Raumschiff Prokyon und die Kinder der Parallelwelt Raumschiff Prokyon #17. Harvey Patton. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Harvey Patton
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Космическая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745206043
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unsere alte Raumkugel wäre seit Jahrhunderten gründlich erforscht.«

      »Keine Ahnung, Taff«, sagte die Admiralin. »Da fragst du wohl am besten Alexandros Demosthenes, ich hatte mit diesen Leuten bis jetzt noch nichts zu tun. Ich schicke ihn zu euch herüber, wenn ich ihn treffe, jetzt muss ich leider wieder gehen.«

      Der Fremde drehte sich um, und nun sah man das verbindliche Lächeln. Seine Züge wirkten harmonisch und angenehm, das Fehlen jeder Behaarung auf dem hohen Schädel störte kaum. Es wurde voll durch die großen, strahlend blauen Augen kompensiert, sie blickten treuherzig und unschuldig.

      Alexa trank aus und entfernte sich, und nun suchten auch die Crew und LaJo das Büfett auf. In der nächsten Viertelstunde waren sie eifrig damit beschäftigt, die lukullischen Spezialitäten diverser fremder Planeten zu dezimieren, bis dann Orvid den Commander anstieß.

      »Dort kommt noch einer von den Grünen – ja, da drüben neben dem Abgesandten der Anchorannies. Der sieht aber ziemlich aufgeregt aus, gerade so, als wäre irgendwo etwas passiert.«

      Caine nickte, sah aber nur mit einem Auge hin, denn Mitani schob ihm gerade etwas in den Mund, das aufregend pikant schmeckte. Sein Interesse wurde erst geweckt, als die beiden Triarer nach einem erregten Wortwechsel fast im Laufschritt die Gruppe ansteuerten, in der sich der neue Verteidigungsminister befand.

      Lars grinste und bemerkte: »Die stellen sich an, als hätte ihnen eben jemand das Geschäft ihres Lebens verdorben ... Hmm, scheint wohl doch eine ernstere Sache zu sein, denn Mattewson ruft Alexa, Matsumoto und noch ein paar große Tiere zu sich. Vielleicht sollten wir einmal hören, was es da wohl geben mag.«

      »Kommt nicht in Frage«, erklärte Taff und nahm einen Schluck aus dem Champagnerglas. »Wer sich zur Arbeit drängt, kommt darin um, und wir haben ohnehin eben erst im M 33 ein dickes Übersoll abgeleistet!«

      »Du sprichst mir aus der Seele, hoher Boss«, stimmte Luca zu. »Da, jetzt verschwinden sie alle zusammen – warum machen wir es ihnen nicht einfach nach?«

      »Das erste vernünftige Wort, das du heute gesprochen hast«, kam es von Dorit. »Hat jemand Einwände dagegen? Okay, dann nichts wie auf ins Vergnügen, im Augenblick achtet niemand auf uns.«

      Eine Minute später saßen sie in einem der vielen Nebenräume, in dem sich schon zwei andere Schiffsbesatzungen befanden. Die Crews kannten sich zwar nur flüchtig, aber trotzdem kam zwischen ihnen sofort jener lockere Ton auf, den man drüben im Festsaal vergebens suchte. Man war unter sich, die Bedienungsroboter bekamen zu tun, und alle fühlten sich wieder einmal so richtig wohl.

      Genau sechzehneinhalb Minuten lang – dann tauchte Dorian Benson auf und beorderte die PROKYON-Crew ins Dienstzimmer des Admirals!

      *

      »Was hat das zu bedeuten, George J.?«, erkundigte sich Caine mit deutlichem Unmut. »Dies ist ein Abend, der uns zu Ehren aufgezogen wurde, wenn ich mich recht entsinne! Weshalb jetzt diese Störung, im wirklich ungeeignetsten Augenblick?«

      Der neue VM hob bedauernd beide Hände.

      »Ich bedaure sie wirklich aufs Tiefste, das darfst du mir glauben, Taff«, versicherte er. »Der Anlass ist jedoch nach Meinung aller hier Anwesenden ernst genug, um sie voll und ganz zu rechtfertigen. Wenn nämlich eine Welt in unserer Raumkugel sozusagen aus heiterem Himmel plötzlich überfallen wird, können wir es uns wohl kaum leisten, tatenlos zuzusehen! Akzeptiert?«

      Der Commander schaltete augenblicklich um und nickte ernst.

      »Voll und ganz, dafür ist Krieg jeder Art eine viel zu ernste Angelegenheit. Ein Überfall, sagst du – das lässt mich automatisch an den Planeten Wellrun Delta 79 denken, an den falschen Direktor Mattock und seinen verwünschten Drachenbund. Liegen die Dinge hier so ähnlich, oder gibt es gar eine direkte Parallele dazu?«

      »So ähnlich, aber auch wieder ganz anders«, meldete sich Tonkawa Matsumoto zum Wort, der Chef des Galaktischen Sicherheitsdienstes. »Letzteres vor allem deshalb, weil der angegriffene Planet keine von Menschen des bisherigen COOP bewohnte Welt ist. Es handelt sich um Triar, von dessen Existenz wir erst vor Kurzem erfahren haben, und dessen Repräsentanten hier anwesend sind.«

      Er wies auf die beiden grünhäutigen Männer, die bunt gestreifte, mit Goldfäden durchwirkte Anzüge trugen.

      »Dies ist Gn'uh Siktian, Leiter der Handelsdelegation von Triar, dies sein Stellvertreter Gh'ag Karadashian. Sie befinden sich auf Einladung von Alexandros hier, und Gh'ag erhielt die bestürzende Nachricht vor einer halben Stunde über Hyperfunk.«

      Er stellte auch Taff vor, der Commander nahm die Hände der beiden und musterte die Fremden nun erstmals aus der Nähe.

      Sie waren so weitgehend humanoid, dass sie sich praktisch nur durch ihre abweichende Hautfarbe von normalen Menschen unterschieden. Beide hatten grazile, geschmeidig wirkende Körper, ihre Gesichter lächelten jetzt zwar nicht mehr, wirkten aber trotzdem überaus anziehend und sympathisch.

      Caine nickte den beiden zu und fragte sachlich: »Darf ich euch bitten, mir kurz zu schildern, was auf eurer Welt vorgefallen ist?«

      Er sah den Delegationsleiter an, aber Karadashian kam diesem zuvor.

      »Es war einfach furchtbar, Commander!«, jammerte er. »Wir sind ein kleines, friedliebendes Volk, das sein bescheidenes Auskommen durch den Handel hat und noch nie einen Krieg führte. Deshalb verfügen wir auch nur über eine kleine, kaum bewaffnete Wachflotte und einige veraltete Raumforts. Der Gegner aber kam mit einer großen Flotte von riesigen, stark bewaffneten Schiffen plötzlich aus dem Hyperraum und griff Triar ohne jede Vorwarnung oder gar Kriegserklärung an. Und dann ...«

      Er ließ einen langen Wortschwall los und schilderte empört und entsetzt das Vorgehen der Angreifer. Als ihm die Luft ausblieb, sprang Siktian ein und jammerte genauso blumenreich weiter. Matsumoto versuchte vergeblich, die beiden zu stoppen, die Minister und Offiziere mussten sich alles ein zweites Mal anhören.

      »... und jetzt ist unsere Welt vollkommen ruiniert!«, schloss Gh'ag Karadashian schließlich erschöpft. »Man hat unsere Fabriken und Lagerhallen ausgeplündert, alle wichtigen Daten aus den Computern gestohlen. Unser Volk wird jammervoll zugrunde gehen, sofern es nicht Hilfe durch euch erhält!«

      Taff Caines Gesicht war unbewegt geblieben, aber innerlich konnte er gar nicht anders, als sich heimlich zu amüsieren, und der Crew erging es ebenso.

      Die beiden Triarer schienen mit einer blühenden Phantasie ausgestattet zu sein. So viele Einzelheiten, wie sie hier schilderten, konnte ein simpler Funkspruch gar nicht enthalten haben, einen guten Teil davon hatten sie demnach frei dazu erfunden. Das weckte bei Taff den Verdacht, dass die Angehörigen dieses Volkes es mit der Wahrheit nicht immer so genau nehmen mochten. Gn'uh und Gh'ag übertrieben zweifellos absichtlich – warum?

      Ihr aalglattes Wesen erinnerte den Commander in gewisser Weise an das Auftreten der Anchorannies vor noch nicht allzu langer Zeit. Damals hatten Raylly und seine Gefährten auch mit treuherzigsten Mienen versucht, die Erdmenschen zu überlisten und hereinzulegen. Hatten die Triarer vielleicht etwas Ähnliches vor?

      Nein, das kann nicht gut sein!, überlegte Taff. Dieser Überfall hat zweifellos stattgefunden, und wir können das nachprüfen, bis zu ihrer Welt ist es nur ein besserer Katzensprung. Demnach geht es den Grünen offenbar nur darum, unser Mitleid zu erregen, um dann eine großzügige Hilfe herauszuschlagen.

      Warum aber gerade von uns? Sollten die Angreifer tatsächlich von einem Planeten des COOP gekommen sein?, dachte Caine alarmiert.

      »Wisst ihr, wer euren Planeten überfallen hat? Wie sahen die angreifenden Schiffe aus?«, fragte er knapp.

      Gh'ag Karadashian sah ihn aus feuchten, blauen Augen an.

      »Das kann ich nicht sagen, es ging aus dem Funkspruch nicht hervor. Jedenfalls waren sie sehr groß und schwer bewaffnet, besaßen viele Beiboote ...«

      »Danke, das genügt«, erklärte Matsumoto hastig, ehe der Triarer seinen Sermon noch einmal ganz abspulen konnte. »Jedenfalls kann ich euch versichern, dass es keine