"Danke, Professor!"
"Er muss Ihnen einfach zuhören..."
Bevor der Professor und Kurt das Büro verließen, wandte sich Teresita noch einmal an den Gardisten.
"Scheint so, als wären Sie doch ein Genie", sagte sie anerkennend und zwinkerte ihm zu.
*
Etwa eine Viertelstunde später trafen Kurt Farmoon und Professor Ravanelli beim Kommandanten ein.
Ravanelli wollte geradewegs in dessen Büro marschieren, aber Anghams Adjutant trat ihm gerade noch rechtzeitig in den Weg.
"Einen Moment, Sie können da jetzt nicht herein."
"Wir können sehr wohl", sagte Ravanelli.
"Ich habe Ihnen bereits bei unserem Communicator Phone-Gespräch gesagt, dass Generalmajor Angham im Moment nicht zu sprechen ist. Er nimmt an einer wichtigen Sitzung teil und darf nicht gestört werden. Was immer Sie ihm auch unterbreiten möchten, ich bin überzeugt davon, dass es warten kann."
Ravanelli deutete auf Kurt. "Dieser junge Mann hat vielleicht eine Entdeckung gemacht, die auch für die Raumgarde ganz neue Möglichkeiten im operativen Vorgehen ermöglichen könnte! Und Sie wollen ihn seine Ideen nicht einmal vortragen lassen?"
"Tut mir leid!"
"Das darf doch nicht wahr sein!"
"Ich habe meine Anweisungen, Professor!"
"So viel Ignoranz in einer Amtsstube habe ich lange nicht gesehen!", ereiferte sich der Professor.
"Fünf Minuten!", verlangte Kurt, bevor der Adjutant etwas erwidern und sich die Lage noch weiter zuspitzen konnte. "Fünf Minuten und keine Sekunde länger! Mehr will ich gar nicht!"
"Nicht heute. Lassen Sie sich einen Termin geben. Im übrigen..." Der Adjutant blickte auf die Garde-Uniform, die Kurt trug. "Müssten Sie nicht im Dienst sein?"
"Ich habe Urlaub genommen, Sir", erklärte Kurt.
Jeffrey Kantos atmete tief durch. "Ich bin gerne bereit, Ihr Anliegen entgegen zu nehmen. Ich werde Sie dann zu gegebener Zeit an Generalmajor Angham weiterleiten."
Weder Kurt noch der Professor waren allerdings bereit sich auf dieses durchsichtige Manöver einzulassen.
"Ich bin eher dafür, dass wir hier warten, bis der Kommandant aus seiner Sitzung zurückkehrt", sagte Kurt.
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür von Anghams Büro.
Der Kommandant der Raumgarde blickte angestrengt auf sein Chronometer und trat hinaus.
Kurt Farmoon grüßte militärisch.
Der Kommandant blieb abrupt stehen, warf seinem Adjutanten einen fragenden Blick zu.
"Tut mir leid, Sir, aber ich habe nicht verhindern können, dass diese beiden Männer..."
"Schon gut, Kantos", unterbrach ihn Farnhahm. Er wandte sich an Ravanelli. "Was immer Sie auch mit mir besprechen wollen, Sie kommen in einem äußerst ungünstigen Augenblick. Ich müsste eigentlich schon im Schweber sitzen..."
"Fünf Minuten, Sir!", forderte Kurt Farmoon abermals, ehe Ravanelli etwas sagen konnte. "Ich habe eine Entdeckung gemacht, deren militärische Bedeutung noch gar nicht abzuschätzen ist..."
"Schütze Farmoon, ich weiß Ihr Engagement zu schätzen. Ich weiß, dass Sie in einigen Einsätzen in der jüngsten Vergangenheit hervorragendes geleistet haben, aber das gibt Ihnen nicht das Recht, hier einfach aufzukreuzen und..."
"Sir, es geht um einen Überlichtantrieb, der Raumsprünge ohne Transitionsschock ermöglicht! Das bedeutet, dass man ein Raumschiff mit einem derartigen Antrieb nicht anmessen könnte, wenn es ins Normalkontinuum zurückkehrt!"
Angham stutzte.
Er öffnete halb den Mund, wollte zunächst etwas erwidern, schwieg dann aber. Ein erneuter Blick auf das Chronometer folgte.
"Fünf Minuten?"
Kurt nickte. "Fünf Minuten."
Eine Sekunde noch rang Angham mit sich selbst, dann gab er sich einen Ruck.
"Okay", stimmte er zu.
"Danke, Sir."
"Gehen wir in mein Büro." Angham wandte sich an Jeffrey Kantos. "Sagen Sie Bescheid, dass ich etwas später zur Kommandeurstagung in Terra Town kommen werde."
*
"Ihre Zeit läuft, Farmoon!", stellte Angham klar.
Kurt nickte. "Ich habe mir die letzte Nacht um die Ohren geschlagen, um die Alienwandler-Mathematik auf den "X-Space"-Effekt anzuwenden. Eine Bemerkung aus Chris Barringtons Vortrag hat mich dazu angeregt..."
"Und das hat Sie zu Ihrer angeblichen Entdeckung geführt?", fragte Angham sichtlich ungeduldig.
"Heute morgen habe ich meine Arbeitsergebnisse mit Professor Ravanelli besprochen, der sich dafür dankenswerter Weise ein paar Stunden Zeit genommen hat..."
"Die Ergebnisse, die dieser junge Mann herausgefunden hat, sind absolut korrekt", warf Ravanelli ein.
Kurt fuhr fort: "Es ist tatsächlich möglich, einen zuverlässig funktionierenden Antrieb zu konstruieren, der auf dem "X-Space"-Effekt basiert..."
"Farmoon! Das ist etwas für Nostalgiker!", warf Angham dabei mit Blick auf Ravanelli ein.
Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
Aber Kurt ließ sich nicht beirren. Er fuhr einfach fort. Fünf Minuten hatte Farnhajm ihm zugestanden. Und diese Zeit wollte Kurt nutzen. "Die Distanz, die auf diese Weise risikolos überwunden werden kann, beträgt 1,7 Lichtjahre. Nicht besonders viel, aber dafür ist keinerlei Transitionsschock messbar. Eine perfekte Tarnung, wenn Sie mich fragen."
Zum ersten Mal, seit Kurt mit seinen Ausführungen begonnen hatte, sah Angham den jungen Mann an.
"Reden Sie weiter!", forderte er zu Kurts Erstaunen.
Kurt spürte, dass er sein Gegenüber jetzt an der Angel hatte. Das Thema hatte auch Angham gepackt. Die damit verbundenen Implikationen waren einfach zu verlockend. Ein nicht anmessbarer Überlichtantrieb... Davon träumte die Terranische Flotte ebenso wie die Raumgarde oder die Regierung auf Kelradania, dem Zentrum des Kelradan-Imperiums. Scheint so, als hätte ich das Eis ein Stück weit aufbrechen können, durchzuckte es Kurt. "Durch eine gezielte Verunreinigung des verwendeten Nabal-Metalls könnte man die Reichweite erhöhen. Aber die Verlustrate läge bei über 20%. Zu hoch, um es auch nur in Erwägung zu ziehen."
"Leider wahr", stellte Generalmajor Angham fest. In der Mitte seiner Stirn bildete sich eine deutlich sichtbare Falte. Er wirkte jetzt etwas gereizt. "Ich hoffe, Sie haben etwas mehr vorzuweisen, als diese Uralt-Erkenntnis!"
"Natürlich, Sir. Der Punkt ist folgender: Die hohe Versagerquote bei den seinerzeit mit "X-Space"-Effekt betriebenen Schiffen lag nicht nur daran, dass man damals noch nicht in der Lage war, Nabal-Metall mit ausreichendem Reinheitsgrad herzustellen."
"Sondern?"
"Nach meinen Berechnungen lag es auch an der Größe der Schiffe. Professor Ravanelli hat meine Berechnungen überprüft. Das Ergebnis ist eindeutig: Je größer die Masse eines mit "X-Space"-Effekt bewegten Objekts, desto höher die Versagerquote. Für große Kolonisten-Raumer wie damals die GALAXIS ist dieser Antrieb ungeeignet. Aber mit den verhältnismäßig kleinen Absetzern der Raumgarde verhält es sich anders."
Angham wollte etwas erwidern. Aber noch bevor er auch nur ein Wort