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Versagen: Was dich nicht umbringt, macht dich stärker
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Ich wuchs in einem Vorort von Detroit auf. Meine Eltern und wir fünf Kinder bewohnten einen etwas über 90 Quadratmeter großen Bungalow mit drei Schlafzimmern und einem kleinen Badezimmer. In dieser bescheidenen Umgebung erkannte ich die Bedeutung der Familie. Ich lernte darüber hinaus auch den Wert der Unabhängigkeit zu schätzen und die harte Arbeit kennen, die nötig ist, um sie zu erlangen.
Ich trug Zeitungen aus, reinigte Swimmingpools, mähte Rasen und betankte Autos – machte das, was auch immer nötig war, damit ich an Geld gelangte, um meiner eigenen Identität in diesem einengenden Umfeld Gestalt zu verleihen. Soweit ich mich zurückbesinnen kann, war es die Musik, die mir den emotionalen Freiraum bot, wohingegen mir die Klamotten den nötigen Schliff verpassten. Mein gesamter Verdienst landete beim lokalen Schallplattenhändler und in den Boutiquen.
Im Alter von 15 Jahren beschaffte ich mir einen Job in einem Herrenbekleidungsgeschäft, brachte Klamotten an den Mann und nutzte den Angestelltenrabatt. Während andere nur ein einziges Hemd verkauften, stellte ich Outfits, ja sogar komplette Garderoben zusammen und erhielt dafür stattliche Umsatzbeteiligungen. Mit 18 ging ich zum College und widmete mich einem vormedizinischen Studium. Ich finanzierte es durch ein Studiendarlehen, arbeitete aber die ganze Zeit über noch als Verkäufer von Herrenbekleidung. Aus dem vormedizinischen Studium entwickelte sich letztendlich ein Abschluss als Lehrer im Bereich Naturwissenschaften. Allerdings verdiente ich als Verkäufer deutlich mehr denn als Lehrer, und so entschied ich mich, in der Modebranche zu bleiben.
Mit 25 eröffnete ich als Geschäftspartner einen Laden für Männerbekleidung. Während der nächsten drei Jahre lernte ich wie ein Besessener alles über Geschäftsführung, da ich als Ankäufer und Händler tätig war und sogar eine eigene Marke kreierte. Bei der Tätigkeit fiel ich dem Präsidenten von Ralph Lauren auf, der mir einen Job als Chef der Verkaufsabteilung für den Mittleren Westen anbot. Eineinhalb Jahre später bat man mich, nach New York umzuziehen, um dort als Verkaufsleiter der gesamten Abteilung für Herrenmode vorzustehen.
In dieser kreativen Umgebung – im Alter von 29 Jahren – ging mir ein Licht auf, und ich entdeckte meine wahre Berufung. Ich wollte Kleidung selbst designen, die Kleidung, die ich schon all die Jahre verkauft hatte.
Um dieser Bestimmung zu folgen, fasste ich Gelegenheiten beim Schopfe, nahm Risiken auf mich und musste Lehrgeld bezahlen. Fünf Jahre später war ich Vorsitzender der Designabteilung für Calvin Kleins Herrenmarken. Einige Jahre darauf kehrte ich zu Ralph Lauren zurück, um die Abteilung „Design für Männermode“ zu leiten. Es ist einer der bedeutendsten Jobs in der globalen Modebranche.
1999, nun in den Vierzigern, verließ ich das beeindruckende Label, um meine eigene Firma John Varvatos zu gründen. Mit einem fantastischen Team haben wir eine der Top-Designermarken der Welt aufgebaut. Es war ein schwieriger, holperiger Weg mit vielen Schlaglöchern – und so wird es auch bleiben –, aber die Ergebnisse rechtfertigen den Kampf. Ich befinde mich in der komfortablen Lage, viele meiner Leidenschaften verfolgt und umgesetzt zu haben: Ich arbeitete mit den größten Rockmusikern der Welt, habe meine eigene Radiosendung beim Sirius Satellitenradio, entwarf ein Auto für Chrysler und publizierte mein erstes Buch über Rock’n’Roll und Mode. Niemand hat jemals behauptet, dass es leicht werden würde. Harte Arbeit, Leidenschaft, eine Vision und die Fähigkeit, die Messlatte stetig höher zu legen, gehören zu den Bedingungen, um ganz oben zu bleiben. Für mich gibt es eine Goldene Regel – meiner Vision und meiner Marke treu zu bleiben.
Obwohl Gene Simmons’ Weg sich deutlich von meinem unterscheidet, haben wir Gemeinsamkeiten, und ich sehe in ihm einen Geistesverwandten. Wir haben beide Marken aufgebaut, die sich durch eine einzigartige Identität auszeichnen und eine klar erkennbare „DNS“. Wir haben beide niemals vergessen, woher wir kommen. Und was genauso wichtig ist: Unsere Leidenschaft und die Hingabe sind heute sogar noch größer als zuvor. Diese Werte stellen den Kern von So wird man Rockstar & Millionär dar. Die sich unter Schwierigkeiten angeeignete Weisheit wird hier als eine Art Straßenkarte für den Erfolg ausgebreitet, von der jeder profitieren kann.
Der Name John Varvatos ist zu einem allgemein präsenten Begriff geworden. Seine Mode ist überall zu sehen. Mein Sohn Nick Simmons traf ihn bei einem Event und übermittelte mir die Botschaft, dass Varvatos die Möglichkeit begrüßen würde, mit KISS zu arbeiten. Kurz darauf flogen KISS zu einer Fotosession nach New York, gefolgt von einer nur für geladene Gäste zugänglichen Show. Vor dem Treffen mit John Varvatos hätte ich kaum ahnen können, dass er einen exzellenten Geschmack hat – nicht nur, was Kleidung anbelangt, sondern auch Kostüme. Das Foto zeigt John Varvatos am 1. Januar 2000.
Möglicherweise wirst du dir als Erstes die Fragen stellen: „Was denkt dieser Typ wohl, wer er ist? Und warum schreibt ein Rockstar ein Business-Buch?“
Gute Fragen. Weiterlesen.
Bevor wir anfangen, möchte ich darauf hinweisen, dass dieses Buch zwei getrennte große Teile aufweist.
Einer ist „ICH“ betitelt. Wie in „ME, Incorporated“.
Der andere heißt „DU“. Wie in „YOU, Incorporated“.
Natürlich stecken in jedem „YOU“ gewisse Charakterzüge von „ME“ und in jedem „ME“ gewisse Charakterzüge von „YOU“. Wie im ganz normalen Leben auch. Wir sind gar nicht so unterschiedlich.
Am Ende jedes Kapitels des „DU“-Teils wirst du einen Kasten mit Anmerkungen finden, betitelt „Die Kunst des Mehrwerts“. Dort sind die Erfahrungen und Ratschläge des Buches in den 13 Grundprinzipien des Erfolgs zusammengefasst. Warum 13 Prinzipien? Zuerst einmal reagiere ich nicht abergläubisch, sondern glaube eher an harte Arbeit. Aber ich bin auch ein Fan von Sun Tzus Klassiker, des in 13 Kapitel unterteilten Die Kunst des Krieges. Mein Buch und seine Prinzipien lassen sich ebenfalls als eine Kunst des Krieges auffassen, mit denen man die Kämpfe des täglichen Lebens bewältigt.
Du kannst den mir gewidmeten großen Teil „ICH“ überschlagen und mit dem Lesen des dir gewidmeten Teils „DU“ beginnen. Vielleicht möchtest du das Buch aber auch von Anfang bis Ende studieren. Beides ist okay. Dennoch möchte ich zur Vorsicht mahnen: Bitte funktionalisiere meine Erfahrungen nicht als Blaupause oder eine Art Abkürzung zur Vermeidung harter Arbeit und des Selbststudiums, denn dies sind unabdingbare Voraussetzungen, um ein erfolgreicher Unternehmer zu werden. Meine Erfahrungen und meine Reise gehören zu mir. Ich war zum Selbststudium gezwungen. Um es bis ganz nach oben zu schaffen, musste ich mir einen Weg durch den vor mir liegenden Irrgarten bahnen.
Um es bis ganz nach oben zu schaffen, musst du ähnlich vorgehen – aber allein.
Mach dir Notizen.
Stell Fragen.
Nimm