Katharina die Große inkl. Hörbuch. Elke Bader. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Elke Bader
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Биографии и Мемуары
Год издания: 0
isbn: 9783941234536
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als Peter III. zum russischen Zaren gekrönt.

      

Staatsstreich: 28. Juni 1762jul Zar Peter III. wird abgesetzt und 8 Tage später ermordet. Machtübernahme Katharinas.

      

Krönung zur Zarin am 22. September 1762jul in der Mariä-Entschlafens-Kathedrale (Uspenski-Kathedrale) im Moskauer Kreml

      

Ehemann: Karl Ulrich von Holstein-Gottorf, Zar Peter III. (21. Februar 1728greg in Kiel, † 6. Juli 1762jul in Ropscha bei Sankt Petersburg, ermordet)

      

Kinder: Paul, geb. am 20. September 1754jul, † 12. März 1801jul (ermordet), der spätere Zar Paul I. (Vaterschaft Peters III. umstritten, wahrscheinlicher Vater ist Graf Sergej Saltykow). Paul wurde jedoch von Peter als legitim anerkannt. Anna, geb. am 9. Dezember 1757jul, † 8. März 1759jul, Vater ist wahrscheinlich Graf Stanislaus Poniatowski. Alexej Bobrinskij, geb. 11. April 1762jul, † 20. Juni 1813jul, Vater ist wahrscheinlich Grigori Orlow.

      

Liebhaber: 1753 Sergej Saltykow 1755 Stanislaus Poniatowski 1758 Grigori Orlow 1773 Alexander Wassiltschikow 1774 Grigori Potemkin Morganatische Ehe? 1780 Alexander Lanskoi 1789 Platon Zubov und noch einige mehr

      

Gestorben am 6. November 1796jul in Zarskoje Selo

      * In Russland galt zur Zeit Katharinas der julianische Kalender Julius Caesars, eingeführt von Peter dem Großen zum 1. Januar 1700. Russland übernahm erst 1918 die gregorianische Zeitrechnung.

      Kapitel 1

       Die Askanierin

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      Es war der 2. Mai 1729. Vor sieben Jahren war Stettin von Schweden an Preußen abgetreten und zu seinem Stadtkommandanten ein General des noch jungen preußischen Königreichs ernannt worden: Christian August von Anhalt-Zerbst. Fürst von Anhalt-Zerbst sogar, doch ohne das dazugehörige Fürstentum. Dieses war so oft unter den Erben aufgeteilt worden, bis zum Schluss nur noch ein winzig kleines und verarmtes Stückchen Land übrig geblieben war. Der wegen seiner Bedeutungslosigkeit belächelte Duodezstaat wurde nun vom Cousin von Zerbst aus regiert. Christian-August war darum nur der Weg in den Staatsdienst geblieben.

      Christian August, Fürst von Anhalt-Zerbst (1690-1747), der Vater Katharinas der Großen. Gemälde um 1725, Antoine Pesne (1683-1757)

      Der Zweiundvierzigjährige wurde an diesem Maitag seiner Nachtruhe beraubt. In der bescheidenen Mietwohnung in der Domstraße lag seine erst siebzehnjährige Frau Johanna mit ihrem ersten Kind in den Wehen. Eine schwere Geburt, die die Mutter fast das Leben kostete. Um halb drei Uhr früh war es soweit. Die Freude war verhalten: Es war eine Tochter. In einem Staat, in dem der Herrscher, Friedrich Wilhelm I., sich „Soldatenkönig“ nannte und die Armee zu seiner Leidenschaft erkoren hatte, wurden Söhne erwartet. Getauft wurde die kleine Prinzessin in der evangelischen Marienkirche auf den Namen Sophie Auguste Friederika – gerufen wurde sie Fieke. Obwohl ihr Vater notgedrungen das magere Gehalt seines knausrigen Königs akzeptieren musste, zählte das Haus Anhalt zu einem der ältesten Adelsgeschlechter Deutschlands: den Askaniern. Bis ins Mittelalter ließ sich deren Stammbaum zurückverfolgen: Albrecht von Brandenburg, besser bekannt als Albrecht der Bär, dieser streitbare Herrscher und zugleich Gründer der Mark Brandenburg zu Zeiten Kaiser Barbarossas, war einer ihrer bedeutendsten Ahnherren. Sich seiner edlen Abstammung bewusst, hatte der Vater mit der jungen Johanna Elisabeth von Schleswig-Holstein-Gottorf1 eine standesgemäße Partie gewählt.

      Johanna Elisabeth von Schleswig-Holstein-Gottorf als Fürstin von Anhalt-Zerbst, Mutter von Katharina der Großen, Gemälde um 1752, Anna Rosina de Gasc (1713-1783)

      War sie doch nicht nur die Tochter des protestantischen Lübecker Fürstbischofs, sondern auch die Enkelin des Königs von Dänemark und ebenso die Schwester des späteren Königs von Schweden. Von hochrangiger Geburt, besaß sie selbst jedoch, wie auch ihr Mann, kein Vermögen. Vielleicht legte sie gerade darum Wert auf gesellschaftlichen Umgang, für den sie großzügig, ja geradezu verschwenderisch mit dem erwirtschafteten Geld umging. Auch verhehlte sie ihre ehrgeizigen Ambitionen nicht. Mit einer weiteren Beförderung Christian Augusts zum Gouverneur Stettins, war die Familie schließlich aus der Mietwohnung in das standesgemäßere herzogliche Schloss umgezogen, einem hellgrauen Renaissancebau mit grünen Turmdächern.

      Stettiner Schloss. Nach dem Übergang Stettins an Preußen wohnte der Statthalter Stettins, Katharinas Vater, hier mit seiner Familie.

      Die kleine Sophie wurde von einer Amme erzogen, Babette Cardel, Tochter einer in Preußen lebenden Hugenottenfamilie. Die Mutter kümmerte sich kaum um Sophie, wie die sich als spätere Zarin in ihrer Autobiografie beklagen sollte. Dagegen wurde der anderthalb Jahre nach ihr geborene Bruder von der Mutter geradezu abgöttisch geliebt, denn er war der Erbprinz, die Hoffnung des Hauses Anhalt. Der Knabe litt jedoch an Rachitis und musste zur Kur. Schließlich starb er im Alter von zwölf Jahren. Der Nachgeborene, Friedrich August, kam 1734 zur Welt. Eine nach ihm geborene Schwester starb bereits nach wenigen Wochen.

      Sophie, das aufgeweckte kleine Mädchen mit dem blonden Lockenschopf und den blauen Augen, hatte außer dem fünf Jahre jüngeren Bruder Friedrich August keine Spielgefährten in ihrem Alter und sann darum selbst auf Spiele mit Puppen oder anderem Spielzeug. Tiere wollte man ihr offensichtlich nicht als Spielgefährten zugestehen. Gerne hätte sie ein Pferd gehabt, aber sie bekam keines. Als Ersatz nahm sie oft ihr großes Kopfkissen, setzte sich rittlings darauf und galoppierte damit in ihrer Fantasie bis zum Umfallen. Postreiten hieß dieses selbst erfundene Spiel und manchmal trieb der kleine Wildfang das imaginäre Pferd so lauthals schreiend an, dass man ängstlich nach ihr sah: Dann aber fand man sie friedlich schlafend in ihrem Bett vor. Besuche bei ihrer Tante Hedwig, Äbtissin des Damenstifts Herford2, erfüllten sie mit Abscheu. Die Tante war eine Hundeliebhaberin, die an die sechzehn Möpse hielt. Überall im Haus trieben sie ihr Unwesen, „fraßen und machten ihre Schweinereien“. Bei Ausfahrten saßen immer ein halbes Dutzend von ihnen mit in der Kutsche und mindestens ein Papagei, erinnert sie sich in ihren Memoiren.3 Für eine Pröpstin mochte diese Tante einigermaßen exzentrisch auf ihre Zeitgenossen gewirkt haben.

      Mitglieder der Freimaurerloge des „Mopsordens“ als Liebespaar. Porzellan, Meißen, um 1745. Modelleur: Johann Joachim Kaendler (1706–1775). Im 19. Jahrhundert sollte dann eine regelrechte Mopsmanie ausbrechen.

      Sophies Kindheit, die sie ansonsten als wenig abwechslungsreich schilderte, erfuhr auf diese Weise immer wieder Höhepunkte. Als sie vier Jahre alt war, wurde sie im Beisein ihrer Mutter dem König in Preußen, Friedrich Wilhelm, vorgestellt. Der Soldatenkönig stand in der Uniform seines Leibregiments vor ihr – der Eliteeinheit der „langen Kerls“, die