Die weitreichenden Folgen des Fleischkonsums. Funny van Dannen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Funny van Dannen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783862872220
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Frau Hass überlegt. Ich würde sagen: Problematische Persönlichkeit. Alle lachen. Voll daneben!, ruft Jeremy. Es gibt so viele problematische Persönlichkeiten, die keine Arschlöcher sind. Wir sollten beim Thema bleiben, sagt Frau Hass. Die Arschlochdefinition heben wir uns für später auf. Sie blickt zu Boden. Tut mir leid, jetzt habe ich es auch getan. Glaub mir, ich bin ein guter Mensch, aber ich stamme aus der Unterschicht und manche Dinge wird man einfach nicht los. Ich sage gerne Arschloch und noch lieber Scheiße, ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie oft ich privat Scheiße sage.

      Doch!, sagt Jeremy. Ich stamme zwar aus der Mittelschicht, aber mir geht es auch so. Es hängt mit dem Zustand der Welt zusammen. Mit dem des Menschen, präzisiert Frau Hass. Sie sieht auf Jeremys Hände. Sie denkt: Er ist intelligent, aber er hat Wurstfinger. Als ob das ein Gegensatz wäre. Die Liebe, fragt sie schnell, gibt sie euch Kraft? Wir nicken. Also, wenn man frisch verliebt ist, sagt Maria, ist die Liebe wie ein Atomkraftwerk, das ist so eine ungeheure Energie, man strahlt die ganze Zeit, alleine dafür hat sich mein Leben schon gelohnt. Warst du schon oft so schwer verliebt?, fragt Frau Hass.

      Maria nickt. Achtzehn mal. Wir applaudieren. Nur Raffaela nicht. Das gibt es gar nicht, sagt sie kühl. Achtzehn mal verliebt! Das hat ja sowas Nuttiges! Maria zuckt zusammen. Nimm das sofort zurück, du Single-Fotze! Stopp!, ruft Frau Hass. So nicht!

      Ich nehm’s zurück, sagt Raffaela. Aber wenn man sich so oft verliebt, kann’s nichts Echtes sein. Ich habe mich in meinen Mann verliebt und in sonst keinen. Wir sind jetzt über zehn Jahre zusammen. Leider will er keine Kinder, er hat Angst vor Ähnlichkeit. Er ist in Therapie. Aber ich könnte mir nicht vorstellen, mich noch einmal zu verlieben, sowas ist doch Schicksal. Der Eine so, der Andere so, sagt Rocky, wo ist das Problem? In der Oberflächlichkeit, sagt Raffaela. Du verliebst dich in einen, und zwei Wochen später in einen anderen. So können doch keine tiefen Gefühle entstehen. Doch, ruft Maria, meine Gefühle sind sehr tief! Tief unten, meinst du wohl, ruft Raffaela. Bitte!, sagt Frau Hass. Reißt euch zusammen. Habt Respekt vor der Anderen. Es bringt doch nichts, sich zu beleidigen. Mir schon, sagt Raffaela ungerührt.

      Vielleicht sollten wir jetzt über Hass reden, schlägt Jeremy vor. Nein, sagt Frau Hass. Ihr sagt mir jetzt einfach mal, was ihr an irgendeinem aus der Klasse toll findet. Das hat doch nichts mit Liebe zu tun!, meint Phil. Vielleicht doch, sagt Frau Hass. Na los.

      Also, ich mag Georgs Haare, sagt Maria. Solche schwarzen Locken hätte ich auch gerne. Und ich mag Georgs Hund!, ruft Jeremy. Ich mag Raffaelas Ehrlichkeit, sagt Rocky. Dann schweigen alle. Also, Leute, ruft Frau Hass, war das schon alles? Haare, Hund, Ehrlichkeit? Sie sieht mich an. Ich mag Ramonas kleine Brüste, sage ich leise. Hast du sie schon mal angefasst?, fragt Jeremy.

      Nein, nur gesehen, sage ich. Sie hat sie mir gezeigt. Für 20 Euro. Lügner!, ruft Ramona. Ich würde nie für Geld meine Brüste zeigen. Du warst so pleite, sage ich. Nun tu nicht so.

      Du hast ihre Notlage ausgenutzt, sagt Frau Hass, das ist nicht gut. Das ist widerwärtig. Liebst du Ramona? Nur ihre Brüste, sage ich. Frau Hass schiebt ihre Zunge zwischen Oberlippe und oberer Zahnreihe und bewegt sie hin und her. Es sieht nicht schön aus. Dann drückt sie die Zunge von hinten gegen die untere Zahnreihe und sagt: Ihr seid eine interessante Klasse. Könnt ihr bitte für die nächste Stunde Namensschildchen anfertigen und vor euch auf die Tische stellen?

      Aber sie kennen doch unsere Namen, meint Georg. Nein, sagt Frau Hass. Das Namenraten klappt nur bei Unbekannten. Aber danach vergesse ich die Namen wieder. Also bitte, tut mir den Gefallen. Wir nicken. Ich will ihr noch sagen, dass ich sie auch interessant finde. Aber ich lasse es. Nachher kommt sie noch auf falsche Gedanken.

       Die Erbsen

      Zwei Erbsen haben sich ineinander verliebt. Sie liegen mit vielen, vielen anderen Erbsen tiefgekühlt in einer Plas­tiktüte und träumen davon eines Tages ein aufgetautes, freies Leben zu führen.

      Das wird sensationell!, sagt die eine Erbse, sie hieß Pia. Wir werden nach Paris rollen und es da richtig krachen lassen. Ich freue mich schon so! Ich mich auch, ruft die andere Erbse. Sie hieß Peter. Diese ganze Coolness habe ich so über, ich möchte endlich die Sonne wiedersehen.

      Ihr liebt euch also?, fragt eine dritte Erbse. Die beiden nickten. Wir finden uns unwiderstehlich, wir wollen für immer zusammenbleiben. Die dritte Erbse lacht. Und was findet ihr an euch so besonders? Alles, sagt Pia. Die Farbe, die Form, die ganze Ausstrahlung, wir sind füreinander gemacht. Sie ist perfekt, sagt Peter. So grün, so rund, sie ist so traumhaft schön. Und wir werden Kinder in allen Farben haben. Wie bitte?, fragt die dritte Erbse. In allen Farben? Wir sind doch keine Smarties! Pah!, ruft Peter. Unsere Kinder werden die smartesten Erbsen aller Zeiten. Du wirst schon sehen. Gar nichts werde ich sehen, sagt die dritte Erbse, wir werden alle aufgefressen, die Menschen fressen alles auf. Wir sind nur Nahrung.

      Ach, die Menschen, ruft Pia. Bis jetzt haben sie uns noch nichts getan. Noch nichts getan?, ruft die dritte Erbse. Du hast wohl einen Knall! Wir sind eiskalt und knallhart, fühlt ihr euch überhaupt? Das geht vorbei, sagt Peter, das ist nur halb so schlimm. Du regst dich gerne auf, oder? Die dritte Erbse schweigt. Was hast du?, fragt Pia. Ist dir schlecht? Schweigen. Ach lass sie, sagt Peter, sie ist so negativ. Sie kann mit unserer Liebe nichts anfangen, wahrscheinlich ist sie neidisch.

      Ich hatte noch nie Glück, sagt die dritte Erbse, das ist alles. Es geht mir so am Arsch vorbei, dass ihr verliebt seid, das könnt ihr mir glauben. Und es ist mir auch egal, ob ihr Illusionen habt. Ihr werdet schon sehen. Aber Glück hätte ich auch mal gern. Ohne Liebe, kein Glück!, ruft Pia. Warum verliebst du dich nicht? Hier sind so viele perfekte Erbsen, such dir eine aus. Oder hast du keine Liebe in dir? Wie wärs mit der da?

      Sie zeigt auf eine fette Erbse in der Nähe. Das ist eine richtig geile Sau, glaub mir. Ja, bin ich, ruft die fette Erbse. Wollen wir uns verlieben? Ich kann nicht, sagt Pia, ich bin schon in eine andere verliebt, aber die da sucht jemanden. Sie zeigt auf die dritte Erbse. Wie heißt du? Pipi, sagt die dritte Erbse, und du? Pinocchio, ruft die fette Erbse. Also Pipi und Pinocchio sind jetzt ein Paar, ruft Peter. Tut euch zusammen! Die beiden bewegen sich aufeinander zu und als sie sich berühren, spüren sie die Elektrizität. Wow, ruft die fette Erbse. Das hat ja richtig gefunkt. Ja, sagt die dritte Erbse. Und wie wird das erst, wenn wir auftauen? Nun fangen auch all die anderen Erbsen an, sich umzusehen, und alle verlieben sich. Nur eine bleibt übrig.

      Es ist eine polnische Erbse, sie heißt Piwo. Sie weint. Ich habe keinen! Pia fragt Peter, ob er was dagegen hätte, wenn sie auch noch Piwo lieben würde und er sie. Peter sieht sie ungläubig an. Kannst du dich einfach so in eine x-beliebige Erbse verlieben? Pia nickt. Piwo ist genauso grün und rund und perfekt wie wir beiden. Wieso sollte ich mich nicht auch noch in ihn verlieben? Weil er eine andere Erbse ist, ruft Peter. Das bin ich auch, sagt Pia.

      Peter ist total enttäuscht und beschließt, für den Rest des Lebens alleine zu bleiben. Als die Tüte aus dem Tiefkühlfach genommen und aufgerissen wird, purzeln all die Erbsenpaare und eine Single-Erbse in das kochende Wasser. Der Mensch hat von solchen Konstellationen natürlich keine Ahnung, er möchte, dass die Erbsen lecker sind, und schmecken tun sie alle gleich, auch Peter.

       Elementar

      Luft holen

       Wasser lassen

       Feuer machen

       Erde werden

       Kommunikation

      Heute ist ja so ein schöner Tag!, ruft die Alltagsexpertin Viviane Schröter aus dem Fenster.

      Finde ich auch!, ruft die Postbotin Nicole. Schade, dass du arbeiten musst, sagt Viviane.

      Gar nicht schade, ruft Nicole. Ich arbeite gerne und an der frischen Luft zu sein ist toll.

      Aber du verdienst schlecht, ruft Viviane. Und du weißt nicht, wie lange deine Knochen diese Strampelei noch mitmachen.

      Das stimmt!, ruft Nicole. Aber was ist im Leben schon sicher?

      Hast du denn keine Angst wegen Nordkorea?, ruft Viviane. Dass der Trump