Ein Leben in eigenen Worten. Freddie Mercury. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Freddie Mercury
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783854456018
Скачать книгу
würde das bedeuten, dass wir es wirklich ernst meinten.

      Damals sagten wir: „Wir müssen das Ganze interessant machen. Lasst uns versuchen, all die unterschiedlichen Erfahrungen mit einzubringen, die wir erworben haben.“ Wir waren nicht versnobt, aber wir gingen sehr sorgfältig vor. Wir wollten geschmackvoll wirken. Obwohl wir noch niemand waren, dachten wir doch, es solle zumindest so aussehen. Ich schätze, das war schon ein wenig versnobt. Wir wollten nicht, dass Queen eine Band wird, auf die sich alle einigen können. Für den Anfang genügten uns ein paar wenige Auserwählte.

      Ich wusste von Anfang an, dass wir groß rauskommen würden – und so war es auch. Ich hatte niemals irgendwelche Zweifel. Niemals. Ich wusste ganz einfach, dass wir es schaffen würden, und erzählte es jedem, der es hören wollte. Man muss im Musikgeschäft diese Art von Selbstvertrauen haben. Wenn man den Zuckerguss und die ganzen Garnierungen mag, muss man darauf vertrauen, dass man sie auch bekommt.

      Ich bin der einzige in der Band mit einem künstlerischen Hintergrund. Die anderen sind alle Wissenschaftler. Roger ist Biologe, John kommt von der Elektronik und Brian ist Physiker. Ich hätte mir in meinen wildesten Träumen nicht vorstellen können, dass jemand wie Brian, so ein Infrarot-Sternengucker, eine Gitarre in die Hand nehmen und Rock ’n’ Roller werden würde – aber man lernt nie aus!

      Ich ging auf die Kunsthochschule mit der Einstellung, dass ich zunächst mein Diplom machen würde – was ich auch getan habe – und dann als freischaffender Illustrator meinen Lebensunterhalt verdienen könnte. Die Musik war immer nur ein zweites Standbein, das aber irgendwie größere Formen annahm. Als ich mit den Zeichenkursen fertig war, hatte ich das Ganze satt. Es stand mir bis obenhin. Ich dachte: „Ich glaube nicht, dass ich daraus eine Karriere basteln kann, weil das ganz einfach nicht mein Ding ist.“ Da dachte ich, ich könnte es einfach mal eine Weile lang mit der Musik probieren. Jeder will ja ein Star werden, also fand ich, dass ich es ja auch einmal versuchen könnte, warum nicht?

      Nach einer Weile ist es dann an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen und ins kalte Wasser zu springen. Man muss sich sagen: „Jetzt mache ich das und konzentriere mich auf nichts anderes mehr“ – oder man lässt es. Wir haben es dann schließlich in Angriff genommen.

      Wir mussten ganz schön lange warten, denn nicht nur ich musste mich erst einmal entscheiden. Brian, John und Roger hatten recht ansehnliche Universitätsabschlüsse in die Waagschale zu werfen. Es galt daher, einige lebenswichtige Entscheidungen zu treffen. Das ist eine Vollzeitbeschäftigung und kein Hobby. In gewisser Weise hatten wir die richtige Eingebung; wir dachten, wir würden unsere akademische Ausbildung hinter uns lassen und jetzt etwas ganz anderes machen. Naja … so ist es gekommen. Ich beklage mich ganz sicher nicht.

      Meine Eltern waren außer sich, als ich ihnen sagte, was ich vorhatte, aber jetzt sehen sie, dass wir Geld verdienen und scheinen ganz zufrieden damit zu sein.

      Zweites Kapitel: „Playing My Role In History“

      „Ich habe mich nie als Bandleader von Queen betrachtet – höchstens als wichtigste Person.“

      Das Konzept für Queen war, sich hoheitsvoll und majestätisch zu geben. Glamour war ein Teil von uns, und wir wollten dandyhaft sein. Wir wollten schockieren und unverschämt sein. Wir wollten, dass die Leute nicht erst darüber nachdenken mussten, ob sie uns mochten oder nicht, sondern dass sie sich in dem Moment, wo sie uns sahen, eine Meinung bildeten. Wir versuchen nicht, anders zu sein, denn wenn man professionell ist, meine Süßen, dann muss man nicht VERSUCHEN, irgend etwas zu sein!

      Die Idee zu Queen kam mir, als ich am College studierte. Brian, der ebenfalls am College war, gefiel der Gedanke, und so taten wir uns zusammen. Die frühesten Wurzeln der Band gehen auf eine Gruppe namens Smile* zurück, die eine Single machten, die in den Vereinigten Staaten veröffentlicht wurde. Ich ging damals oft zu den Konzerten von Smile, und wir wurden Freunde. Ich ging immer zu ihren Konzerten, und sie kamen immer zu meinen. Aber die Band wurde vom Unglück verfolgt. (*Smile war eine Studentenband, bestehend aus Brian May, Gitarre und Gesang, Roger Taylor, Schlagzeug und Gesang, sowie Tim Staffell, Bassgitarre und Gesang. Smile wurde 1968 gegründet und löste sich 1970 auf.)

      Ich sagte zu Brian und Roger: „Warum verschwendet ihr eure Zeit mit so einem Zeug? Ihr solltet mehr eigenes Material spielen. Ihr solltet viel deutlicher darin werden, wie ihr die Musik rüberbringt. Wenn ich euer Sänger wäre, würde ich genau das tun!“ Schließlich löste sich Smile auf, und wir beschlossen, gemeinsam eine Band zu gründen. Wir dachten, dass sich unsere musikalischen Ideen gut miteinander verbinden ließen. Das ist alles. Wir dachten, dass unsere musikalischen Ideen gut zusammenpassen würden. Dann trafen wir (im Juli 1971) John Deacon und beschlossen, die Band Queen zu nennen.

      Der Name Queen fiel mir schon sehr früh ein. Es war ein sehr majestätischer Name, und er klang wunderbar. Er ist kraftvoll und unmittelbar. Er hatte großes visuelles Potenzial und war offen für Interpretationen aller Art. Er schuf Bezüge zu vielen anderen Bereichen wie dem Theater, und das war großartig. Er war sehr pompös und besaß alle möglichen Assoziationen. Er hatte sehr viele Bedeutungsebenen. Das war nicht einfach nur ein präzises Etikett.

      Ich war mir der Assoziationen zur Schwulenszene natürlich bewusst, aber das war nur eine Facette davon. Im Zusammenhang mit Queen habe ich ohnehin immer mehr den königlichen Wortsinn statt des schwulen bevorzugt. Wir sorgten uns zwar darum, dass die Leute vielleicht auf falsche Gedanken kommen könnten, wussten aber auch, dass unsere Musik viel größeres Gewicht als das Image besaß, weil wir uns stets darauf konzentrierten, hohe Qualität abzuliefern. Wir waren zuversichtlich, dass die Leute sich für uns interessieren würden, da wir das Spiel mit den Geschlechterrollen – das von Bowie und Bolan bereits etabliert worden war – auf eine ganz andere Ebene beförderten. Wir dachten, dass uns vielleicht auch die Teenager mögen und uns ein Pop-Image anhaften würden, dies aber nicht allzu lange dauern würde. Zu diesem Zeitpunkt waren wir nur daran interessiert, bei denen, die zu unseren Konzerten kamen, eine Reaktion hervorzurufen.

      Zwischen der eigentlichen Bandgründung von Queen und unserem ersten Plattenvertrag gab es eine große Lücke. Deswegen verunsicherte es uns immer, wenn die Leute sagten: „Das ist Queen, Glam Rock ist in, und sie reiten auf dieser Welle.“ Wir kopierten niemals irgend jemanden. Wir haben schon vor Gruppen wie Sweet und Bowie Glam Rock gemacht, und wir befürchteten, dass wir nun vielleicht zu spät dran waren. Wir hatten jedoch eine ganz andere Form von theatralischer Musik im Sinn.

      Wenn alle dasselbe machen, werden sie in eine Schublade gesteckt. Journalisten versuchen, einen in bestimmte Sparten zu stecken und einem ein Etikett zu verpassen. Von jeder Band, die heute anfängt, heißt es, sie klängen ein bisschen wie Culture Club oder sonst jemand. Wir klangen ein bisschen nach Led Zeppelin, wegen der Harmonien und so, also steckten sie uns in diese Kategorie. Man hat uns schon so viele Etiketten angeheftet. Solches Schubladendenken ist ebenso schlecht wie gut, und es wäre dumm, das ernst zu nehmen. Es kümmert mich im Grunde nicht, was sie sagen. Ich glaube, manche Leute haben etwas über uns gesagt und dann ihre Meinung geändert, nachdem sie ein Album angehört hatten. Am Ende hatten wir unseren eigene Schublade – wir belegten die Queen-Schublade. Wir hatten unser Markenzeichen. Vielen Bands, die nach uns kamen, wurde gesagt, dass sie klängen wie wir, und auch ihnen gefiel das nicht, aber da muss man am Anfang eben durch. Das war schon immer so.

      Am Anfang glaubten wir zwar ganz fest an uns, aber ich dachte, es wäre nach fünf Jahren wieder vorbei, und ich würde dann etwas anderes machen. Aber es wuchs und wuchs. Man muss dabei bedenken, dass wir zuvor alle in anderen Bands gespielt hatten und daher große Erfahrung damit hatten, was man besser nicht tat, und wussten, dass man sich nicht vom erstbesten Angebot einer Plattenfirma blenden lassen durfte.

      Zu dem Zeitpunkt, als wir ein Demo machten (1971), war uns bereits bewusst, dass wir von Haifischen umgeben waren. Wir hatten erstaunliche Angebote vorliegen, von Leuten, die sagten: „Wir machen euch zu den nächsten T. Rex.“ Aber wir waren sehr, sehr vorsichtig und griffen nicht sofort zu. Wir gingen zu allen Plattenfirmen, bevor wir uns schließlich für eine entschieden. Wir wollten nicht wie eine gewöhnliche Band behandelt werden. Wir gingen so an die Angelegenheit heran, weil wir nicht vorhatten, irgendwann arbeitslose Musiker zu sein. Wir sagten: „Entweder vermarktet