: Die Raumgarde? Then you should read 30 Sternenkrieger Romane - Das 3440 Seiten Science Fiction Action Paket: Chronik der Sternenkrieger by