„Ich habe davor nie eine Ahnung von solch einem Kampf um eine Seele in der geistlichen Welt gehabt“, sagte Rees. „Eine Stunde lang war alles, was ich tun konnte, dem Heiligen Geist zu erlauben, durch mich zu beten. Ich erkannte, wie der Teufel ihn angriff, und dass er, wenn er ihn wieder herumbekäme, der Erweckung hervorragend entgegenarbeiten konnte. Ich sah, dass dies ein Kampf zwischen Gott und dem Teufel um diese eine Seele war, und ich sagte dem Herrn, ich wolle alles tun, wenn er ihn aufrechthalten würde.“
Noch am selben Abend stand ein Mann an Rees’ Tür, um ihn zu besuchen. Nie hatte Rees eine größere Überraschung erlebt. Es war Jim Stakes! Er war zwei Meilen hergewandert, weil – wie er sagte – am Vormittag, als er im Bergwerk arbeitete, um zehn Uhr plötzlich Rees Howells „vor ihm gestanden“ habe. Es war dieselbe Zeit, als auch Jim Stakes vor Rees „gestanden“ und sich die Gebetslast auf sein Herz gelegt hatte!
„Sind Sie in Schwierigkeiten?“, fragte ihn Rees. Das traf tatsächlich zu. Er war zwei Jahre mit seiner Miete im Rückstand und am Morgen war der Gerichtsvollzieher erschienen und hatte seine Möbel versiegelt. Bald würden sie abgeholt werden. Zwei Jahre Mietrückstand! Das war eine Menge Geld. Nach kurzem Zögern sagte Rees: „Ich gebe Ihnen das Geld für ein Jahr Miete und ich glaube, ein Freund von mir wird Ihnen die andere Hälfte geben.“ Er ging die Treppe hinauf, um das Geld zu holen. Aber noch ehe er die oberste Stufe erreicht hatte, sprach der Heilige Geist zu ihm: „Hast du nicht heute Morgen zu mir gesagt, dass du alles hergeben wolltest, damit er gerettet würde? Warum gibst du ihm dann bloß die Hälfte? Hat Gott nicht deine ganze Schuld bezahlt und dich befreit?“
Rees Howells drehte auf der Stelle um und lief die Treppe wieder hinunter. Er sagte zu dem Mann: „Es tut mir leid, dass ich Ihnen nur die Miete für ein Jahr geben wollte. Ich soll Ihnen die Miete für beide Jahre geben und alles, was Sie sonst noch brauchen. Ich soll Ihnen so helfen, dass der Teufel diese Situation nicht mehr benutzen kann, um an Sie heranzukommen.“
„In dem gleichen Augenblick, als ich das sagte“, berichtete Rees Howells später, „spürte ich die Freude des Himmels in mir. Es war, als ob irgendetwas in mir aufschnappte, und von da an war Geben für mich stets seliger als Nehmen.“ Die Summe, die er ihm aushändigte, betrug siebzig Pfund.
Anschließend nahm Rees ihn gleich mit zu einem Freund, wo sie zusammen beteten. Unterwegs fragte er ihn, ob seine Frau auch schon bekehrt sei. Hatte sie nicht die Veränderung an ihm gemerkt und war sie nicht froh darüber? „Oh ja“, entgegnete Jim, „das schon! Aber errettet ist sie noch nicht. Sie hat nicht die Kleider, um zu den Treffen gehen zu können.“
Während Rees Howells zuhörte, war es ihm im Geist – so sagte er später –, als ob Kraft zu ihr ausgegangen sei, und er wusste, dass auch sie sich bekehren würde. Am Sonntag darauf ging er sie besuchen und stellte tatsächlich fest, dass der Geist an ihr gewirkt und sie von ihren Sünden überführt hatte. Die „fürstliche Gabe“ hatte sie überwältigt, die Liebe hatte gesiegt. Der Heilige Geist führte sie zum Fuß des Kreuzes. Dort sah sie, dass eine noch größere Schuld für sie bezahlt worden war, zu einem viel höheren Preis, nämlich mit dem kostbaren Blut Christi.
Rees nannte die Errettung dieser Eheleute „den Beginn der Tage Gottes“ in diesem Gebiet, denn in ihrem Haus wurden an jedem Samstag und Sonntag Treffen begonnen, die Rees und seine Freunde leiteten. Viele kamen dorthin, und einige der schlimmsten Typen gaben dort ihr Herz dem Herrn.
Bei dieser neuen Erfahrung des Lebens im Heiligen Geist hatte Rees einen Menschen, dessen Gemeinschaft ihm viel bedeutete – seinen Onkel Dick. Als er von Llandrindod zurückkehrte, sahen durchaus nicht alle Gläubigen die Notwendigkeit der totalen Auslieferung an den Heiligen Geist ein, manche bekämpften Rees sogar. Man hätte denken können, dass von all den Gläubigen der dortigen Gegend Onkel Dick derjenige war, der diese totale Übergabe am wenigsten nötig hatte. Seit sechsundzwanzig Jahren war er Invalide und konnte nur wenige Schritte gehen und höchstens fünf Minuten an einem Stück lesen. Er hatte diesen Zustand als Gottes Willen angenommen und verbrachte täglich mehrere Stunden im Gebet oder ließ sich von einem Familienangehörigen aus der Bibel vorlesen. Vor der Erweckung, als der geistliche Zustand im Land noch sehr niedrig war, hatte er mit vielen anderen um eine Neubelebung gebetet, und seine Freude war groß, als die Antwort eintraf.
Dennoch war er sich seines eigenen Mangels bewusst. Vor der Erweckung hatten nur wenige selbst der Gottesfürchtigsten in den Gemeinden gewusst, dass das ewige Leben ein Geschenk ist und dass sie Gewissheit über die Vergebung der Sünden haben konnten. Die Wahrheit vom Heiligen Geist als einer göttlichen Person, die im Körper des Gläubigen lebt, war auch noch nach der Erweckung den meisten – einschließlich Onkel Dick – verborgen. Er sehnte sich nach mehr Kraft im Gebet, wusste jedoch nicht, wie er sie erlangen konnte.
Vor der Erweckung hatten nur wenige selbst der Gottesfürchtigsten in den Gemeinden gewusst, dass das ewige Leben ein Geschenk ist.
Onkel Dick freute sich über Rees’ Bekehrung, und Rees sah weiterhin zu ihm als zu seinem meistgeschätzten geistlichen Führer auf. So wäre es eigentlich natürlich gewesen, dass er nach seiner Rückkehr aus Llandrindod diesen Onkel als Ersten aufgesucht hätte, um ihm von seiner neuen Erfahrung zu berichten. Aber dieser Besuch war nicht leicht, denn Gott hatte Rees offenbart, dass er seinem Onkel dieses neue Verständnis vom Heiligen Geist nahebringen sollte, und obwohl bisher der Jüngere durch den Älteren gesegnet worden war, es jetzt umgekehrt sein solle.
Onkel Dick war jedoch schon vorbereitet. Als Rees ihm von dem Segen und dem zu zahlenden Preis, nämlich der vollständigen Auslieferung des eigenen Willens ohne jeden Vorbehalt, erzählte, erkannte er dies als das Wort des Herrn und die Wahrheit der Schrift an. Er brauchte drei Wochen zu dieser Übergabe. Bei jedem Besuch, den Rees bei ihm machte, sagte Onkel Dick: „In ein paar Tagen werde ich bestimmt durch sein.“ Und als es dann so weit war, stellte es einen glorreichen Sieg dar. Es war ein Beispiel dafür, dass jemand ausgesprochen gottesfürchtig und treu sein kann und doch den Heiligen Geist nötig hat und dass es ihm durchaus nicht leicht fällt, eine vollständige Übergabe zu vollziehen.
Von da an bestand für viele Jahre eine tiefe geistliche Gemeinschaft zwischen Onkel und Neffen. Onkel Dick wurde Rees’ wichtigster Gebetspartner. Er setzte seine Gebetsarbeit von etwa acht Stunden am Tag weiterhin fort, aber mit diesem Unterschied: Bis zu der Zeit, da der Heilige Geist von ihm vollen Besitz nahm, wurde jede Not, die ihm begegnete, automatisch zu einem Gebetsanliegen. Wie bei Rees wurde daraus aber nun ein Beten unter der Leitung des Heiligen Geistes mit bestimmten Gebetszielen, siegreichem Durchkämpfen und mit eindeutigen Erhörungen.
Kapitel 7
Ein Dorf, das von der Erweckung unberührt geblieben war
Etwa eine halbe Meile von Jim Stakes’ Zuhause entfernt lag ein Dorf, in dem es weder einen Gläubigen noch irgendeinen Ort gab, an dem Gottesdienste stattfanden. Zur Zeit der Erweckung hatte man auch dort mit Gebetsversammlungen angefangen, aber sie hörten bald wieder auf. Nachdem Jim Stakes und seine Frau so gesegnet worden waren, sagte Gott eines Tages zu Rees Howells: „Da es dir solche Freude gemacht hat, diesen beiden zu helfen, würdest du da nicht gern einem ganzen Dorf helfen wollen? Doch dafür hast du zuerst noch eine Lektion zu lernen: Du musst der erste Leidende sein.“ Das bedeutete, dass er wie ein Vater sein sollte, der als Erster in seiner Familie leidet, oder wie ein guter Hirte, der sein Leben für die Schafe hingibt.
Der Heilige Geist zeigte ihm, dass Gott den Platz des Sünders einnahm, indem er seine Sünden, Krankheiten und Lasten trug. Außerdem gab er dadurch, dass er in jenes Dorf ging, dem Geist die Möglichkeit, die Liebe des Heilands durch ihn auf praktische Weise zu zeigen. Diese Leute hatten während der Erweckung